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Oleksandr Usyk (links) setzte sich in einem spannenden Kampf gegen Anthony Joshua durch.

© Giuseppe CACACE / AFP

Ukrainer Oleksandr Usyk gewinnt WM-Kampf: Box-Star Anthony Joshua rastet nach Niederlage aus

Das Duell zwischen Usyk und Joshua gehörte zum Besten, was das Schwergewichtsboxen seit langem zu bieten hatte. Der Ukrainer widmet den Erfolg seinem Land.

Als Anthony Joshua sportlich am Boden war, verpasste er auch seinem Ruf als Everybody's Darling mit einem wirren Auftritt den K.o. Nach der knappen, aber völlig verdienten Niederlage in einem hochklassigen Duell mit Schwergewichtsweltmeister Oleksandr Usyk warf der völlig frustrierte Joshua zwei WM-Gürtel des Ukrainers zu Boden, stürmte frustriert aus dem Ring - und kehrte für eine abstruse und mit Schimpfwörtern übersäte Rede zurück. Statt Usyk das Scheinwerferlicht zu überlassen, stahl er dem verdienten Champion respektlos den Moment des Triumphs.

„Es war die Reaktion eines Menschen. Er wollte den Sieg unbedingt, hatte so viel Druck auf seinen Schultern und er ist einfach explodiert, weil er verloren hat und am Boden zerstört war“, sagte Joshuas Promoter Eddie Hearn. „Was Usyk in der zehnten, elften und zwölften Runde gezeigt hat, war unglaublich. Das war der Unterschied. Er war wie ein Zug. Er ist einfach zu gut und die Niederlage ist keine Schande.“

Tatsächlich zählte das Finale des Kampfes im saudi-arabischen Dschidda zum Besten, was das Schwergewichtsboxen in der jüngeren Vergangenheit zu bieten hatte. In einem ausgeglichenen Duell setzte zunächst Joshua mit einer grandiosen neunten Runde ein Zeichen und brachte Usyk in ernsthafte Probleme. Doch der Vierfach-Weltmeister erholte sich und schlug gnadenlos zurück. Mit enormem Tempo und herausragenden Kombinationen verprügelte er Joshua, wie er es bereits beim ersten Kampf im September 2021 getan hatte.

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„Ich widme diesen Sieg meinem Land, meiner Familie, meinem Team und allen Soldaten, die das Land verteidigen. Ich danke euch sehr“, sagte der 35-jährige Ukrainer, der kurz darauf auch die Glückwünsche von Präsident Wolodymyr Selenskyj erhielt. „Schwieriger, aber so wichtiger und notwendiger Sieg! Die Verteidigung des Weltmeistertitels ist ein Symbol dafür, dass all diejenigen, die zu den Kosaken gehören, ihren Titel nicht aufgeben werden, sondern dafür kämpfen und auf jeden Fall gewinnen werden!“, twitterte Selenskyj.

Ein ziemlich fader Beigeschmack bleibt nach dem unrühmlichen Ende des Kampfes dennoch. Joshua erklärte zwar im Anschluss, dass er aus dem Ring gestürmt sei, weil er dachte, er würde sonst etwas Dummes tun. Die anschließende Rede, in der er Usyk als "phänomenalen Boxer" bezeichnete, sei einfach von Herzen gekommen. Unklar ist nun, wie es um die Karriere des 32-Jährigen steht. Im zweiten Duell mit Usyk zeigte Joshua sich zwar verbessert, verlor aber dennoch zurecht nach Punkten. Für eine neue WM-Chance hilft ihm nun eher sein großer Name. Sportlich müsste er sich hinten anstellen.

Ein dritter Kampf gegen Usyk ist aktuell ohnehin kein Thema. Der Ukrainer hat eher ein Duell mit WBC-Champion Tyson Fury im Sinn, der seine Karriere eigentlich beendet hat. „Ich bin mir sicher, dass Fury nicht wirklich zurückgetreten ist und er gegen mich kämpfen will. Ich will gegen ihn kämpfen und wenn ich nicht gegen Fury kämpfe, kämpfe ich überhaupt nicht“, sagte Usyk noch im Ring.

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Fury meldete sich daraufhin mit einem Video in den sozialen Medien zu Wort und ging mit gewohnt markigen Worten auf das Angebot zu einem Vereinigungskampf ein. „Schickt mich in den Ring und ich werde den ukrainischen Penner um seine Gürtel erleichtern, wie ich es schon mit dem letzten ukrainischen Penner getan habe“, sagte Fury. „Aber es wird nicht billig. Wenn du den Besten willst, musst du zahlen. Es wird sehr teuer, also holt die Scheckbücher raus.“

Fury hatte 2015 in Düsseldorf Usyks ukrainischen Landsmann Wladimir Klitschko als Vierfach-Weltmeister entthront. Eigentlich wollte der „Gypsy King“ nicht mehr in den Ring steigen, hatte dies vor wenigen Tagen nochmals bekräftigt. Er muss bis zum 26. August dem Verband WBC erklären, ob er seinen Weltmeistergürtel zurückgibt oder weitermacht.

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