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Sport: Boxen und Beten

Der Berliner Oktay Urkal brauchte Beistand

Daheim in Kreuzberg betete seine Mutter Ayse. Das macht Frau Urkal immer, wenn ihr Sohn Oktay boxt. Live dabei sein darf sie nicht. „Ich würde es nicht aushalten, wenn sie am Ring wäre“, sagte der 33jährige Deutsch-Türke vor seinem Kampf am Samstagabend in Chemnitz. Nach dem Kampf sagte Urkal nichts mehr. Und das hatte seinen Grund.

Zwar konnte der Halbweltergewichtler aus Berlin seinen EM-Titel erfolgreich verteidigen, doch tat er sich dabei äußerst schwer. Der Italienische Meister Salvatore Battaglia forderte Urkal zwölf Runden lang physisch und psychisch alles ab. „Oktay muss sich nervlich besser in den Griff bekommen. Er ist mir viel zu quirlig“, sagte Uli Wegner. Der Trainer beklagte, dass Urkal die taktische Marschroute nach der ersten Runde verlassen hatte. Zu Beginn des Kampfes hatte Urkal seinen Gegner mit einem rechten Haken durchgerüttelt. Urkal fühlte sich zu sicher. Er wollte mit Gewalt den K.-o.-Schlag setzten. In seinem Bemühen zu glänzen, verlor er völlig seine boxerische Linie.

„Er hat die Aufgabe heute noch mal gelöst“, sagte sein Trainer, „aber es war ein Achtungszeichen.“ Im Mai soll Urkal gegen den früheren Weltmeister Arturo Gatti kämpfen. Dem Sieger winkt ein Duell mit Weltmeister Konstantin Tszyu. Der Russe hat vor zwei Jahren gegen den Berliner seine WM-Krone knapp nach Punkten verteidigen können. Das war bisher das einzige Mal, dass die Gebete von Mutter Urkal nicht ganz erhört wurden. Miro

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