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Die Berliner Spieler sind zu einer selbstbewussten Einheit zusammengewachsen.

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3:2-Sieg beim VfB Friedrichshafen: BR Volleys und der Geist von Sastamala

Den BR Volleys fehlt nur noch ein Sieg zum Triple – das haben sie auch einer Niederlage in der finnischen Provinz zu verdanken.

Von Johannes Nedo

Völlig erschöpft waren die Spieler der BR Volleys, als sich Kaweh Niroomand am späten Donnerstagabend von ihnen verabschiedete. „Keiner konnte mehr geradeaus gehen. Alle waren richtig fix und fertig“, beschreibt der Manager die Mannschaft. Seine Spieler hatten sich vollkommen verausgabt – und triumphiert. Mit 3:2 gewannen die Berliner beim VfB Friedrichshafen. In der Play-off-Finalserie „best of 5“ führen sie nun mit 2:0-Siegen. Mit einem Erfolg im nächsten Heimspiel am Sonntag können die Volleys bereits den Meistertitel holen. Diese perfekte Ausgangslage haben sich die Berliner regelrecht erkämpft.

„Volleyballerisch waren wir Friedrichshafen eigentlich unterlegen“, sagt Niroomand. Seine Mannschaft hatte Probleme in der Annahme und mit den eigenen Aufschlägen, auch im Angriff schwankte sie sehr. „Wäre es ein Boxkampf gewesen, hätten wir ihn wohl verloren“, sagt Trainer Roberto Serniotti. Bei der Gesamtpunktzahl lag Friedrichshafen deutlich mit 111:100 vorne. Weil es beim Volleyball jedoch nicht auf die Summe der Punkte, sondern auf die gewonnenen Sätze ankommt, setzten sich die Berliner durch. „Denn wir ziehen einfach unser Spiel durch“, betont Serniotti. Auch Niroomand führt den knappen Erfolg, bei dem die Volleys zwei Matchbälle des Titelverteidigers abwehren mussten, vor allem auf einen Punkt zurück: „Wir verlieren nicht den Kopf. Wir haben uns in den vergangenen Monaten so viel Selbstvertrauen erarbeitet.“

Diese mentale Stärke holten sich die Berliner besonders bei den Spielen im CEV-Pokal. „Nur deshalb lohnt sich der Europapokal für uns“, sagt Niroomand. „Auch wenn wir finanziell draufzahlen, wir bekommen eben ein perfektes Training für die Play-offs.“ Und in dieser Saison könnte ein Europapokalspiel sogar den entscheidenden Impuls dafür gegeben haben, dass die Volleys nun zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte sogar das Triple gewinnen können.

Das Selbstbewusstsein holten sie sich im CEV-Pokal

Im Februar mussten die Berliner in dem finnischen Provinzstädtchen Sastamala eine 1:3-Niederlage hinnehmen. „Das war ein einschneidendes Erlebnis, ein Umkehrpunkt der Saison“, sagt Niroomand. Nach der überraschenden Pleite gegen den absoluten Außenseiter setzte der 63-Jährige eine Team-Besprechung an – und die hatte es in sich. Zunächst zeigte Niroomand der Mannschaft Ausschnitte aus dem Spiel, mit denen er darstellen wollte, wie entschlossener die Finnen schon von ihrer Körpersprache gegenüber den Volleys wirkten. Und dann konnte jeder sagen, was ihn gerade stört: die Spieler, der Trainer und natürlich der Manager. „Wir haben offen alles angesprochen“, sagt Mittelblocker Felix Fischer. „Und einige sind auch persönlich geworden. Das hat funktioniert. Da ist jeder wach geworden.“

Viele im Team glauben, ohne die Besprechung nach der Niederlage in Sastamala wären die Berliner niemals so erfolgreich gewesen in dieser Saison. „Seitdem haben wir an jedem kleinen Baustein gefeilt“, sagt Fischer. Und Niroomand betont: „Die Reaktion der Mannschaft auf die Team-Besprechung war super.“ Die Volleys bezwangen die Finnen im Rückspiel mit 3:0 und starteten damit ihren Siegeszug in DVV-Pokal und CEV-Cup.

Am Sonntag könnte diese Erfolgsserie mit dem Meistertitel gekrönt werden. Dann könnten die Berliner zum ersten Mal in der Max-Schmeling-Halle die Meisterschaft gewinnen. Auch die beiden Pokaltitel in dieser Saison holten sie auswärts. Ein Triumph zu Hause „wäre für alle das i-Tüpfelchen“, sagt Fischer. Darum versucht auch Niroomand erst gar nicht, die Bedeutung der Partie herunterzuspielen: „Das wird kein Spiel wie jedes andere. Trotzdem dürfen wir noch nicht an das Ende denken.“ Wenn er jedoch an sein erschöpftes Team denkt, muss Niroomand zugeben: „Es wäre schon wichtig und schön, wenn die Finalserie schnell vorbei ist.“

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