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Sport: Bremen brodelt

Nach dem Sieg im Uefa-Cup schimpfen die Spieler über verwöhnte Fans

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Bremen - Nun, es war gewiss nicht ehrenwert, wie das Bremer Publikum da am Mittwochabend um kurz nach zehn reagiert hatte. Werder führte im UefaCup-Achtelfinale gegen Celta Vigo längst mit 2:0, als der Uefa-Offizielle in der 64. Minute zur Auswechslung eine Tafel mit der Leuchtziffer 7 in die Höhe reckte. Jurica Vranjes war gemeint, was das gemeine Volk sodann ermutigte, höhnisch Beifall zu klatschen. In einer beträchtlichen Lautstärke und gefühlten Boshaftigkeit, die man im Weserstadion lange nicht erlebt hat. Thomas Schaaf, jahrzehntelanger Seismograf im Verein, hat daraufhin sofort reagiert: Und dem konsternierten Kroaten demonstrativ beide Hände gereicht. Doch damit war das Thema nicht aus der Welt, in Spielerkreisen war der groteske Abgang des 27-Jährigen noch gestern Gesprächsthema Nummer eins.

„Wir waren entsetzt“, sagte Torsten Frings, „so etwas kratzt dauerhaft am Selbstbewusstsein.“ Und dann sah sich das grün-weiße Sprachrohr genötigt, die Zuschauer, die in nie gekannter Zahl zu Werders Heimspielen strömen, ordentlich abzuwatschen: „Unser Publikum ist viel zu verwöhnt. Die sollen uns nach vorne pushen, dann bringen wir auch unsere Leistung.“

Klaus Allofs, der mit der Gabe des Ausgleichs gesegnete Sportdirektor, bat um Verständnis für die zahlende Kundschaft: Jurica Vranjes habe keinen guten Tag gehabt. „Wir können uns nicht beschweren und sollten keine Zuschauerschelte betreiben“, sagte Allofs. Das würde nur noch ein weiteres Problemfeld eröffnen, von denen es ungeachtet der erfreulichen Perspektiven im nationalen und internationalen Wettstreit eine Menge gibt.

„Uns fehlt die Unbeschwingtheit“, konstatierte Trainer Schaaf. Unbeschwertheit wollte der 45-Jährige wohl sagen, doch selbst einfache Beschreibungen fallen derzeit schwer. Der Versprecher symbolisierte verbal das Problem, das Werder trotz des Weiterkommens nach Toren von Hugo Almeida und Clemens Fritz hat. Werder fehlt die Frische. Doch auf die wichtigen Spieler wie Frings warten nach dem nächsten Heimspiel gegen Mainz 05 wichtige Länderspiele.

Das Titelbild des Werder-Magazins zu diesem Spiel ziert übrigens Jurica Vranjes, dem im Innenteil ein vierseitiges Interview gewidmet ist, überschrieben mit den Worten „Mit Teamgeist“. Dort lässt Vranjes verlauten: „Ich kann nur Gutes sagen: über die Mannschaft, über das Umfeld, über die Fans.“ So schnell ist das bunte Heftchen noch nie als Blendwerk enttarnt worden.

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