Bahrain: „Da ist die Formel 1 doch nebensächlich“
Rennfahrer begrüßen die Absage des Rennens in Bahrain anlässlich der politischen Unruhen in dem Golfstaat. Der Saisonstart wurde auf den 27. März verlegt. Die Rennen werden dann in Melbourne statt finden.
Berlin - So gut wie niemand findet die Entscheidung falsch. Der Entschluss, den Großen Preis von Bahrain, den Auftakt in die neue Formel-1-Saison wegen der politischen Unruhen in dem Staat abzusagen, stößt auf breite Zustimmung. „Wie viele meiner Formel-1-Kollegen finde auch ich, dass die Absage der Veranstaltungen eine gute Entscheidung war“, teilte der Rekordweltmeister Michael Schumacher auf seiner Homepage mit. „Die Menschen haben dort wirklich wichtigere Themen als die Formel 1, die Priorität haben“, schrieb der 42 Jahre alte Mercedes-Pilot weiter. Schumacher hatte 2004 noch im Ferrari die Premiere in Bahrain gewonnen.
Ursprünglich wollte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Entscheidung erst am Dienstag offiziell werden lassen – aber dann wurde der Entschluss, den Saisonauftakt am 13. März in Bahrain abzusagen, doch schon am späten Montagnachmittag bekannt. Nachdem die Teams intern informiert waren und damit, fast logisch, bei den derzeit in Barcelona stattfinden Testfahrten die Absage auch nach draußen durchsickerte, kam auch aus Bahrain die offizielle Bestätigung.
Der Saisonauftakt findet jetzt am 27. März in Melbourne statt. Ob das Rennen in Bahrain eventuell gegen Saisonende im November nachgeholt wird, ist noch nicht entschieden. Allerdings soll Ecclestone sich dagegen ausgesprochen haben. Der ehemalige Formel-1-Pilot und RTL-Experte Christian Danner, der Bahrains Kronprinzen persönlich kennt und ihn als einen moderaten, westlich orientierten Mann beschreibt, hält die Entscheidung für richtig. „Ich bin immer sehr gern nach Bahrain gefahren, habe das Land und die Menschen dort als sehr gastfreundlich empfunden. Es ist richtig, ihnen dort jetzt erst einmal die Chance zu geben, in Ruhe ihre eigenen Probleme zu lösen.“
Hätte sich die Formel 1 der Situation gegenüber blind gestellt, wäre ein Imageschaden entstanden. Abgesehen davon, dass man Mitgliedern des Formel-1-Trosses gefährdet hätte. Wenn etwas passiert wäre, dann hätte erst einmal das Königshaus und die Regierung für Schäden aufkommen müssen. Keine Versicherung ist derzeit bereit, dieses Risiko zu tragen.
Bei den meisten Teams ist man erleichtert. Ob Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der sagte, dass es erfahrungsgemäß in solchen Situationen „ja meistens nicht besser, sondern eher schlimmer wird“, oder Red-Bull-Chef Christian Horner, der schon im Vorfeld mit Rücksicht auf seine Mitarbeiter für eine Absage plädiert hatte. Auch Formel-1-Pilot Mark Webber erklärte: „Wenn man hört, dass dort Menschen ihr Leben verlieren, dann ist das eine Tragödie. Da ist die Formel 1 nebensächlich.“ Und Nick Heidfeld sagte: „Die Bilder aus Bahrain sind schon erschreckend. Wenn es nicht sicher ist, will ich da nicht fahren.“
Ulrich Meyer