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Sport: Das alte Spiel

Hertha BSC schafft gegen Aufsteiger Mainz nur ein 1:1 und bleibt damit in der neuen Saison ohne Sieg

Berlin - Der Sommer ist vorbei in Berlin, und gestern haben ihn auch noch die Fußballspieler von Hertha BSC verabschiedet. Sie haben es im Olympiastadion nicht einmal versucht mit dem Sommerfußball. Es war eine ganz und gar verwelkte Leistung, sie hatte nichts Helles und Leuchtendes mehr wie noch vor zwei und drei Wochen bei den Spielen gegen Bochum und München. Der Aufbruch in die neue Saison ist schon jetzt Vergangenheit nach dieser Darbietung und diesem Ergebnis – 1:1 gegen den Aufsteiger Mainz 05.

Mehr wäre möglich gewesen, aber nicht verdient. Es war das alte Spiel, das die Berliner 39 302 Zuschauern präsentierten, unbeweglich und ohne Ideen. „Das, was die Mainzer ausgezeichnet hat, haben wir nicht gebracht: Leidenschaft und Aggressivität“, sagte Trainer Falko Götz. In der 39. Minute schoss Thorben Marx den Ball aus zwanzig Metern aufs Tor – um drei Meter verfehlte er das Ziel. Es war eine der besten Chance der Berliner vor der Pause.

Es wurde auch in der zweiten Halbzeit nicht überzeugend, obwohl Götz die taktische Ausrichtung korrigierte und für den linken Außenverteidiger der Viererkette Michael Hartmann als zweiten Stürmer Fredi Bobic einwechselte. Erst in der 68. gab es Hoffnung auf Besserung, als Bobic ins Tor traf. Nach einem feinen Zuspiel von Gilberto brauchte Bobic nur noch den Fuß hinzuhalten. Hertha führte 1:0. Wenigstens wird das schwache Abschneiden nun nicht an den Stürmern festgemacht. Bobic war angeschlagen ins Spiel gegangen und hatte trotzdem getroffen. Doch auch beim Ergebnis zeigte sich Hertha BSC wenig originell: dreimal gespielt in dieser Saison, dreimal in Führung gegangen, dreimal Unentschieden.

Zwei Mainzer beim Freistoß genügten, um die Berliner zu verwirren. Sowohl Christof Babatz als auch der eingewechselte Jürgen Kramny standen in der 78. Minute vor dem Ball. Die Berliner erwarteten einen Schuss von Babatz, er hatte schließlich schon im ersten Saisonspiel beim VfB Stuttgart zweimal erfolgreich geschossen. Doch dann trat Kramny an und traf. Er hatte auch keine Gegenwehr von Hertha zu befürchten. „Ich habe keinen Spieler in der Mauer springen sehen“, sagte Manager Dieter Hoeneß.

Der Mainzer Trainer Jürgen Klopp wunderte sich , warum die Berliner überhaupt mit Babatz gerechnet hatten: „Babatz hätte die Mauer umschießen können, aber für die geschnittenen Bälle ist bei uns Kramny zuständig.“ Er war eine nette Leistung der Mainzer, nichts Aufregendes, aber engagiert genug, um sich einen Punkt zu verdienen. „Wir haben 87 Minuten sehr aggressiv und kompakt gestanden, frech nach vorne gespielt und haben uns auch von dem großen Stadion nicht einschüchtern lassen“, sagte Klopp.

In den letzten Minuten des Spiels brach die Mainzer Ordnung dann zusammen, aber die Berliner waren weit davon entfernt, daraus Gewinn zu ziehen. Wer hätte auch die Entscheidung bringen sollen? Marcelinho, der nervös wirkte und ungewohnt viele leichte Fehler machte? Oder Pal Dardai, der gelegentlich nach vorne lief, aber nicht oft genug, um die Mainzer mehr unter Druck zu setzen? Vielleicht meinte Hoeneß auch die beiden, als er sagte: „Vier, fünf Leute haben heute unter ihren Möglichkeiten gespielt, nicht nur spielerisch, sondern auch kämpferisch.“

Hoeneß wollte sich nicht bei der Frage aufhalten, ob der Freistoß für die Mainzer berechtigt gewesen war. „Dass wir den Ball überhaupt am eigenen Strafraum verlieren, war schon überflüssig. Der Fehler bei uns war einfach mangelnde Cleverness.“

Den Saisonstart haben sich Hertha und der neue Trainer Götz anders vorgestellt. In den ersten beiden Spielen hatten die Berliner gegen stärkere Gegner noch viele Kombinationen gezeigt. Sie haben Sommerfußball gespielt. Gestern nicht. „Ein Punkt ist einfach zu wenig. Mainz ist nicht München oder Madrid“, sagte Niko Kovac. Und die Fußballspieler von Hertha BSC sind immer noch die alten.

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