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Sport: Das Duell der stürmenden Torhüter

Jens Lehmann und Oliver Reck kämpfen um Sympathie-Punkte. Der Nationaltorhüter erwartet Pfiffe auf SchalkeGünter Bork Vor dem Duell der "stürmischen Torhüter" geht Jens Lehmann in die Defensive.

Jens Lehmann und Oliver Reck kämpfen um Sympathie-Punkte. Der Nationaltorhüter erwartet Pfiffe auf SchalkeGünter Bork

Vor dem Duell der "stürmischen Torhüter" geht Jens Lehmann in die Defensive. Auch bei seiner zweiten Rückkehr ins Gelsenkirchener Parkstadion "auf Schalke" erwartet der Nationalkeeper von Borussia Dortmund am heutigen Mittwochabend einen heißen Empfang. Er gibt sich keinen Illusionen hin. "Es wird sicherlich nicht schön werden", glaubt der 30-Jährige, dem die königsblauen Fans seinen Abschied im Sommer 1998 in Richtung Mailand und den Wechsel sechs Monate später zum Erzrivalen nach Dortmund noch nicht völlig verziehen haben. Denn seither hat Schalke ein echtes Torwart-Problem. Das sehen zumindest die Fans so.

Lehmanns 34-jähriger Nachfolger Oliver Reck konnte es nicht lösen, auch nicht das beim Schalke-Anhang so beliebte Eigengewächs Mathias Schober, auch nicht Norwegens Nationalthorhüter Grode Frodas. Der ehemalige Bremer Reck kämpft auch in Gelsenkirchen wegen der vielen Fehlgriffe im Laufe seiner langen Karriere gegen seinen Ruf als "Pannen-Olli" und noch immer um die Anerkennung der eigenen Anhänger. In den vergangenen Wochen hat sich sein Ansehen immerhin leicht gebessert. Sympathiepunkte gewann Reck sicherlich mit seiner spektakulären Vorlage für den Dänen Ebbe Sand zum 3:3 am vergangenen Sonnabend beim TSV 1860 München. Von einem Bonus ist Oliver Reck allerdings noch weit entfernt.

Einem erneuten Ausflug von Reck in der Schlussphase des Derbys sieht Jens Lehmann jedoch gelassen entgegen: "Das wäre kein schlechtes Zeichen, dann würden wir führen." Auf der anderen Seite würde sich der Borussen-Torhüter folglich nicht allzugern im Schalker Strafraum sehen, der zehn Jahre lang sein Arbeitsfeld war, auch wenn ihm im Uefa-Cup gegen die Glasgow Rangers die (etwas ungewollte) Vorlage zum 2:0 durch Fredi Bobic ("Das hat der Olli viel eleganter und perfekter gemacht") gelang. Lehmann traf bei einem Schussversuch den Ball nicht richtig, der prallte von seinem anderen Fuß ab und kam auf irgendeinem Wege genau in die Schussbahn von Bobic. Der ließ sich nicht zweimal bitten. Es folgten eine Verlängerung und ein Elfmeterschießen. Gleich drei Schüsse parierte Lehmann und wurde als Held gefeiert.

Szenen, die den Schalker Fans an den Uefa-Cup-Sieg 1997 bei Inter Mailand erinnerten, den Lehmann mit einem parierten Elfmeter gegen den Chilenen Ivan Zamorano besiegelte. Umso mehr schmerzt sein Verlust in einer Saison, in der sein Ex-Klub an einer chronischen Heimschwäche (bisher nur ein Sieg) krankt. Den Nationaltorhüter "1b" macht es nach eigener Aussage stolz, wenn er aus Schalker Kreisen die weit verbreitete Meinung hört, mit einem Jens Lehmann stünde der siebenmalige Deutsche Meister in der Tabelle ein wesentliches Stück weiter oben. Trotz des Wechsels ins so genannte feindliche Lager sind Lehmanns Kontakte zu seinem Ex-Verein nicht abgerissen: "Ich will meine Schalker Vergangenheit nicht verleugnen. Ich hatte dort eine tolle Zeit." Immerhin elf Jahre spielte er in Schalke, rückte 1988 in den damaligen Zweitliga-Kader auf und feierte 1991 mit dem Traditionsklub das Bundesliga-Comback.

Auch eine fast zwölfmonatige Abstinenz nach einer schweren Knieverletzung (Kreuz- und Innenbandriss, Meniskusschaden) im September 1992 konnte die Karriere des introvertierten Schlußmannes nicht aufhalten, der von sich selbst sagt: "Ich weiß, dass ich manchmal arrogant wirke. Es gibt bessere Beispiele für einen Publikumsliebling als mich." Aber momentan jedenfalls kaum bessere Torhüter, und das wissen die Schalker am besten.

Günter Bork

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