Sport: Das Risiko mit der Jugend
Hertha kämpft noch. Nicht nur um einen Spieler, sondern auch um das eigene Jugendkonzept.
Hertha kämpft noch. Nicht nur um einen Spieler, sondern auch um das eigene Jugendkonzept. Der 20 Jahre alte Ashkan Dejagah will zum VfL Wolfsburg wechseln, doch das würde eine Schwäche beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC offen legen. Den jungen Spielern fehlt es in Berlin oft an Perspektive – weil die Ansprüche des Klubs hoch sind.
Auch aus finanzieller Not steckt Hertha BSC jedes Jahr fünf Millionen Euro in die vereinseigene Jugendakademie. Diese soll aus jungen Talenten Profifußballer machen. Das wiederum soll dem Klub teure Einkäufe ersparen und ihm zu einem jugendlichen Image verhelfen. Doch leider ziehen die wichtigsten Akteure oft nicht mehr mit.
Mit Malik Fathi und Kevin-Prince Boateng haben sich erst zwei Talente durchgesetzt. Andere wie Thorben Marx oder Alexander Ludwig gab der Klub ab. Ashkan Dejagah ist besser als die beiden, ihn wollen sie halten. Der 20-Jährige hat sich nach der Verletzung von Yildiray Bastürk einen Platz im Team erspielt. Trotzdem sucht der Verein weiter nach einem Ersatz für Bastürk, falls der Spielmacher gehen sollte. Die Berliner haben nach wie vor internationale Ambitionen und brauchen fertige Spieler. Wie zuletzt den 31 Jahre alten Brasilianer Mineiro.
So kann Wolfsburg Dejagah offenbar mehr bieten: Vor allem Spielzeit. Alexander Madlung wurde dort zum Nationalspieler. Das ist ihm in sechs Jahren in Berlin nicht gelungen. Für Madlung bekam Hertha immerhin 1,3 Millionen Euro, Dejagah hingegen kann ablösefrei gehen. Sein Vertrag läuft aus. Nach bislang 16 Bundesligaspielen und sieben Jahren Ausbildung. Das zeigt auch das wirtschaftliche Risiko von Herthas Jugendkonzept.
Stefan Tillmann