Sport: Das Schlimmste zum Schluss
0:6 in Frankfurt – die Eisbären verfehlen nach der höchsten Saisonniederlage die Play-offs
Stand:
Seinen letzten Arbeitstag bei den Eisbären hatte sich Pierre Pagé anders vorgestellt. Schon nach einem Drittel in der gestrigen Partie der Berliner bei den Frankfurt Lions zeichnete sich ab, dass sich der deutsche Eishockeymeister mit einer unrühmlichen Vorstellung aus der Saison verabschieden würde. Die Hessen führten bereits 3:0. Gegen Mitte des zweiten Drittels hatte auch der Trainer eingesehen, dass seiner hilflosen Mannschaft nicht mehr zu helfen war. Mit versteinerter Miene verfolgte Pagé das unspannende Treiben auf dem Eis, das dem Großteil der 5900 Zuschauer in der Frankfurter Eissporthalle am Ratsweg natürlich gefiel. Die Berliner aber gingen unter, verloren das dritte und entscheidende Spiel in der Qualifikation zu den Play-offs 0:6 (0:3, 0:2, 0:1). Damit findet die Endrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erstmals seit Pagés Amtsantritt in Berlin im Jahr 2002 ohne die Eisbären statt.
Der Tag hatte für die Berliner schon nicht gut begonnen. Stürmer Denis Pederson musste wegen eines geschwollenen Knöchels passen, Kotrainer Hartmut Nickel konnte wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht nach Frankfurt reisen. Jeff Tomlinson vertrat Nickel. Was er im ersten Drittel sah, musste Tomlinson ein wenig an die von ihm betreuten Eisbären Juniors erinnern, die nach enttäuschenden Vorstellungen in der regulären Saison in der Oberliga nur Vorletzter wurden: Die Berliner waren zu undiszipliniert und ebneten den Hessen den Weg zum Sieg durch viele Strafzeiten. So konnte Jeff Ulmer schon in der 12. Spielminute den bis dahin guten Berliner Torwart Youri Ziffzer im Powerplay überwinden.
Da sich Schiedsrichter Daniel Piechaczek mit strittigen Entscheidungen dem mäßigen Spielniveau anpasste, hatten die Lions in der letzten Minute des Anfangsabschnitts sogar eine 5:3-Überzahlsituation. Steve Kelly nutzte sie zum 2:0 und nur 23 Sekunden später schoss Shane Peacock sogar das dritte Frankfurter Überzahltor. Aber es lag nicht am Schiedsrichter, dass die Eisbären das Spiel früh verloren. Im Mittelabschnitt benachteiligte Piechaczek die Frankfurter bei den Hinausstellungen. Da zeigte sich, dass die Berliner mit Powerplay-Situationen nichts anfangen konnten. Mit dem Puck schoben sie auch die Verantwortung weiter, gute Schüsse auf das Tor von Ian Gordon gab es nicht.
Nach dem ersten Drittel sagte Bundestrainer Uwe Krupp: „Ein 0:3 lässt sich aufholen, es wird sich zeigen, ob die Eisbären noch an sich glauben.“ Die Antwort fiel klar negativ aus, denn der Spielstand schraubte sich für die Eisbären in peinliche Dimensionen, als der für Ziffzer nach dem ersten Drittel eingewechselte Daniar Dshunussow einen Schuss von Rami Alanko ins eigene Tor schob. 33 Sekunden danach traf Ulmer zum 5:0, im letzten Drittel schoss Patrick Lebeau das 6:0.
Die Ära unter Pagé endet somit mit der höchsten Saisonniederlage. Der Trainer verlässt den Klub und wechselt Gerüchten zu Folge zu Red Bull Salzburg. „Es waren die schönsten fünf Jahre meines Lebens“, sagte Pagé gestern mit Tränen in den Augen nach dem Spiel. Mit ihm wurden die Berliner zwei Mal Meister. Doch vom dritten Titel blieben sie weit entfernt. Das bedauerte auch der Chef der europäischen Filiale des Eisbären-Eigners, der Anschutz-Gruppe. „Der moralische Schaden ist nach so einer Saison groß“, sagte Detlef Kornett. Die Eisbären hätten mit der schwachen Saison ein Stück ihres guten Images in Berlin verspielt. Die miserable Vorstellung von gestern rundete dieses Bild nur noch ab.
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