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Sport: Das Schweigen der Fans

Bremen siegt nach 0:2-Rückstand 3:2 in Wolfsburg

Das Spielchen ist in den Stadien der Fußball-Bundesliga längst üblich. Auch in Wolfsburg. Die Heimmannschaft schießt ein Tor, eine Hymne wird eingespielt, die Zuschauer schwenken ihre Schals dazu. Dann ruft der Stadionsprecher: „Neuer Spielstand: VfL Wolfsburg ...“ Und für gewöhnlich kommt dann die Zahl der Tore aus tausend Kehlen zurück. Gestern kam Schweigen. Mitten in den Jubel der Wolfsburger über die 2:0-Führung traf Miroslav Klose zum 1:2-Anschlusstreffer für Werder Bremen – nur 60 Sekunden, nachdem das Publikum die ersten Punkte des VfL im Jahr 2005 sicher geglaubt hatte. Es war der Wendepunkt eines turbulenten Spiels vor 24 231 Zuschauern. Bremen gewann am Ende 3:2 (0:1).

Damit haben die Bremer Anschluss an die Spitzengruppe der Bundesliga gehalten. Der Deutsche Meister liegt auf Platz vier, sieben Punkte hinter der Spitze. Der VfL Wolfsburg, in der Hinrunde lange Tabellenführer, droht ins Mittelfeld der Tabelle abzurutschen. „Das Tor hat uns unruhig gemacht“, ärgerte sich Wolfsburgs Trainer Erik Gerets nach dem Spiel. Denn seine Mannschaft hatte alle Gelegenheiten, den zwei Niederlagen zu Beginn der Rückrunde einen Sieg folgen zu lassen. In der ersten Halbzeit hatte Thomas Brdaric einen sehenswerten Konter über den starken Martin Petrow per Kopf zum 1:0 abgeschlossen. Viel mehr passierte in der ersten Halbzeit nicht – und es wäre den Zuschauern sicher recht gewesen, wenn die zweite Hälfte ähnlich ereignislos verstrichen wäre.

Doch dem 2:0 durch Pablo Thiam fünf Minuten nach der Halbzeitpause folgte der Teil des Spiels, der die Bremer Verantwortlichen an alte Fähigkeiten erinnerte. „Die Mannschaft hat diese Qualitäten, wieder ins Spiel zu kommen“, sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf. Und Sportdirektor Klaus Allofs freute sich: „Die Mannschaft ist für ein Auswärtsspiel sehr selbstbewusst aufgetreten.“ Zumindest für die 40 Minuten, die dem 1:2 durch Klose folgten, hatte er Recht. Werder nutzte die Wolfsburger Verunsicherung. Neun Minuten nach dem Anschlusstreffer folgte der Ausgleich. Ludovic Magnin traf mit einem Flachschuss aus etwa 20 Metern. Und nicht nur Gerets spürte zu diesem Zeitpunkt, dass dieses Spiel kein glückliches Ende für seine Mannschaft nehmen würde. „Wenn du gegen eine Mannschaft wie Bremen nach dem 2:0 das 2:2 bekommst, dann ist die Gefahr groß, das Spiel noch zu verlieren.“ Zumal Schaaf das tat, was er immer tut, wenn er ein Spiel unbedingt gewinnen will: Er wechselte Stürmer Nelson Valdez ein. Wie so oft schon in dieser Saison war es schließlich der Paraguayer, der das Spiel vier Minuten vor dem Ende entschied. Nach einer Flanke von Klose traf Valdez zum Sieg der Bremer.

Der Ärger der Wolfsburger Zuschauer über das aus den Händen gegebene Spiel traf Schiedsrichter Franz-Xaver Wack, weil er nachdem die Hand des Bremers Micoud im Strafraum den Ball berührt hatte, nicht auf Elfmeter entschied. Doch Micoud war der Ball an die Hand gesprungen, ohne Absicht des Franzosen. Wack lag mit seiner Entscheidung richtig.

Steffen Hudemann[Wolfsburg]

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