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DDR-Fußballer Dirk Schlegel: „Es ist dein Leben, tue das Richtige!“
Bei einem Europapokalspiel flüchtete der Abwehrspieler des Dauermeisters BFC Dynamo spektakulär in den Westen. Ein Gespräch über ostdeutsches Erbe und den Berliner Fußball heute.
Stand:
Herr Schlegel, was denken Sie, wenn Sie heute am Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg vorbeigehen, der gerade abgerissen wird?
Für mich ist das immer wie ein Nachhausekommen. Meine Lebensgefährtin wohnt in Hohenschönhausen, im dortigen Sportforum habe ich mit dem BFC noch öfter gespielt. Natürlich ist man da nostalgisch. Im Jahn-Sportpark habe ich mein erstes Punktspiel absolviert und mein erstes Europapokalspiel. Aber die Arena war schon sehr runtergekommen. Es ist nicht verkehrt, wenn hier etwas Neues für den Sport entsteht.
Sie waren an vier Meisterschaften des Dauermeisters BFC beteiligt. Hat es Spaß gemacht, beim meistgehassten Klub der DDR zu spielen?
Bei uns saß Stasi-Chef Erich Mielke auf der Tribüne. Wenn wir nach Aue oder Karl-Marx-Stadt kamen, brüllten die Leute: „Stasi raus! Oder: „Geht arbeiten!“ Bei mir überwog trotzdem die Freude, mit den Helden meiner Kindheit in einem Team zu sein. Der Hass war eher eine Motivation für uns. Wir haben nicht so schönen Fußball gespielt wie Dynamo Dresden, aber die entscheidenden Spiele gewonnen. Doch je mehr Meisterschaften der BFC holte, desto weniger Fans hatte der Verein.
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