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Jule Niemeier konnte die deutsche Bilanz auch nicht mehr aufpolieren.

© Imago/Juergen Hasenkopf

Debakel bei den Australian Open: Alle deutschen Profis scheiden am Auftakttag aus

Jule Niemeier zeigt eine gute Leistung gegen die Nummer eins der Welt, aber scheitert ebenfalls in der ersten Runde. Alexander Zverev steigt am Dienstag ein.

Null aus sechs − die deutschen Tennisprofis haben zum Auftakt der Australian Open ein Debakel erlebt. Keiner der sechs am Montag gestarteten Spieler meisterte seine Erstrunden-Hürde. Oscar Otte, Daniel Altmaier, Yannick Hanfmann, Tamara Korpatsch, Eva Lys und zum Abschluss Jule Niemeier kassierten im Melbourne Park allesamt Niederlagen und sorgten aus deutscher Sicht beim „Happy Slam“ früh für ernüchternde Stimmung.

Passend zum schwachen Abschneiden war Ottes Selbstkritik: „Ich stand gefühlt wie eine Mülltonne auf dem Platz.“ Und Eurosport-Experte Boris Becker meinte süffisant: „Manchmal ist auch dabei sein alles...“ Am Dienstag kann unter anderem Olympiasieger Alexander Zverev die deutsche Bilanz etwas aufpolieren - mit Edelfan Dirk Nowitzki als Unterstützung auf der Tribüne.

Die Basketball-Ikone verfolgte auch Niemeiers Auftaktmatch in der Rod Laver Arena - und war dabei kein Glücksbringer. Wie schon im Achtelfinale der US Open im vergangenen September bereitete Niemeier der Weltranglistenersten Iga Swiatek große Probleme, nach knapp zwei Stunden Spielzeit setzte sich die Polin aber gegen die Wimbledon-Viertelfinalistin durch. „Sie hat wirklich starken Druck ausgeübt“, lobte die topgesetzte Swiatek. 

Manchmal ist auch dabei sein alles...

Eurosport-Experte Boris Becker über das deutsche Abschneiden

Niemeier selbst war gefrustet - machte sich aber keine Vorwürfe. „Meiner Meinung nach habe ich nicht viel falsch gemacht, etwas Mentales war es definitiv nicht“, sagte die Dortmunderin. „Gegen Topspielerinnen ist es so, dass die in engen Situationen besser spielen und nochmal eine Schippe drauflegen.“ Genau das vermisste Bundestrainerin Barbara Rittner bei Niemeier: „Bei den Knackpunkten hat sie immer ein bisschen zurückgehalten.“

Hanfmann sah nach einer Zweisatz-Führung gegen den Wildcard-Inhaber Rinky Hijikata bereits wie der sichere Sieger aus, doch der Australier drehte beflügelt vom frenetischen Publikum das Spiel nach 4:25 Stunden in ein 4:6, 4:6, 6:3, 7:6 (7:5) und 6:3. 

Otte geht hart mit sich ins Gericht

Otte ging derweil hart mit sich selbst ins Gericht. Er habe es nicht hinbekommen, „mal einen vernünftigen Return mit der Rückhand reinzuspielen“, sagte der Davis-Cup-Spieler nach dem verdienten 2:6, 4:6, 7:6 (7:2), 5:7 gegen den Qualifikanten Shang Juncheng. Gegen den 17 Jahre alten Chinesen fand Otte von Beginn an überhaupt nicht ins Match. „Einfach Wahnsinn, was heute passiert ist.“

Altmaier brachte den an Nummer 16 gesetzten Amerikaner Frances Tiafoe von Satz drei an mächtig in Bedrängnis, musste sich am Ende aber mit 3:6, 3:6, 7:6 (7:5), 6:7 (6:8) geschlagen geben. „Er hat unheimlich gekämpft“, lobte Tiafoe hinterher den Deutschen.

Daniel Altmaier brachte Frances Tiafoe in Bedrängnis, unterlag aber in vier Sätzen.
Daniel Altmaier brachte Frances Tiafoe in Bedrängnis, unterlag aber in vier Sätzen.

© Imago/Jason Heidrich/Icon Sportswire

Lys war nach dem 6:2, 0:6, 2:6 gegen die spanische Qualifikantin Cristina Bucsa „enttäuscht“. Nach dem gewonnenen ersten Satz habe sie „wirklich realisiert, was gerade passiert“ - danach gab es den Bruch im Spiel der Hauptfeld-Debütantin. Die 21-Jährige ließ sich zudem im zweiten Satz am rechten Handgelenk behandeln. Für Korpatsch ist das Turnier nach dem erwartbaren 3:6, 2:6 gegen die frühere US-Open-Gewinnerin Emma Raducanu aus Großbritannien beendet.

Zverev steigt am Dienstag ins Turnier ein

Am Dienstag (4.30 Uhr MEZ) steht Zverev im Mittelpunkt. Der Hamburger ist trotz seiner langen Zwangspause wegen einer Fußverletzung im French-Open-Halbfinale im Duell mit dem peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas der klare Favorit. Den Sandplatz-Spezialisten habe er erst einmal spielen sehen, verriet Zverev: „Ich muss auf mich selber schauen und zusehen, dass ich in Form komme. Da ist jeder Gegner für mich sehr wichtig.“

Zverev hofft auf die Unterstützung von Nowitzki, der mit Zverev in der vergangenen Woche im Melbourne Park ein paar Bälle geschlagen hatte und sich das Spiel live vor Ort anschauen will. „Er hat mir gesagt, dass er Montag und Dienstag da sein wird. Ich denke, dass er auch bei meinem Match da sein wird“, sagte Zverev.

Neben Zverev hoffen am Dienstag drei weitere deutsche Spieler auf den Einzug in die zweite Runde. Jan-Lennard Struff ist gegen den Amerikaner Tommy Paul nur Außenseiter. Bei den Frauen bekommt es Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria mit der Italienerin Lucrezia Stefanini zu tun, Laura Siegemund misst sich mit Lucia Bronzetti aus Italien.

Für die Veranstalter gab es am Montag eine schlechte Nachricht: Lokalmatador Nick Kyrgios musste wegen einer Meniskus-Verletzung seinen Start absagen. „Das ist brutal“, sagte der Wimbledon-Finalist, der als einer der größten Werbeträger für das Turnier im Melbourne Park galt. Immerhin verhinderte der spanische Titelverteidiger Rafael Nadal durch ein 7:5, 2:6, 6:4, 6:1 gegen den Briten Jack Draper ein frühes Aus. (dpa)

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