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Draufgänger. Suleiman Abdullahi (links) belebte Unions Offensivspiel zuletzt merklich. An diesem Sonntag könnte er mit seiner Mannschaft dem Aufstieg in die Bundesliga ein großes Stück näherkommen.

© Annegret Hilse/dpa

Aufstiegskampf in der Zweiten Liga: Der 1. FC Union setzt auf Suleiman Abdullahi

In der heißen Phase der Saison kann der Nigerianer mit seiner Schnelligkeit und Physis extrem wichtig für die Berliner sein – auch am Sonntag in Darmstadt.

Von David Joram

Der vergangene Sonntag ist für den Hamburger Fußballer Gideon Jung einer der weniger schönen in seinen bisherigen 24 Lebensjahren gewesen. Ein bisschen verträumt wirkte er an diesem Tag um kurz nach 14 Uhr, als ihm Suleiman Abdullahi vom 1. FC Union den Ball klaute, woraus das 1:0 für die Berliner im Zweitliga-Topspiel resultierte. Der schwere Lapsus brachte Jung im Heimspiel an diesem Samstag gegen Ingolstadt einen Platz auf der Bank ein, was dem HSV allerdings auch nichts nutzte. Das Tor in Berlin, das auf die Hamburger wie ein Tiefschlag wirkte, offenbarte gleichzeitig, welchen mustergültigen Offensivspieler die Unioner besitzen. Suleiman Abdullahi ist schnell, ausdauernd und trickreich. Und in guten Momenten ahnt er, wann er die Abwehrspieler so anlaufen muss, dass sie die Flatter kriegen. Wie im Fall Gideon Jung. „Wenn man gesehen hat, wie wir im Vollsprint mutig versucht haben zu stören, dann passieren Fehler. Das passiert den besten Mannschaften“, hat Unions Kapitän Christopher Trimmel erkannt.

Unions Trainer Urs Fischer wünscht sich Abdullahis Einsatzfreude, die Fehler des Gegners begünstigt, auch für das Auswärtsspiel an diesem Sonntag beim SV Darmstadt 98 (13.30 Uhr, live bei Sky). Dann könnten die Berliner im Aufstiegskampf drei ganz wertvolle Punkte sammeln. Nach den Niederlagen von Hamburg und Paderborn winkt Platz zwei. „Man muss merken, dass es bei uns um sehr viel geht. Das wollen wir sie auch spüren lassen“, hat Trimmel schon vor den Aussetzern der Konkurrenz vorgegeben. Jetzt geht es tatsächlich darum, sich zwei Punkte Vorsprung auf Platz drei herauszuspielen. Die Perspektiven für die Berliner in Sachen Bundesliga sind auf einmal glänzend – das gilt auch für Abdullahi.

„Ich habe ein gutes Gefühl bei Abdullahi“, sagte Fischer am Freitag, fügte dann, weil er sein Startelfpersonal selten bis nie im Voraus verraten will, aber noch an: „Ob das zwingend für Sonntag sein muss, werden wir sehen.“

Die Chancen stehen gut für den 22-Jährigen. Derzeit verhält es sich bei Abdullahi nämlich wie bei einem guten Wein. Hinten raus wird er immer besser. Gegen den HSV durfte der etatmäßige rechte Außenbahnspieler etwas offensiver auftreten als gewohnt, was Abdullahi zu seiner vielleicht besten Saisonleistung befähigte. Er rannte viel, investierte viel und vergaß dabei nie seine Nebenleute. Den größten Profit aus Abdullahis Eifer zog schließlich Robert Zulj, der die fußgerecht gelieferte Vorarbeit mühelos zum 1:0 nutzte. „Die Mischung zwischen körperlicher Präsenz und Geschwindigkeit, auch mal mit Tempo die letzte Linie anzulaufen, bereitet dem Gegner eben schon gewisse Schwierigkeiten“, lobt Fischer seinen derzeitigen Musterschüler, der ob seiner mangelnden Sprachkenntnisse am liebsten auf dem Platz antwortet.

Dass Abdullahi erst so spät in dieser Saison auffällig wird, hat allerdings auch mit einer zuvor eher unauffälligen Leistungsbilanz zu tun. Zwei Tore hat der Leihspieler von Eintracht Braunschweig erst erzielt, vier vorbereitet. Union dürfte die Kaufoption trotzdem ziehen. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Abdullahi lange Zeit zu jenen Spielern zählte, die Fischer wie seine Hemden wechselte.

Abdullahi brauchte lange, um in Topform zu kommen

„Es war gut, ihn jetzt auch mal als Sturmspitze zu sehen. Er hat seine Sache wirklich gut gemacht“, sagte der Trainer – allerdings nicht nach dem erfolgreichen Auftritt zuletzt gegen Hamburg, sondern Ende März. Die Berliner waren zu einem Testspiel bei Rot-Weiß Erfurt angetreten, wo Fischer fast ausschließlich Ersatzkandidaten aufbot, darunter eben auch Abdullahi. Beim locker herausgespielten 4:1 gelangen ihm drei Tore. Er hätte noch mehr Tore schießen können, befand Fischer kritisch.

In nur 13 von möglichen 26 Ligaspielen kam Abdullahi bis zum Test gegen Erfurt Ende März zum Einsatz, die ersten zehn Saisonspiele hatte er sowieso verpasst. Die Folgen einer Sprunggelenksverletzung, die er aus Braunschweig mit nach Berlin geschleppt hatte, waren schuld daran. Fleißig arbeitete er seinen konditionellen Rückstand sukzessive auf. Teilzeiteinsatz folgte auf Teilzeiteinsatz, nur gegen den HSV durfte er am 13. Spieltag über 90 Minuten ran. Prompt erzielte er sein erstes Saisontor zum späten 2:2.

Auch weil die Leistungen von Abdullahi schwankend blieben, verpflichtete Unions Manager Oliver Ruhnert in der Winterpause mit Carlos Mané von Sporting Lissabon einen ähnlichen Spielertyp. Während der Neuzugang vieles schuldig geblieben ist, hat sich Abdullahi pünktlich zum Saisonfinale endlich freigespielt.

„Im Endeffekt kommt es darauf an, dass du wieder mutig nach vorne gehst, mutig nach vorn verteidigst“, sagt Kapitän Christopher Trimmel und meint damit die gesamte Berliner Mannschaft. Zumindest gegen den HSV stach Abdullahi in dieser Hinsicht heraus, auch weil er häufig den direkten Weg zum Tor suchte.

Fischer findet, dass die Mischung bei Abdullahis Tatendrang nicht verloren gehen dürfe. Zwischen „Ballbehauptung“ und „Ball in die Tiefe spielen“ müsse es stimmen, fordert er. In der heißen Phase nimmt der Trainer die richtige Balance umso wichtiger. Von Suleiman Abdullahi ist zu erwarten, dass er auch an diese Aufgabe mustergültig herangeht.

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