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Die Freiburger durften drei Tore bejubeln - und am Ende auch verdiente drei Punkte.

© Patrick Seeger/dpa

Update

1:3-Niederlage beim SC Freiburg: Der 1. FC Union verliert einen biederen Abnutzungskampf

Nach zwei Siegen gegen den SC Freiburg in Hinrunde und Pokal muss sich der 1. FC Union geschlagen geben. Kurz vor Schluss sieht Marvin Friedrich Gelb-Rot.

Von David Joram

In der Fußball-Bundesliga gibt es Berufe, die gibt es eigentlich gar nicht. Balljunge ist so ein Job, und in Freiburg ein ziemlich stressiger, wenn man neben der Auswechselbank des heimischen Sport-Clubs arbeitet. Denn dort wütet Christian Streich vor sich hin, Trainer der Freiburger. Als am Samstag eine halbe Stunde im Duell gegen den 1. FC Union gespielt war, brüllte er die Balljungen an – sie hatten ihm zwei Bälle hingeworfen.

Es war nur eine kleine Unkonzentriertheit, aber eine, die zum Duell zwischen Freiburgern und Berliner passte. Am Schluss gewann die Heimelf ein Spiel durch Tore von Roland Sallai, Christian Günter und Robin Koch 3:1 (1:0), das sehr bieder wirkte. Für die Berliner, die den Sport-Club in dieser Saison bereits zweimal geschlagen hatten, traf lediglich Sebastian Andersson. Doch von einem dritten Erfolg – nach dem 2:0 im Hinspiel und dem 3:1 im DFB-Pokal – war Union im ausverkauften Schwarzwald-Stadion dieses Mal weit entfernt.

„Ich glaube, es war nicht die bessere Mannschaft, die heute gewonnen hat, sondern die, die es mehr gewollt hat. Freiburg war eine Spur aggressiver, eine Spur ekliger“, erklärte Unions Trainer Urs Fischer die Niederlage. Streich nahm das Kompliment gerne an. Man habe gesehen, „dass wir uns nicht wieder so abkochen lassen wollten wie in den letzten beiden Spielen in puncto Power.“

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Anfänglich war allerdings weder hüben noch drüben besonders viel Power vorhanden. Meist bekämpften sich SC- und Union-Spieler zwischen den Strafräumen. Längere Ballstafetten und Kombinationen ließen die aufmerksamen Defensivreihen höchst selten zu. Klinisch rein wie die vor den Stadioneingängen installierten Desinfektionsspender (Stichwort: Coronavirus) verrichteten sie ihren Dienst. Dass eine Standardsituation zum Tor führte, passte da bestens ins Bild. Nach 34 Minuten drosch Vincenzo Grifo die fünfte Freiburger Ecke scharf in die Mitte, wo Roland Sallai seinen Kopf hinhielt – und Gegenspieler Robert Andrich erfolgreich auf Distanz. „Ich glaube, die Zuschauer haben in vielen Szenen gesehen, dass Freiburg einfach einen Schritt voraus war, frischer war, vor allem in den Schlüsselszenen“, sagte Unions Abwehrspieler Neven Subotic hernach.

Auch in Freiburg gab es Kritik am DFB - und dem im Stadion anwesenden Präsidenten Fritz Keller.
Auch in Freiburg gab es Kritik am DFB - und dem im Stadion anwesenden Präsidenten Fritz Keller.

© Patrick Seeger/dpa

Bei den Berlinern, die Trainer Urs Fischer im Vergleich zur 1:3-Pokalniederlage in Leverkusen auf fünf Positionen verändert hatte, lief wenig zusammen. Die einzige Chance aus dem Spiel heraus resultierte aus einem eher zufälligen Doppelpass zwischen Christian Gentner und Sebastian Andersson. Ersterer scheiterte mit einem Flachschuss am aufmerksamen Freiburger Torwart Alexander Schwolow. Standardsituationen, eine echte Waffe des Klubs, gab es zunächst kaum – die erste Ecke trat Trimmel erst nach 39 Minuten.

Trimmel, Andersson, Tor!

Für mehr Betrieb sorgten die beiden Fangruppen, die den angekündigten Protest gegen den Deutschen Fußball-Bund mit zahlreichen Plakaten fortführten. In der zweiten Halbzeit belohnte der emsige Christian Günter die schwungvolleren Freiburger auch auf dem Platz, als er den Ball aus 15 Metern halbrechter Position wuchtig und platziert ins Tor setzte. Zuvor hatte Subotic im Zweikampf mit Günter viel zu nachlässig agiert. Die Berliner reagierten trocken auf das 0:2. Andersson antizipierte einen Eckball Christopher Trimmels und überwand per Kopf den machtlosen Schwolow. Eine Stunde war vorüber – doch mehr kam von den Berlinern trotz der frischen Offensivkräfte Sebastian Polter und Marcus Ingvartsen nicht.

Die Freiburger gewährten nahezu keine Lücken, die Berliner Mittel blieben beschränkt. Und so fiel statt des Ausgleichs das 3:1 für Freiburg. Eine Freistoßflanke Grifos köpfte Robin Koch ein, Gikiewicz parierte erst klasse, lenkte den Ball dann aber unglücklich mit der Hand ins eigene Tor. Diesmal hatte Trimmel den Kontakt zu Koch verloren. „Bei zwei Standards waren sie präsent, waren sie da. Sie haben in diesen Situationen die letzte Konsequenz gezeigt – wir nicht“, klagte Fischer.

In der Nachspielzeit flog auch noch Marvin Friedrich nach einem Foul an Nils Petersen mit Gelb-Rot vom Platz. Es war ein gebrauchtes Spiel für die Berliner, das kurz darauf mit einer 1:3-Niederlage endete. Spätestens da war auch Streichs Ärger über die schludernden Balljungen verflogen.

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