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Sport: Der BFC Dynamo zähmt sich selbst

Fußballklub will seinen Ruf verbessern – und zum Trainingslager nach Israel

Berlin - Kann der Ruf eines Fußballvereins schlechter sein? Rechte Gewalt und eine Vergangenheit als Stasi-Klub, das sind Eindrücke, die mit dem Oberligaklub BFC Dynamo verbunden werden. Unter den Sponsoren gibt es Unternehmen, in denen Mitglieder der in Deutschland teilweise verbotenen Vereinigung Hells Angels etwas zu sagen haben. Aber jetzt ist der Traditionsklub um einen Imagewechsel bemüht. „Ab dem 15. Januar, wenn der Verein sein 40-jähriges Bestehen feiert, soll eine neue Zeitrechnung beginnen“, sagt Präsident Mario Weinkauf. Der BFC will nicht mehr mit Hooligans oder der rechten Szene in Verbindung gebracht werden.

Bisher hat sich der Verein zwar öfter wortreich von der rechten Szene distanziert und auch Hausverbote ausgesprochen. Viel erreicht hat er dadurch aber nicht. Die Vereinsführung will nun ihre Bemühungen verstärken. Das wäre auch im Sinne des neuen Haupt- und Trikotsponsors. Das internationale Modelabel „Jet Lag“ mit Filialen in Berlin, Hongkong, Warschau, Tel Aviv und amerikanischen Städten hat die für das Frühjahr zugesagte fünfstellige Summe bereits überwiesen. Verständlich, dass Präsidium und Wirtschafts-GmbH des Klubs für eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einen besseren Ruf anstreben. „Mit einigen Leuten, die im Verein sind, geht das nicht“, sagt Weinkauf und meint nicht nur Teile der bei Heimspielen im Schnitt 900 Fans starken Anhängerschaft. Weinkauf sagt: „Wir werden im Sommer auslaufende Verträge mit diversen Werbepartnern nicht verlängern.“ Auf dem Index stehen Unternehmen, die mit den Hells Angels im Zusammenhang stehen. Deren Berliner Vertreter André Sommer und Rayk Bernt halten allerdings die Rechte am Logo des Klubs, der zwischenzeitlich FC Berlin hieß. Sommer und Bernd beteiligen den Verein mit zehn Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf von Fan-Artikeln.

Alle Versuche des BFC, das Logo wieder selbst zu erwerben, scheiterten bislang. „Wir haben 5000 Euro geboten, die Eigentümer wollen eine siebenstellige Summe“, sagt Weinkauf. Wenn die eingetragenen Rechte am Dynamo-Emblem beim Patentamt 2007 auslaufen, wird die BFC-Führung Einspruch erheben. Eine Konfrontation scheint in Sicht – zumal der Verein für Risikospiele auch nicht mehr auf eine ebenfalls den Hells Angels nahe stehende Security-Firma zurückgreifen will.

Interessant bei dieser Auseinandersetzung dürfte das Verhalten der Anhänger sein. „Dieser Einschnitt wird Unruhe in den Verein bringen. Manche Fans werden eine Trennung von diesen Firmen befürworten, andere nicht. Schließlich haben Sommer und Bernt als Notvorstände im Herbst 2001 den BFC vor dem Aus bewahrt“, sagt Rainer Lüdtke. Der Fanbeauftragte des BFC glaubt nicht, dass sein Verein irgendwann den schlechten Ruf ablegen wird. Präsident Weinkauf will sich jedoch nicht beirren lassen und mit der Mannschaft vor der kommenden Saison sogar ein Trainingslager in Israel abhalten. Die Mitglieder werden über diesen Kurswechsel selbst entscheiden können. Im Sommer stehen Präsidiumswahlen beim BFC Dynamo an.

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