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Sport: Der gedoppelte Ronaldo

Wie die deutsche Mannschaft den portugiesischen Superstar aus dem Spiel nahm

In die Halbzeitpause trabte die deutsche Defensivabteilung mit einer wesentlichen Erkenntnis: Man kann Cristiano Ronaldo erfolgreich daran hindern, das Spiel zu seinem Spiel zu machen; aus dem Spiel nehmen aber kann man den derzeit besten Fußballer des Planten nicht. Für eine halbe Stunde gelang es ihnen aber tatsächlich, den 23-Jährigen dessen Qualitäten zu berauben.

Voraussetzung dafür ist es im optimalen Fall, vor Cristiano Ronaldo an den Ball zu kommen, zumindest aber ihn bei der Ballannahme zu behindern. Im wesentlichen fiel das in den Zuständigkeitsbereich von Arne Friedrich, der rechts außen in der Viererabwehrkette spielte. Doch dieses Spiel ist auch riskant, weil die Störaktionen im Grenzbereich zum Foulspiel liegen. Hat Cristiano Ronaldo den Ball aber erst einmal unter Kontrolle, dann ist es schwer, beide voneinander zu trennen.

Die bange Frage, wie Cristiano Ronaldo zu stoppen ist, beantwortete das deutsche Trainerteam mit einer taktischen Systemumstellung. Aus dem bislang praktizierten 4-4-2 wurde ein 4-5-1 gefertigt. Diese Variante sieht einen Spieler im Mittelfeld mehr vor. Für den bisherigen defensiven, zentralen Mittelfeldmann Torsten Frings, der wegen eines Rippenbruchs nicht spielfähig war, brachte Joachim Löw gleich zwei Spieler: Thomas Hitzlsperger und Simon Rolfes.

Die Hereinnahme von Rolfes war eine kleine Überraschung. Bisher war der Leverkusener bei dieser EM nicht zum Einsatz gekommen, überhaupt war es erst sein elfter für die Nationalelf überhaupt. Er kümmerte sich vorrangig um Portugals Einfädler Deco. Erst wenn es Cristiano Ronaldo von der linken Außenbahn in die Mitte zog, wurde er dort von Rolfes, gelegentlich auch von Michael Ballack, herzlich empfangen. Im wesentlichen aber war es Friedrich, der dicht an Cristiano Ronaldo wachte. Nach zwanzig Minuten drehte der Berliner das Spielchen sogar einmal um. Er drängte nach vorn, Ronaldo musste ihm folgen, was der Portugiese gar nicht mag.

Mit fortlaufender Zeit und der 2:0-Führung im Rücken wurde der defensive Verbund der Deutschen aber etwas nachlässiger – unachtsamer möchte man sagen. Fünf Minuten vor der Pause konnte Cristiano Ronaldo erstmals seine Schnelligkeit ausspielen, als er einen weiten Pass ungebremst aufnehmen und am schlecht stehenden Mertesacker vorbei in den Strafraum ziehen konnte. Seinen Schuss konnte Jens Lehmann noch abwehren, Nuno Gomes aber nutzte den Nachschuss zum 1:2. Kurz darauf hatte Cristiano Ronaldo, der sich immer häufiger des Personenschutzes entziehen konnte, sogar die Chance zum Ausgleich. Sein Schuss strich am langen Pfosten vorbei.

Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde Cristiano Ronaldo mit einem Foul von Arne Friedrich begrüßt. Der Berliner sah dafür die Gelbe Karte. Danach wechselte der Portugiese wieder einmal die Flanken. Die Stärke der Südeuropäer ist nämlich das variable Offensivspiel mit ständig wechselnden Angriffsformationen. Das aber war den Deutschen bekannt, so dass sie sich einigermaßen gut darauf einstellen konnten. Was sie aber nicht vermochten, war, dass sie selbst so viel eigenen offensiven Druck aufbauen konnten, um die Portugiesen zum Rückwärtsgang zu zwingen. Ein Freistoß genügte dann aber zum 3:1 durch Michael Ballack. Portugal mühte sich, schaffte noch einmal den Anschluss. Cristiano Ronaldo ging erst auf die rechte Seite, dann versuchte er es in der Mitte. Gefährlich wurde er nicht mehr.

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