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Sport: Der kleine Star

Von Herthas Zugang Pantelic wird viel erwartet – am Sonntag gegen Wolfsburg kommt er zum Einsatz

Berlin - Marko Pantelics Gesichtszüge bleiben starr. „Noch ein Foto bitte.“ Kein Problem. Herthas Stürmer lässt sich mit zwei weiblichen Fans ablichten, geht einen Schritt weiter, schon wartet der nächste Autogrammsammler, dem er eine Unterschrift geben soll. Er macht es – ohne ein Grinsen, ohne ein freundliches Wort. Dafür ist er geduldig, bis er jeden Wunsch erfüllt hat. So ging es bislang nach jedem Training, seitdem der Serbe vor gut einer Woche verpflichtet wurde. Nicht nur die Zuschauer erwarten viel von Pantelic.

Manager Dieter Hoeneß hat vor dem Transfer immer wieder gesagt, er suche einen Angreifer, der für zehn bis 15 Tore pro Saison gut sei. Ein Stürmer, der die Mannschaft qualitativ nicht weiterbringe, werde gar nicht erst verpflichtet. sagte Hoeneß. Pantelic, den zuvor nur wenige Fußballfans in Westeuropa kannten, soll die Lösung für Herthas Sturmprobleme sein. Und sogar ein bisschen mehr als das. „Er war in Belgrad Kapitän, also soll er auch hier eine Führungsrolle übernehmen“, sagt Trainer Falko Götz. Pantelic ist der Ersatz für den Münchner Roque Santa Cruz, den Hertha eigentlich haben wollte. Santa Cruz wäre in Berlin als großer Star aufgenommen worden, er kommt gut an in der Öffentlichkeit, er ist geübt im Umgang mit den Medien. Für Marko Pantelic dagegen ist das noch etwas neu. „Hier in Berlin ist die Presse ziemlich anstrengend, weil man jeden Tag Kontakt mit den Journalisten hat. Aber das gehört zum Geschäft dazu und ebbt hoffentlich bald ein bisschen ab“, sagt er.

Von den Fans bedrängt zu werden, das kennt Pantelic immerhin. „In Belgrad konnte ich nicht einmal in ein Restaurant gehen, so haben die Leute sich um mich gerissen.“ Als Mannschaftskapitän und Torschützenkönig der Liga von Serbien und Montenegro war der 1,83 Meter große Stürmer bei Roter Stern Belgrad der herausragende Führungsspieler. Sich diese Stellung in der Mannschaft des Bundesligisten zu erarbeiten, dürfte ungleich schwieriger werden. Bei Hertha besteht bereits ein festes Gerüst, die Hierarchie im Team ist seit gut einem Jahr fast unverändert. Der Verein hat seitdem keinen großen Transfer getätigt, die Mannschaft musste lange schon keinen namhaften Spieler integrieren.

„Die Mannschaft hat mich hervorragend aufgenommen. Dadurch, dass fast jeder Spieler Englisch spricht, klappt die Verständigung problemlos“, sagt Pantelic. Mit den beiden Kroaten Josip Simunic und Niko Kovac kann er sich sogar in seiner Landessprache unterhalten. „Wir sprechen Serbokroatisch“, sagt Josip Simunic. Marko Pantelic will sich aber nicht zu viel in seiner Landessprache unterhalten. „Schließlich muss ich Deutsch lernen.“

Die Nationalspieler Josip Simunic und Niko Kovac sind erst Ende der Woche von ihrer Nationalmannschaft zurückgekehrt, wie viele andere Hertha-Profis auch. Bis zu zwölf Spieler fehlten Hertha in dieser Woche gleichzeitig wegen Länderspiel-Einsätzen oder Verletzungen. Einige Führungsspieler haben Marko Pantelic noch gar nicht richtig kennen gelernt.

Mannschaftskapitän Arne Friedrich hat erst zwei Sätze mit ihm gewechselt: „Er macht einen netten Eindruck.“ Pantelic war in der Vergangenheit allerdings schon häufiger nicht so nett. Durch unangebrachte Äußerungen und Anpassungsschwierigkeiten fiel er bei mehreren Klubs auf, stritt sich mit den Verantwortlichen und musste gehen. So hat der 26-Jährige in seiner noch jungen Karriere bereits für neun Vereine in sieben Ländern gespielt.

Im Training hat Marko Pantelic einen guten Eindruck hinterlassen. Besonders durch seine ausgezeichnete Schusstechnik fiel er positiv auf. Nur wendet er sie nicht immer an: Als die Mannschaft am Donnerstag Elfmeterschießen übte, versuchte Pantelic Kevin Stuhr-Ellegaard mit einer lässigen Körpertäuschung in die falsche Ecke zu locken. Herthas dritter Torwart aber fiel darauf nicht herein und fing den Lupfer ohne Probleme. In den ersten Trainingseinheiten versprang Pantelic der Ball zudem bei der Annahme hin und wieder, vielleicht war der neue Stürmer noch ein bisschen nervös.

All das wird vergessen sein, wenn Hertha am Sonntag um 17.30 Uhr im Olympiastadion gegen den VfL Wolfsburg spielt. „Er ist ein guter Stürmer“, sagt Simunic. „Natürlich schießt er ein Tor gegen Wolfsburg.“ Josip Simunic ist nicht der einzige, der das erwartet.

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