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Sport: Der nächste Höhepunkt

Die Handballer von Flensburg/Handewitt und Kiel kämpfen an diesem Wochenende um den Einzug ins Finale der Champions League

Stand:

Es ist dann doch nicht alles so reibungslos abgegangen zwischen Henning Fritz und dem THW Kiel. Als der Wechsel des besten deutschen Handball-Torwarts vom Deutschen Meister zur aufstrebenden SG Kronau/Östringen am Mittwoch verkündet war, sprach der Kieler Manager Uwe Schwenker von einer „Entemotionalisierung“ des heißen Themas, weil beide Seiten nun wüssten, woran sie seien: Der THW streicht seinen teuren Torwart Nummer drei vom Sommer an von der Gehaltsliste, Trainer Zvonimir Serdarusic hat ein Problem weniger. Fritz geht zu einem Klub, der ihm die Garantie gibt, Torwart Nummer eins zu sein. So weit, so gut, doch dass das Verhältnis zwischen Serdarusic und Fritz auf ewige Zeiten zerrüttet ist, kann jeder, der mag, auf der Homepage von Fritz nachlesen: „Gekrönt wurde das Ganze durch das üble Interview des Trainers, der mich, ohne dass ich ihm einen Anlass gegeben hätte, in der Sport-Bild sportlich und privat schlechtmachte und auch noch meiner Familie übel mitspielte. Das hat sogar unsere Freude an der gewonnenen Weltmeisterschaft gewaltig getrübt“, schreibt Fritz. Trainer Serdarusic will zu der ganzen Sache nichts mehr sagen: Seit dem Interview, das seiner Meinung nach Teile enthielt, die er so nicht autorisiert haben will, spricht er nicht mehr mit Journalisten.

In Kiel möchte man schon jetzt am liebsten einen dicken Schlussstrich unter das Kapitel Fritz ziehen, was auch möglich scheint, denn nach der Verletzung bei der WM hat sich der gerade wieder gesunde Magdeburger nun die Bänder im linken Sprunggelenk gerissen und wird in dieser Serie kaum noch spielen, denn an diesem Sonntag und dem kommenden Freitag stehen die Jahreshöhepunkte auf dem Programm: im Halbfinale der Champions League trifft der THW auf den spanischen Spitzenklub Portland San Antonio. Seit einem Jahrzehnt ist der THW unter Serdarusic die beste deutsche Handballmannschaft, doch den wichtigsten europäischen Titel haben die Kieler nie gewonnen – 2000 waren sie dicht dran, verloren aber nach zwei enorm engen Finalspielen gegen den FC Barcelona, seinerzeit bestes europäisches Team. In Pamplona wird es am Sonntag mindestens so schwer: Die von einem spanischen Zementhersteller finanziell bestens ausgestatteten Spanier führen die heimische Liga an. Sie leisten sich ein Team voller Weltstars, angeführt vom genialen Kroaten Ivano Balic als Regisseur.

Bundesliga-Tabellenführer Kiel, seit dem Sieg am Freitag in Gummersbach voller Selbstvertrauen, hofft wie immer auf die Stärke der Gemeinschaft. Doch die Kieler reisen geschwächt nach Pamplona. Es fehlen die verletzten Rückraumspieler Lars Krogh Jeppesen und Viktor Szilagyi. Nur neun Profis muss Serdarusic vertrauen – die größte Last liegt auf den Schultern von Spielmacher Stefan Lövgren und dem Halblinken Nikola Karabatic: Sie müssen praktisch durchspielen. Schwenker sagt: „Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, wie wir uns durch die drei Wettbewerbe bewegen.“ Trotzdem wähnt der THW die Chancen besser denn je, die tiefe Sehnsucht nach dem Triumph in der Champions League endlich zu befriedigen.

Es ist eine schon bekannte Wendung im Handball, dass die Kieler Ereignisse Flensburg an den Rand drängen. Doch auch die Spielgemeinschaft aus Flensburg und Handewitt versucht, das Endspiel zu erreichen. An diesem Freitag kommt der spanische Tabellenfünfte BM Valladolid in die Campushalle, am kommenden Sonntag folgt das Rückspiel (alle Partien live auf Eurosport). In Flensburg hat man nach drei Auswärtsniederlagen in Folge die Meisterschaft abgehakt. Niemand gibt es zu, aber zwei Spitzenkräfte wurden zuletzt sogar geschont, um in der Champions League fit zu sein: Spielmacher Joachim Boldsen und Kapitän Sören Stryger. „Es wäre ein Traum, die Champions League nach Flensburg zu holen“, sagt Trainer Kent-Harry Andersson, „die beiden anderen Titel hatten wir ja schon.“ Bei der SG steht ein Umbruch an, man ahnt in Flensburg, dass es auf längere Zeit die letzte Chance sein könnte, den europäischen Thron zu besteigen.

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