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Sport: Der Neue gibt die Kommandos

Früh am Morgen bekommt Georgi Wassilew nicht viel runter. Ein Toastbrot und ein Päckchen Butter liegen auf seinem Teller, daneben steht Kaffee.

Früh am Morgen bekommt Georgi Wassilew nicht viel runter. Ein Toastbrot und ein Päckchen Butter liegen auf seinem Teller, daneben steht Kaffee. Wenn Wassilew, der Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union, über seinen Job plaudert, schiebt er das karge Frühstück zur Seite. Sein Klub will in die Bundesliga, da darf man sich keine Ruhepausen gönnen. "Ich habe nicht viel Zeit", sagt Wassilew. Er zeigt auf die Uhr.

Der Coach meint es ernst mit seinem Klub. Zwei Wochen bereitet er auf Zypern seine Spieler auf die Rückrunde der Zweiten Liga vor. Langfristig kann es diese Liga aber nicht sein, sagt er. "Der Verein muss langsam wissen, was er will", sagt Wassilew. Union steht in der Zweiten Liga auf dem zehnten Platz, mit neun Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsrang. Union will in der kommenden Saison nach oben. Deshalb räumt Wassilew jetzt auf: Die Spieler Kremenliew, Zechner, Benthin, Müller haben einen neuen Arbeitgeber gefunden oder stehen in Verhandlungen, Fährmann und Tredup sind auf der Suche. Union trennt sich von Mitläufern. "Wir haben erkannt, dass wir nur Mittelmaß darstellen", sagt Präsident Heiner Bertram.

Der Umbauphase des Teams hat begonnen. Im Dezember präsentierte Manager Klaus Berge einen neuen Stürmer: Petar Divic, zweimaliger jugoslawischer Nationalspieler, kein schlechter Mann. Vor zwei Wochen dann tauchte Sixten Veit beim Training auf, einer, der mit Hertha BSC in der Champions League spielte. Veit sagt: "Ich will mit Union bestimmt nicht um den fünften Platz der Zweiten Liga spielen." Der 32-Jährige hat einen Namen in der Branche, er soll die Mannschaft voranbringen. Das tat er schon am Sonnabend beim 6:0-Sieg im Testspiel gegen Deryneia. Veit gab die Kommandos, die Mannschaft hörte auf ihn. Unions Spielmacher Widolow spricht kaum deutsch, der Neue übernimmt jetzt seinen Job. "Reden spart laufen", sagt Veit. So einfach ist das.

Besonders groß war die Hierarchie im Team noch nie. Unions Mannschaftskapitän Steffen Menze ist Chef auf dem Platz, sagt Wassilew. Nur wohl nicht für die Zukunft. "Für die Erste Liga reicht es nicht mehr", hat Menze gesagt. Er wird in wenigen Tagen 33 Jahre alt. Unions Libero läuft viel, nur nicht schnell. Auch für andere Spieler scheint die Erste Liga eine Nummer zu groß. Torhüter Sven Beuckert leistete sich zu viele Patzer. Ersatzkeeper Robert Wulnikowski halten viele zwar für den besseren Torhüter. Doch beim Testspiel gegen Deryneia flog er einige Male hilflos durch den Strafraum. Wassilew wird einen neuen Torwart fordern.

Die rechte Außenbahn bereitet dem Trainer noch mehr Kopfschmerzen. Markus Feulner war zuletzt im Gespräch, ein Talent von Bayern München, der dann aber doch ins Bayern-Trainingslager nach Marbella flog. Union muss sich verstärken, wenn das Präsidium mehr will, sagt Wassilew. Natürlich sei die Bundesliga nicht Pflicht, aber er wolle um den Aufstieg mitspielen. Die Verpflichtung von Veit war deshalb ein deutliches Zeichen. Doch das reicht nicht. "Ich glaube, manche haben das Gefühl, dass wir mit dieser Mannschaft schon aufsteigen können", sagt Wassilew. "Das ist blind, einfach falsch."

Heute reist Manager Klaus Berge in Ayia Napa an. Der Trainer und er werden wieder über das neue Team reden. "Das machen wir täglich", sagt Berge. Wassilew schaut auf seine Uhr. "Ist noch etwas?", fragt er. Er hat es eilig. Vor der Hotelhalle wartet Unions Mannschaft der Gegenwart auf das Training.

André Görke

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