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Seit Sonntag ist Roger Schmidt nicht mehr Trainer von Bayer Leverkusen.

© Stefan Puchner/dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Der Trainer und die Schwerkraft

Wenn ein Trainer, nennen wir ihn Roger Schmidt, seinen Job behalten möchte, sollte er nach einer 2:6-Niederlage nicht von einem "Schritt in die richtige Richtung" sprechen, findet unser Kolumnist.

Leverkusens Trainer Roger Schmidt sagte nach dem Spiel seiner Mannschaft gegen Dortmund einen bemerkenswerten Satz: „Das war ein guter Schritt in die richtige Richtung.“ Das ist ein Satz, den kann ein Trainer durchaus mal sagen, finde ich. Zum Beispiel, wenn die eigene Mannschaft gerade gewonnen hat. Wenn er aber nach einer 2:6-Niederlage fällt, dann wirft er doch einige Fragen auf. Könnte es vielleicht sein, dass da etwas mit den Schritten nicht stimmt? Oder mit der Richtung? Sicherlich kann man jeder Krise auch etwas Positives abgewinnen. Auch einer sportlichen. Und eine optimistische Grundhaltung ist bestimmt etwas Gutes, Hilfreiches, vielleicht sogar Lebensnotwendiges.

Aber wenn ihnen ein Glas aus der Hand fällt, dann können sie den Umstehenden schwerlich zurufen: „Schaut mal, wie es nach oben fliegt!“ Also sie könnten natürlich schon ... aber ich würde das ehrlich gesagt nicht tun. Und zwar aus zwei Gründen. Zum einen, weil die Schwerkraft eine andere Deutung der Sachlage sehr nahelegt. Das hat viel mit Realität zu tun und so. Zum anderen, weil die Umstehenden möglicherweise ein etwas verzerrtes Bild von ihnen bekommen könnten. Klar, man kann immer einwenden: „Ist mir doch egal, was die anderen von mir denken.“ Aber wenn die Umstehenden ihre Vorgesetzten sind und sie eigentlich ihren Job behalten möchte, dann ist eine solche Äußerung eher wenig hilfreich. Roger Schmidt hat mit seiner Entlassung gesehen, wohin es führen kann.

In Darmstadt sind die Gläser bereits auf dem Boden gelandet und es schaut auch keiner ernsthaft mehr nach oben. Zu Recht. Tabellenletzter und acht Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz sind auch eine Realität. Und zwar eine bittere. Die 0:2 Niederlage gegen Bremen resümierte Darmstadts Trainer Torsten Frings dahingehend, dass „nicht die bessere Mannschaft gewonnen habe“. Das kann schon sein, ich habe das Spiel nicht gesehen. Unstrittig ist aber, dass am Schluss die schlechteste Mannschaft absteigt. Und wer steigt auf? Da gibt es ein Team, das macht gerade viele gute Schritte in die richtige Richtung. Sehr gute sogar! Und es ist nicht ganz auszuschließen, dass in Köpenick demnächst die Schwerkraft kurzfristig aussetzt, weil dort diverse Gläser in die Höhe fliegen.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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