Sport: Der Zug kommt, Chifon nicht
Berlin. Alles war geregelt.
Berlin. Alles war geregelt. Das Problem schien gelöst und als kurze, unerfreuliche Episode abgehakt werden zu können. Ferdinand Chifon hatte schließlich am Montag seinen schmerzenden Rücken in Berlin bei Mannschaftsarzt Thorsten Dolla gründlich untersuchen lassen, er sollte schon am Abend den Zug zurück nach Schneverdingen nehmen, dort um 23.18 Uhr eintreffen und gestern wieder im Trainingslager des 1. FC Union fleißig üben. Nur: Der Stürmer aus Kamerun traf in dem Heideort bisher nicht ein, er ist erneut spurlos verschwunden. „Ich bin sprachlos“, sagt Unions Vizepräsident Bernd Hofmann zu dem Vorfall. Der recht eigenwillige Chifon war schon am Sonntagmittag - nicht nur unerlaubt, sondern ohne überhaupt irgendjemanden aus dem Verein zu informieren - aus dem Trainingslager abgehauen nach Berlin. Rund 26 Stunden war er untergetaucht, dann informierte Thorsten Dolla den Verein, dass Chifon bei ihm zur Untersuchung vor der Tür gestanden habe.
Chifon trieben nicht nur die Rückenschmerzen aus Schneverdingen fort, auch sein Verhältnis zu Trainer Georgi Wassilew pendelt stets zwischen kühl und frostig. Dennoch vereinbarte Union mit Chifon, dass er noch am Montagabend mit der Bahn nach Schneverdingen zurückfahren sollte. Für das eigenmächtige Verschwinden aus dem Trainingslager sollte der 26-Jährige abgemahnt und mit einer Geldstrafe belegt werden. Doch dann verpasste Chifon am Montag in Berlin seinen Zug. Er beauftragte daraufhin seinen Bruder, ihn mit dem Auto in die Lüneburger Heide zu chauffieren. Der brüderlichen Nächstenliebe waren indes Grenzen gesetzt. Chifons Bruder soll bei der eintönigen Autobahnfahrerei derart müde geworden sein, dass er sich schon bald zur Rückkehr nach Berlin entschloss.
Danach verliert sich die Spur des 1. FC Union zu Chifon erneut. Der Stürmer rief immerhin im Verlauf des gestrigen Vormittags bei seinem Berater Hans Kluge an. Der hat momentan selbst genug Probleme. Bei einem Aufenthalt in Genua wurde sein Auto geknackt und ausgeraubt. Auch Kluge riet seinem Mandanten, schnellstmöglich ins Trainingslager zurückzukehren. Also wurde Chifon erst gegen 14 Uhr, dann gegen 17 Uhr in Schneverdingen am Bahnhof erwartet. Die Züge kamen, Chifon nicht.
„Ich hoffe, dass ihm nichts Ernstes passiert ist“, bangt Bernd Hofmann. Und weil sich Union solche Sorgen um Chifon macht, wird derzeit nicht über weitergehende Sanktionen - wie zum Beispiel eine fristlose Kündigung - nachgedacht. Karsten Doneck
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