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Deutscher Rekordreiter Marcus Ehning: Triumphe und Tiefschläge
Bei kaum einem Springreiter gibt es so viele Aufs und Abs wie bei Marcus Ehning. In den USA erwartet den dreimaligen Weltcup-Sieger jetzt ein ganz besonderes Finale.
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Sein Jubiläum im Mittleren Westen der USA kommentiert der Springreiter Marcus Ehning mit dem ihm eigenen Humor. „Ich weiß ja schon länger, dass das kommt“, sagt der Liebhaber trockener Antworten verschmitzt: „Das ist also keine Überraschung für mich.“ Überraschend nicht, aber beeindruckend: Zum 20. Mal startet der 48 Jahre alte Profi ab Donnerstag bei einem Weltcup-Finale. Das Turnier in Omaha gilt bei den Springreitern wegen der drei schweren Teilprüfungen an vier Tagen als inoffizielle Hallen-WM.
Der seit fast einem Vierteljahrhundert in der Weltspitze reitende Ehning gibt vor dem Start zu: „Die Zahl macht mich schon stolz.“ Und in der größten Stadt des US-Bundesstaates Nebraska kann sich der Rekordreiter sogar alleine an die Spitze der Statistik setzen: Ehning ist der einzige der dreimaligen Weltcup-Sieger, der noch aktiv ist und sich zudem für das Final-Turnier qualifiziert hat.
Dank wechselnder Pferde kann Ehning auch in einem Alter, in dem Spitzenathleten anderer Sportarten schon lange ihre Karriere beendet haben, noch ganz vorne mitmischen. „Eintönig wird es nicht“, sagt der Reiter aus dem westfälischen Borken, dessen internationale Karriere 1999 im Sattel von For Pleasure mit dem EM-Team-Gold begann.
„Das Reiten macht mir nach wie vor Spaß“, betont er und erklärt: „Erfolge motivieren mich immer wieder.“ Dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört, demonstrierte Ehning vor knapp einem Monat eindrucksvoll bei der Global Champions Tour: Den Auftakt der Millionen-Serie in Doha gewann der Routinier mit Stargold.
Angesichts des Weltcup-Jubiläums schaut der Mannschafts-Olympiasieger aber auch auf seine Karriere zurück und kommt zu dem Schluss: „Ich habe schon einiges mitgemacht.“ Auf der Habenseite stehen unter anderem die Weltcup-Siege 2003 in Las Vegas, 2006 in Kuala Lumpur und 2010 in Genf. Aber Ehning musste auch schon so viele Rückschläge verarbeiten wie kaum ein anderer.
Ehning gilt als besonders eleganter Reiter
Vor allem die spektakulären Patzer mit Küchengirl bei der Weltmeisterschaft 2006 in Aachen und ein Jahr später bei der Europameisterschaft in Mannheim bleiben in Erinnerung. Mit insgesamt fünf Verweigerungen bei der EM ging die „Küche“ genannte Stute ebenso in die Geschichte des Pferdesports ein wie der Reiter selber: Ohne eine einzige Runde zu beenden, gewann Ehning in Mannheim die Silbermedaille mit dem Team.
Zu einem der großen Lieblinge der Reitsport-Fans gehört Ehning nicht nur wegen seiner Erfolge, sondern vor allem wegen seiner eleganten Art zu reiten. Der 48-Jährige gilt als großer Stilist im Sattel. Kein Wunder, dass WM-Reiterin Jana Wargers ihren Teamkollegen im Vorjahr als Idol bezeichnete und sagte: „Ich bewundere ihn und seine Reitweise.“
Bundestrainer Otto Becker schätzt noch etwas anderes an Ehning. „Marcus ist ein absoluter Teamplayer“, lobt der Coach den Reiter, der seit 2002 in jeder deutschen WM-Mannschaft ritt und 2010 in Lexington mit der deutschen Equipe Gold gewann. Drei goldene Medaillen holte er zudem bei seinen acht EM-Starts.
Seine beeindruckende Erfolgsbilanz will Ehning weiter ausbauen. Bei allem Ehrgeiz stört den Familienvater allerdings eines an seinem Traumjob: „Das viele Reisen brauche ich nicht mehr!“ Deshalb reitet er auch nicht mehr ganz so viele Turniere pro Jahr wie früher. Andererseits: Für das Jubiläums-Finale gab es keine Alternative zum weiten Flug in den Wilden Westen.
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