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Sport: Die Ästhetik der Niederlage

Daniel Pontzen über die Lehre des Berti Vogts Es ist das Schicksal des Berti Vogts, dass die Menschen seinen genialen Ideen nicht auf Anhieb folgen können. In Leverkusen nahm er einst ein famoses Funktionsteam in Dienst, doch ehe es funktionierte, hatte der Klub den rührigen Reformer aus dem Amt geschubst.

Daniel Pontzen über

die Lehre des Berti Vogts

Es ist das Schicksal des Berti Vogts, dass die Menschen seinen genialen Ideen nicht auf Anhieb folgen können. In Leverkusen nahm er einst ein famoses Funktionsteam in Dienst, doch ehe es funktionierte, hatte der Klub den rührigen Reformer aus dem Amt geschubst. Auch seiner neuesten Methode ist man in der Fußballwelt anfangs mit übertriebenem Respekt begegnet: Die Ästhetik des Spiels, lehrt Vogts, liegt in der Niederlage.

Allzu fern war ihm das Verlieren nie, bei den Schotten nun hat er es perfektioniert. Er hat ihnen den Charme deftiger Klatschen ebenso beigebracht wie den knapper Niederlagen. Sieben seiner zehn Spiele hat er als McBerti verloren, selten gab es Ausrutscher wie beim 2:2 auf den Färöer. Am Mittwoch reichte es zu einem eher biederen, aber jederzeit ungefährdeten 0:2 gegen Irland. Statistiker notierten keinen Torschuss. Meisterlich.

Nun scheint sich auch den großen Fußballmächten Vogts’ Doktrin zu erschließen. Die Deutschen haben die Ästhetik des Misserfolgs nach dem 1:3 gegen Holland auf Mallorca konserviert, Frankreich ließ sich gegen Tschechien keine Chance, Italien patzte kürzlich artig in Wales; und, sehr beachtlich, England schaffte ein brillantes Debakel beim 1:3 gegen Australien, deren Einwohner früher nur im Klauen, Rauben und Töten geschickter waren, inzwischen in sämtlichen Nationalsportarten. Nur Brasilien ist noch nicht so weit. Die Weltmeister gaben sich Mühe, weniger als ein 0:0 wollte in China nicht herausspringen. Vielleicht sollten sie für die nächste WM Vogts verpflichten. Mit seinen Schotten hat er 2006 sicher nichts zu tun.

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