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TuS Lichterfelde: Die Basektball-Talentschule von gestern

TuS Lichterfelde war einst Basketball-Talenteschule, jetzt muss sich der Verein wieder nach oben arbeiten. Dabei ist TuSLi immer noch einer der größten Basketballklubs in Deutschland

Die goldenen Zeiten, das war Indianapolis. Als die deutschen Basketballer um Dirk Nowitzki bei der WM 2002 Bronze gewannen, kamen sieben von zwölf Spielern vom TuS Lichterfelde. Mithat Demirel, Misan Nikagbatse, Marko Pesic, Stefano Garris, Jörg Lütcke, Ademola Okulaja und Robert Maras hatten in jungen Jahren bei dem Berliner Verein gespielt, der zwei Jahre zuvor sportlich in die Bundesliga aufgestiegen war. Weil TuSLi, wie der Verein nur genannt wird, in Kooperation mit dem Erstligisten Alba Berlin Talente ausbildete, blieb man Zweitligist – und das Vorzeigemodell im Nachwuchsbereich.

Heute spielt TuSLis Männermannschaft nur noch fünftklassig in der Oberliga. Und beim einstigen Kooperationspartner Alba hat es seit Jahren kein Jugendspieler mehr zum Leistungsträger im Bundesligateam gebracht, geschweige denn in die Nationalmannschaft. Was ist passiert? Die Antwort liegt in der Professionalisierung des deutschen Basketballs und der Jugendarbeit, die für die Vereine bisher nicht nur positive Auswirkungen hatte.

Dabei ist TuSLi im Nachwuchsbereich immer noch stark. Die Jungen in der Altersklasse bis 16 Jahre spielen in der höchsten deutschen Spielklasse, die Mädchen unter 17 ebenfalls. Doch darüber beginnen die Probleme. In der höchsten U-19-Liga, der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL), sucht man TuSLi vergeblich, und die erste Mannschaft ist so weit von Profibasketball entfernt wie der Körperumfang einiger Spieler.

„Uns gelingt es kaum, Spieler bis in den Seniorenbereich zu halten“, sagt Patrick Falk-Scholle, sportlicher Berater bei TuSLi. Von den Talenten über 16 Jahren „gehen viele gleich weg, zu Alba oder anderen Klubs“. Falk-Scholle, damals noch Patrick Falk, war einer der ersten Basketballer, der nach Beginn der Kooperation 1992 mit einer Doppellizenz für TuSLi und Alba spielte. Der neu gegründete Profiverein bekam so eine externe Jugendabteilung, der Amateurklub professionelle Strukturen, Trainer und Geld. Die Aussicht, über das TuSLi-Alba-Mischteam in der Zweiten Liga den Sprung zu Alba in die Erste zu schaffen, zog Spieler aus Berlin und ganz Deutschland an. „Wer damals gut sein wollte, der musste bei TuSLi spielen, hier gab es die besten Trainer“, erinnert sich Falk-Scholle.

Im Dezember 2005 beschloss Alba, eine eigene Jugendabteilung aufzubauen, auch um Basketball und Alba unter Kindern populärer zu machen. Kooperationen, Doppellizenzen und deutsche Talente verloren an Bedeutung in der Bundesliga, auch weil dort mittlerweile unbegrenzt Ausländer spielen durften. Um dem Bedeutungsverlust für Talente entgegenzuwirken, wurden professionellere Jugendligen eingeführt. Beim Aufbau des eigenen Nachwuchses brauchte Alba „nicht nur Hallenzeiten und Jugendspieler, sondern auch Trainer“, sagt Falk-Scholle, der nach seiner Bundesligakarriere auch kurzzeitig Alba-Jugendcoach war. „TuSLi ist damals ziemlich ausgeblutet.“ Viele ehrenamtliche Trainer schlossen sich anderen Vereinen an, die auch berufliche Perspektiven aufzeigen konnten.

Dazu geriet TuSLi in eine Führungskrise. Michael Radeklau, der TuSLi gemeinsam mit seiner Ehefrau jahrzehntelang geführt hatte, trat nach der Vorstandswahl im März 2012 im Streit zurück. Die Strukturen sind nun etwas unklar. Einige im Verein sagen, Falk-Scholle sei Sportdirektor, der Informatiker sieht sich selbst eher als Berater des neuen Vorstandes. Der sucht derzeit Sponsoren, um künftig auch in der NBBL anzutreten. Der Aufwand dafür beträgt mehr als 10 000 Euro, viel Geld für einen Verein, der von Beiträgen, Spenden und dem Einsatz der Eltern lebt. „Wir hoffen, vom Jugend- bis zum Erwachsenenbereich bald alles bieten zu können“, sagt Falk-Scholl, der davon träumt, dass TuSLi irgendwann wieder in der Zweiten oder Dritten Liga spielt. „Der alte Vorstand war da eher zurückhaltend, aus Angst, es könnte den Verein überfordern.“

Eines ist klar: TuSLi, mit 445 Spielerpässen immerhin der neuntgrößte Basketballklub in Deutschland, muss sich beim Übergang vom Jugendbereich- zum Erwachsenenbasketball neu erfinden.

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