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Gianni Infantino arbeitet weiter daran, seine Macht auszubauen.

© AFP

Absetzung der Ethik-Chefermittler: Die Fifa zeigt wieder ihre hässliche Fratze

Mit der Absetzung der Chefs der Ethikkommission zeigt die Fifa: Alle Hoffnungen auf Reformen sind vergebens. Ein Kommentar

Von Johannes Nedo

Es war eine gigantische Ankündigung, Gianni Infantino ging voll in die Offensive. Bei seiner Antrittsrede als Fifa-Präsident vor etwas mehr als einem Jahr in Zürich sagte er vor dem Kongress des Fußball-Weltverbandes: „Wir werden den Respekt gegenüber der Fifa wieder herstellen und die ganze Welt wird uns applaudieren.“

Doch spätestens am Dienstagabend hat sich gezeigt: Infantino hat das Gegenteil bewirkt. Und den Applaus dafür wird der Schweizer nur von den eigenen Leuten bekommen. Wieder einmal hat Infantino bewiesen, dass er seinem Vorgänger Joseph Blatter in nichts nachsteht. Mindestens genauso skrupellos arbeitet er daran, seine Macht zu vergrößern und sich unbequemer, kritischer Personen zu entledigen.

Dazu gehörten bisher auch der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert sowie der Schweizer Jurist Cornel Borbely als Vorsitzende der Fifa-Ethikkommission. Aber bei der Sitzung des Fifa-Rats am Dienstagabend in Bahrains Hauptstadt Manama wurden Eckert und Borbely nicht mehr zur Wiederwahl vorgeschlagen. Und so können sie nicht vom Fifa-Kongress am Donnerstag gewählt werden. Obwohl beide ihre Arbeit eigentlich fortsetzen wollten.

Alle Reformen werden in den Hinterzimmern kassiert

Eckert und Borbely haben sich während ihrer Amtszeit als unnachgiebige Ermittler hervorgetan, sie schreckten auch vor prominenten Namen wie Blatter und dem ehemaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini nicht zurück – und verbannten beide aus dem Fußballgeschäft.
Die Arbeit der Ethikkommission war zuletzt noch das einzige Zeichen der Hoffnung auf wirkliche Erneuerung bei der Fifa. Infantino und seine Gesellen haben dies nun torpediert. All die Reformen, die sie in ihren Reden laut ankündigen, kassieren sie leise in den Fifa-Hinterzimmern. Die neuen Chefs der Ethikkommission werden lange brauchen, um in die Fälle einzusteigen. Das verschafft all denen bei der Fifa, die nur den eigenen Vorteil im Sinn haben, nun mehr Zeit.

Doch damit noch nicht genug: Außerdem strebt Infantino beim Kongress an, die Entscheidungsgewalt der Fifa-Zentrale zu erweitern. Gehen Infantinos Vorschläge durch, müsste sich der Präsident, also er, in Zukunft weniger Beschlüsse vom Fifa-Rat genehmigen lassen. Somit kann noch mehr allein nach seinem Willen geschehen. Es bestehen also keine Zweifel mehr: Die Fifa fällt in ihre dunkelsten Zeiten zurück.

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