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Petr Stochl: Die Heimat muss warten

Handball-Torhüter Petr Stochl hat sich bis 2016 an die Füchse gebunden. Der neue Vertrag ist ein Zeichen für die Zukunft – und gegen Silvio Heinevetter.

Berlin - Im westböhmischen Pilsen wird bald ein Haus fertiggestellt sein, dessen Besitzer in den nächsten sechs Jahren nicht einziehen wird. „Es wird mein Urlaubsdomizil“, sagt Petr Stochl, „und dann habe ich da auch was fürs Alter.“ Während die Eltern des 33-Jährigen auf das neue Anwesen aufpassen werden, will Stochl mit den Füchsen Berlin aus dem Mittelmaß der Handball-Bundesliga an die Tabellenspitze stoßen. Deshalb hat er seinen Vertrag gerade bis 2016 verlängert. „Er ist eine Identifikationsfigur für die Mannschaft und das Umfeld, er übernimmt Verantwortung und ist mit Herz und Seele ein Fuchs“, sagt Geschäftsführer Bob Hanning. „Eine so lange Vertragszeit ist im Handball ungewöhnlich, aber wir wollten gemeinsam ein Zeichen setzen.“

Damit ist vor dem heutigen Heimspiel des Tabellenneunten in der Schmeling-Halle gegen den SC Magdeburg (17.30 Uhr, live im DSF) geklärt, dass es bei den Füchse-Torhütern auch zukünftig keinen Nummer-Eins-Status geben wird. Und das, obwohl Silvio Heinevetter vor der Saison mit genau diesem Anspruch aus Magdeburg gekommen war. „Es war für beide Torhüter nicht leicht, diesen Status aufzugeben", sagt Füchse-Rechtsaußen Markus Richwien, ebenfalls ein Ex-Magdeburger. Heinevetter sei in seinem alten Team unangetastet die Nummer eins gewesen, Stochl habe diese Position bei den Füchsen gehabt. „Damit müssen beide erst einmal fertig werden“, sagt er.

Wie vorteilhaft – weil leistungsfördernd – es jedoch ist, über zwei starke Torhüter zu verfügen, zeigen die derzeit führenden Bundesligateams: der THW Kiel mit Thierry Omeyer/Peter Gentzel sowie der HSV Hamburg mit Johannes Bitter/Per Sandström. „Es gibt immer mal schwächere Phasen eines Torhüters, dann ist es gut, wenn der zweite sofort gut eingreifen kann“, sagt Hanning.

Das beste Beispiel ist Stochl. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in dieser Saison wurde er zu einem Rückhalt bei den Füchsen und hatte zuletzt sogar viel mehr Spielanteile als Silvio Heinevetter. „Silvio hat sein bestes Spiel für uns beim 29:25 in Magdeburg gezeigt“, sagt Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. Heinevetter sagt: „Ich komme mit Petr sehr gut aus, aber na klar, jeder will natürlich von Anfang an und so lange wie möglich spielen.“ Der Vertrag des 25 Jahre alten Heinevetter gilt zunächst bis Ende kommender Saison. Allein schon vom Alter her steckt in ihm enorm viel Entwicklungspotenzial.

Bei Stochl dagegen sieht Sigurdsson den Zeitpunkt erreicht, an dem „von der Erfahrung her seine besten Jahre begonnen haben“. Der Isländer sagt deshalb auch: „Wir haben uns für die Zukunft den besten Stochl gesichert.“ Und Hanning spricht in diesem Zusammenhang von einem Luxusproblem, vor dem der Trainer bei der Torhüterwahl nun auch weiterhin stehe. „Dieses Problem hätte ich gern auf allen Positionen“, sagt Hanning. Ihm gefalle es, wie „professionell beide Torhüter miteinander umgehen.“ Das zeuge von Charakterstärke. Bei Stochl käme hinzu, dass er schließlich vor der Saison auch noch als Kapitän des Teams zugunsten von Torsten Laen abgesetzt worden war und trotzdem nicht gemurrt, sondern eine Trotzreaktion gezeigt habe. Das hat ihm jene Anerkennung eingebracht, wegen der er trotz lukrativer Alternativangebote bei den Füchsen geblieben ist – und damit in Berlin, wo er mit Frau und zwei Kindern „die zweite Heimat gefunden“ habe, wie er sagt. Dennoch sei es für ihn beruhigend zu wissen, in der ersten Heimat in Pilsen ein sicheres Standbein zu haben. Ein Haus für die Rentenzeit gibt zusätzliche Sicherheit.

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