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Sport: Die kleinen Freuden am Rande

Die Fans von Borussia Dortmund lenken sich mit Siegen ihrer Mannschaft von der finanziellen Not des Klubs ab

Manchmal ist es verwunderlich, dass es für Borussia Dortmund tatsächlich noch diese 90 Minuten gibt, in denen die Spieler dem Ball hinterherlaufen. Schließlich finden die Spiele „im Schatten eines Wirtschaftskrimis“ statt, wie die „Ruhr-Nachrichten“ es ausgedrückt haben. Selbst Klubpräsident Reinhard Rauball gibt zu, „dass das eigentliche Kerngeschäft des BVB deutlich in den Hintergrund getreten ist“. In Dortmund sind die Fußballer längst zu Statisten geworden. Als die Profis am Samstag ihr Tagwerk, ein 3:0 gegen Mainz, längst verrichtet hatten, bekam Michael Meier, einer der Hauptdarsteller der letzten Wochen, seinen großen Auftritt. In den Katakomben des Westfalenstadions holte der Manager des BVB zum rhetorischen Schlag aus. Meier schimpfte und sprach von „widerlicher Vorgehensweise“, „absurden Vorwürfen“, und einer „absolut durchschaubaren Kampagne“.

Der Manager erregte sich über die Strafanzeige eines Rechtsanwalts gegen Gerd Niebaum als ehemaligen und ihn, Meier, als aktuellen Geschäftsführer der KGaA, die am Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft eingegangen war. Es geht in erster Linie um den „Verdacht auf Kursmanipulation“, vor allem aber darum, Schadenersatzklagen von BVB-Aktionären vorzubereiten. Die Anwälte, von denen sich Niebaum und Meier vertreten lassen, konterten in einer Pressemitteilung: Die Vorwürfe seien „erkennbar absurd“, „eine um Mandantenanwerbung verlegene Kanzlei macht Wind ohne Rücksicht auf seriöse Juristerei und Wahrheitsfindung“.

In solchen Auseinandersetzungen haben es die Fußballer natürlich schwer, die Aufmerksamkeit auf ihre Darbietungen zu lenken. 73 500 Zuschauer verfolgten den Auftritt des BVB gegen Mainz, so viele wie an diesem Tag in keinem anderen Stadion. Weil die Zahl für Dortmunder Verhältnisse jedoch eher bescheiden ist, sprachen Spötter schon von Fanboykott. Das Gegenteil war der Fall. In der neunten Minute erhoben sich die Zuschauer und sangen das Vereinslied, um die Verbundenheit mit ihrem Klub zu dokumentieren. „Wir halten fest und treu zusammen“, heißt es in dem Lied.

Mittelfeldspieler Florian Kringe sprach von einem „eindrucksvollen Erlebnis. Das hat uns gepuscht, und ich bin froh, dass wir den Fans heute was zurückgeben konnten.“ Der seit Wochen starke Kringe war der überragende Spieler. Fragen nach der Nationalmannschaft wehrte er jedoch ab. Man habe zwar gesehen, wie schnell das gehen könne, „aber wir haben hier im Klub im Moment andere Sorgen“. So wie Kringe denken viele beim BVB. „Jeder Arbeitnehmer hätte Angst, wenn der Arbeitgeber sagt: Ich weiß nicht, wie es im Sommer weiter geht“, sagte Sebastian Kehl. Auch Lars Ricken empfindet es als „sehr schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schließlich beschäftigen uns die Dinge, die im Verein passieren. Wir sprechen darüber.“ Das unterscheidet die Spieler nicht von den Fans des BVB.

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