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Sport: Die rasende Ich-AG

Justin Wilson über sein Projekt, sich mit dem Geld von Privatinvestoren in die Formel 1 einzukaufen

Justin Wilson hat einen sehr interessanten Weg in die Formel 1 hinter sich. Er ist eine rasende IchAG. Über Privatinvestoren hat sich der mit 1,92 m längste Formel-1-Fahrer für 3 Millionen Euro ins Minardi-Team eingekauft.

Wer hatte die Idee, auf diese unkonventionelle Weise zu Sponsorengeldern zu kommen?

Mein Manager Jonathan Palmer. Wir hatten ja bei Minardi den Vertrag unterschrieben mit der Verpflichtung, noch Sponsorengeld mitzubringen. Also mussten wir Geld auftreiben. Ein normaler Sponsor war nicht zu finden. Also hat Jonathan in zwei, drei Monaten dieses Konzept entwickelt und den rechtlichen Rahmen auf die Beine gestellt.

Also haben Sie erst den Vertrag unterschrieben und dann Geld gesucht?

Anders geht es nicht. Das ist ein bisschen so wie mit der Henne und dem Ei: Ohne Geld kein Vertrag - aber ohne sicheren Formel-1-Platz auch keine Chance auf Geld. Wir mussten das Risiko eingehen.

Wie funktioniert das ganze konkret?

Ich bin meine eigene Firma, Justin Wilson PLC, an der jeder Anteile kaufen kann. Wenn ich Erfolg habe und weiter mit dem Rennfahren Geld verdiene, bekommt er seinen Einsatz in drei Jahren verdoppelt zurück.

Wie viel musste man denn mindestens in die Aktie Justin Wilson investieren?

5 00 Pfund war das Minimum, nach oben gab es keine Grenzen.

Wie viele Leute haben am Ende gekauft – und wie viel Geld ist insgesamt zusammen gekommen?

Wir haben insgesamt 908 Investoren, von denen etwa dreiviertel den Mindestanteil erstanden haben. Die größte Investition waren 100 000 Pfund, die von einem Freund meiner Familie gekommen sind. Insgesamt habe ich 1,2 Millionen Pfund eingenommen.

Hätten Sie geglaubt, dass so viele Menschen bereit sind, in Sie als Person zu investieren?

Ich bin schon etwas überrascht, dass das wirklich so gut gelaufen ist. Aber ich bin vor allem sehr glücklich und stolz. Es ist ein tolles Gefühl, zu sehen, dass die Menschen so viel Vertrauen in mich haben.

Erhalten Ihre Investitionen einen regelmäßigen Rechenschaftsbericht?

Wir werden jährlich eine Versammlung für alle Investoren abhalten, wie das ja in der Wirtschaft üblich ist. Und natürlich wird es ein paar Mal im Jahr einen Newsletter geben, der die Leute über den Stand der Dinge, meine Rennen, meine Ergebnisse, die ganze Entwicklung im Detail informiert.

Ist es nicht eine besondere Belastung, mit so einer Verpflichtung im Rücken Rennen zu fahren?

Ich sehe das auch nicht anders, als wenn man die Verantwortung gegenüber einem großen Sponsor hat, der Geld in einen investiert hat oder gegenüber einem Team, das einem ein Gehalt bezahlt. Man muss immer alles dafür tun, seine optimale Leistung zu bringen. Dieser Druck ist immer da, da macht meine Situation keinen Unterschied.

Haben die Leute denn eine Garantie, zumindest ihren Einsatz oder wenigstens einen Teil davon zurück zu bekommen?

Nein, es gibt keinerlei Garantien. Aber das haben wir in unserem Angebot auch eindeutig klar gemacht. Man muss da schon absolut fair sein und mit offenen Karten spielen. Das ist eine Risiko-Investition, aber dafür sind ja auch die Gewinnmöglichkeiten hoch. Wo bekommt man denn heute innerhalb von drei Jahren 100 Prozent Gewinn?

Ihr Team, Minardi, krebst doch am Existenzminimum herum, es scheint nicht einmal sicher, ob man die Saison beenden kann.

Mein Teamchef Paul Stoddart sagt, dass wir uns irgendwie bis ans Ende retten werden. Danach muss ich weiter sehen. Aber ich muss jetzt einfach versuchen, unter den gegebenen Möglichkeiten immer wieder auf mich aufmerksam zu machen. Andere Fahrer wie Alonso oder Trulli sind ja auch von Minardi aus weiter gekommen. Immerhin habe ich wenigstens die Chance, mein Talent in der Formel 1 direkt zu beweisen.

Das Gespräch führte Karin Sturm

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