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Sport: Die schlechtesten Profis

Karlsruhes Basketballer bereiten sich schon auf die Zweite Liga vor

Der letzte Auftritt war einer Profimannschaft nicht würdig. Das erkannten auch die Fans der Gießen 46ers und skandierten: „Wir haben Busse und ihr nicht.“ Ganz bescheiden mit zwei Neunsitzern war die BG Karlsruhe am vergangenen Samstag zu ihrem, für den Kampf um den Klassenerhalt sehr bedeutsamen Spiel in der Basketball Bundesliga (BBL) nach Gießen gereist. Zuvor hatte die erfolgloseste Mannschaft im deutschen Profi-Teamsport 17 Mal in Folge verloren. Das 68:78 bei den ebenfalls abstiegsgefährdeten Gießenern war dann des Schlechten zu viel. Auf einer Pressekonferenz in Karlsruhe erklärte gestern Geschäftsführer Matthias Dischler: „Für uns ist die Saison offiziell beendet.“ Jetzt wolle man „zurück zu den Wurzeln“ und sich für die kommende Spielzeit auf die Zweite Liga vorbereiten.

Schon vor der Begegnung in Gießen hatte der Klub von einem Scheideweg gesprochen. Bei einem Sieg hätten die Badener bei elf verbleibenden Spieltagen nur vier Punkte von den Hessen getrennt. Jetzt sind es acht und der Plan, mit „einer kleinen Lösung“ die Saison zu beenden, wird konkretisiert. Drei Spieler (Jones, Kabba und Alton) sollen gehen, allesamt Nachverpflichtungen. „Wir haben kräftigst daneben gelegen“, gesteht Dischler Fehler bei der Transferpolitik – und auch bei der Etatplanung. Bereits Anfang des Jahres hatten Sponsoren unter dem Namen „Weiße Ritter“ frisches Geld in die leeren Kassen gegeben. Zu wenig, wie sich zeigte. Andreas Hornig, Center und Sprecher der Mannschaft, sagt: „Es gab Zahlungsschwierigkeiten.“ Der amerikanische Topwerfer Domonic Jones bestätigt: „Die finanzielle Situation ist sehr übel. Seit einer Weile werden einige Spieler bezahlt, andere nicht.“

Dabei hatte Sportdirektor Horst Schmitz anfänglich geglaubt, „die beste Mannschaft, die wir je in Karlsruhe hatten“, aufbieten zu können. Doch nach einem ordentlichen Start, als zwei von fünf Spielen gewonnen wurden, stellte sich heraus, dass das verpflichtete Personal nicht konkurrenzfähig war. Nach der 74:95-Niederlage Ende Oktober in Bremerhaven feindeten sich die Spieler auf dem Parkett gegenseitig an. Seitdem verliert das Team. Hinzu kam eine Schulterverletzung von Rountenier Narcisse Ewodo. Der Kameruner hatte die Badener in den vergangen drei Jahren mit durchschnittlich 20,2 Punkten stets aus dem Gröbsten herausgehalten. Karlsruhe ohne Ewodo sei wie Berlin ohne Jovo Stanojevic, „nur mit dem Unterschied, dass wir uns keinen hochkarätigen Ersatz leisten konnten“, so Schmitz.

Jetzt gestand Dischler, dass der 1,8- Millionen-Etat nicht gedeckt werden kann. Auch weil die kalkulierten Zuschauereinnahmen bei Erfolglosigkeit nicht zu erwirtschaften waren. Hinzu kommt der Höhenflug des Karlsruher SC in der zweiten Fußball-Bundesliga, der den Fans einen freudvollere Alternative bietet. Ein weiterer Grund sind die 200 000 Euro Altlasten, die die Klubkasse belasten.

Jan Pommer, Geschäftsführer der BBL, hält eine Insolvenz der Karlsruher für ausgeschlossen, „das haben sie uns unlängst bei einer Wirtschaftsprüfung dargelegt“. Seit 2003 meldeten allein vier Bundesligaklubs Konkurs an. Dass die BG Karlsruhe liquide bleibt und die Saison nun in abgespeckter Form zu Ende bringt, liegt aber primär daran, dass die verbliebenen Spieler auf ein Monatsgehalt verzichtet haben. Center Ryan Bond sagt: „Ich kann mir vorstellen auch für weniger Geld in der Zweiten Liga zu spielen.“

Matthias Dischler, Manager, Präsident und Besitzer des Vereins, hat den Basketball in Karlsruhe aufgebaut. Aber er hat auch vor zwei Jahren einen Sponsorenvertrag mit der Tiefkühlkostfirma „Iceline“ wegen Streitigkeiten um eine Handvoll VIP-Tickets platzen lassen. Dischler sagt: „Ich übernehme die Verantwortung.“

Martin Fünkele[Gießen]

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