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STEILPASS Frauen: Die Stunde der Promoter

Jens Kirschneck über Theaterstücke und Butterbrotdosen zur Frauen-WM

Noch vier Monate bis zur WM, jetzt brechen harte Zeiten an – zumindest wenn man redaktionell mit dem Frauenfußball beschäftigt ist. Wir kennen das alles noch von der Weltmeisterschaft 2006: tausend Bücher, Ausstellungen, Theaterstücke und Butterbrotdosen zum Thema, so als würden Frauen erst seit einem Jahr Fußball spielen und der Sport direkt nach der WM gesetzlich verboten. Da kann man leicht den Überblick verlieren, die Aufmerksamkeitsspanne für das einzelne Produkt ist gering. Da schlägt die Stunde der Promoter: Immer wieder kommt zum Beispiel in den letzten Tagen eine Mail, in der uns mit zunehmender Verzweiflung angedient wird, doch bitte, bitte einen bekannten Frauenfußballexperten zu interviewen. Und manche nutzt die Gunst der Stunde, um dem Augenblick ein Stückchen Ewigkeit abzuringen – wie etwa die TV-Moderatorin Okka Gundel, die ihrem Fußballerinnen-Buch eine Widmung für „Karsten, meinen größten Fan“ voranstellt, als hätte sie eine erschütternde Lebensbeichte abgelegt.

In der Flut der Veranstaltungen und Veröffentlichungen droht das Einzelne unterzugehen. Schon bei der WM 2006 gab es ob der riesigen Mengen zukünftigen Altpapiers enttäuschte Gesichter bei Verlagen und Autoren, und manch ambitioniertes Kulturevent entpuppte sich als mittlerer Rohrkrepierer – fragen Sie mal André Heller. Was also tun? Die Spreu vom Weizen trennen und sich freuen, dass am 19. Juni das ganze Vorab-Brimborium ein Ende hat. Und vielleicht gibt es ja auch nach dem Sommer noch das eine oder andere Buch über Frauenfußball. Nicht nur in der Grabbelkiste.

Jens Kirschneck schreibt an dieser Stelle über Frauenfußball. Stefan Hermanns blickt auf den deutschen Fußball und Markus Hesselmann beschäftigt sich in seiner Kolumne mit dem Ausland.

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