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Alba: Die Überzeugung verloren

Albas Basketballer enttäuschen ihre Fans - und müssen eine Strafrunde, begleitet von Pfiffen ihrer Anhänger, über sich ergehen lassen.

Berlin - Viele Hände waren es nicht, die sich den Basketballern von Alba Berlin am Sonntagabend entgegenstreckten. Erstmals in dieser Bundesligasaison war der Weg ums Spielfeld, bei dem die Fans abgeklatscht werden, keine Ehrenrunde, sondern eine von lang anhaltenden Pfiffen begleitete Strafrunde. Die Spieler waren Verlierer, erstmals in einem Heimspiel in dieser Bundesligasaison. Aber was die mehr als 8000 Zuschauer in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle so aufbrauchte, war nicht das 68:76 gegen die Artland Dragons aus Quakenbrück und der Verlust der Tabellenführung an die Gäste. Es war die Eindeutigkeit der Niederlage. Alba verlor nicht durch einen Dreipunktewurf in der Schlusssekunde nach aufopferungsvollem Kampf – Albas Team war klar schlechter. Und es wirkte emotionslos in einer Halle tobender Fans, die Alba das frühe Uleb-Cup-Aus verziehen hatten, und Augenzeuge eines großen Spektakels werden wollten. Sie bekamen auch ansehnlichen Basketball geboten – aber über weite Strecken vom falschen Team. „Artland war besser, hat hart gekämpft und wollte den Sieg“, sagte Julius Jenkins, mit 20 Punkten bester Werfer.

Die Enttäuschung war bei Alba Berlins Aufsichtsratssprecher Axel Schweitzer so groß, dass er am Sonntagabend lieber gar nichts mehr sagen wollte. Geschäftsführer Marco Baldi äußerte sich, positives fand er nicht an dem Team, dem eigentlich die Aufgabe zugedacht ist, den ersten Meistertitel seit 2003 zu gewinnen. Baldi sprach von einem „kleinen Tief. Wir haben viel Arbeit vor uns, in gewisser Weise waren wir demoralisiert.“ 16:4 hatte Alba geführt, ehe Quakenbrück die Kontrolle übernahm. Alba kam mehrmals auf einen bis fünf Zähler heran, doch zu mehr reichte es nicht. „Wir haben die Chancen nicht genutzt. Dann geht die Überzeugung verloren, und es sieht so aus, als fehle das letzte Aufbäumen“, sagt Baldi.

Die Rückrunde hat gerade begonnen, Alba ist, punktgleich mit Quakenbrück, Zweiter. Doch der Auftritt vom Sonntag verdeutlicht, dass Alba in dieser Form kein Titelanwärter ist. Außer Jenkins, der 40 Minuten durchspielen musste, und Femerling gibt es derzeit keine Führungsfigur. Bis Ende Februar kann Alba noch Verstärkungen holen. Alba betont aber, dass es passen müsse und nicht unter dem steigenden Erfolgsdruck irgendein Spieler geholt werde. Vielmehr müsse der Kader „hart arbeiten, um auf ein Niveau zu kommen, auf dem wir so ein Team schlagen können“, sagt Pavicevic. Er hofft auf ein Erfolgserlebnis am Mittwoch im Pokal-Achtelfinale gegen die Köln 99ers (19.30 Uhr, Max-Schmeling- Halle). Das Spiel findet statt, obwohl die Köln 99ers einen Insolvenzantrag gestellt haben. Inzwischen hat der Verein gemeinsam mit Insolvenzverwalter Norbert Heimann erklärt, den Spielbetrieb auf jeden Fall für zwei weitere Wochen aufrechtzuerhalten.

Helen Ruwald

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