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Sport: Diplomatie nach Zach

Kölns Eishockey-Trainer wettert nach dem 1:6 in Düsseldorf über den Schiedsrichter

Hans Zach ist gemäß Selbstbezichtigung der einzige Bayer, der zur Schweinshaxe Mineralwasser trinkt. Alt und Kölsch, zwei in Düsseldorf und Köln geschätzte und dem Bier entfernt verwandte Getränke, hat er so gern wie verlorene Eishockeyspiele. Das Play-off-Halbfinale gegen die Düsseldorfer EG ist für den Trainer der Kölner Haie kein rheinischer Glaubenskampf auf dem Eis, sondern ein ganz normales Eishockeyspiel. Aber was war schon normal an diesem Dienstagabend. 10 000 Zuschauer machten im alten Eisstadion an der Brehmstraße Lärm wie zuletzt in den neunziger Jahren, als die DEG Meisterschaften in Serie feierte, damals noch unter Trainer Hans Zach. 6:1 siegten die Düsseldorfer im dritten Spiel des Halbfinales. 2:1 heißt es in der Serie für die DEG, die mit einem Sieg am Donnerstag im vierten Spiel in Köln ins Endspiel gegen die Berliner Eisbären einzöge. „Schönen Gruß und auf Wiedersehen“, grölten die Toten Hosen vom Band, die Düsseldorfer Fans riefen; „Huhu, Hansi!“ Hans Zach schritt vom Eis, den Kopf starr nach vorn gewandt. In Gedanken arbeitete er wahrscheinlich schon an dem Vortrag, den er an diesem Abend noch halten wollte.

Es war schon weit nach 22 Uhr, als der Kölner Trainer ansetzte zum großen Monolog über Schiedsrichter im Allgemeinen und Roland Aumüller im Besonderen. „Ich könnte mich ja jetzt zurückhalten, aber das mache ich nicht. Diplomatie war ja noch nie meine Stärke.“ Mehrfach habe er das Gespräch mit Schiedsrichter Aumüller gesucht an diesem Abend und sei jedes Mal unwirsch zurückgewiesen worden. „Der wollte mich provozieren“, wetterte Zach, „aber das schafft er natürlich nicht, so viel Luft hat er gar nicht zum Pfeifen.“ Ja, seine Mannschaft habe sich undiszipliniert verhalten und viel zu viele Strafzeiten kassiert, „aber das war menschlich verständlich. Dieses Spiel heute Abend ist total zerpfiffen worden.“

Die für Zach spielentscheidende Szene hatte gegen Ende des ersten Drittels stattgefunden. Die Kölner verteidigten schon fünf Minuten am Stück in Unterzahl, als Aumüller eine Strafe gegen Torhüter Thomas Greiss anzeigte. Das Spiel lief weiter, und die Düsseldorfer nahmen sofort ihren Torhüter Andrej Trefilow zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Eis. Das ist in einer solchen Situation gefahrlos möglich, denn bei einer angezeigten Strafe wird das Spiel unterbrochen, sobald ein Spieler der foulenden Mannschaft die Scheibe berührt. Kölns Verteidiger Mirko Lüdemann drosch den Puck schon nach ein paar Sekunden über die Bande, wofür ihn Schiedsrichter Aumüller ebenfalls für zwei Minuten auf die Strafbank schickte, wegen Spielverzögerung.

„Das war eine drastische Fehlentscheidung, der Schiedsrichterbeobachter hat’s mir gerade bestätigt“, sagte Zach. „In dem Augenblick, da wir die Scheibe berühren, muss das Spiel unterbrochen werden. Alles andere interessiert dann nicht mehr.“ Angesichts einer 1:6-Niederlage mag der Streit um zwei der 65 Kölner Strafminuten kleinlich klingen, aber die Folgen dieser einen Hinausstellung waren dramatisch. Als Lüdemann das Eis verließ, führten die Kölner 1:0, bei seiner Rückkehr lagen sie 1:2 zurück. Tore Vikingstad, Düsseldorfs überragender Norweger, hatte das Spiel mit zwei Toren gedreht. Die Kölner verloren ihren Rhythmus und verbrachten fortan noch viel Zeit auf der Strafbank. Das überflüssigste Foul leistete sich Tino Boos, der nach einem Kopfstoß gegen Chris Ferraro mit einer Matchstrafe das Eis verließ. Boos wird für mindestens vier Spiele gesperrt.

Spät am Abend rang sich Hans Zach noch zum Glückwunsch für seinen Düsseldorfer Kollegen Don Jackson durch, versehen mit dem charmanten Hinweis, dass „der DEG eine Durchschnittsleistung zum Sieg reichte“. Dann verabschiedete er sich: „Ich gehe jetzt nach Hause und erfreue mich weiterhin des Lebens.“ Auch ohne Kölsch und Alt.

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