DFB: Doppellösung für Technischen Direktor?
Fünf Tage vor der entscheidenden DFB-Präsidiumssitzung ist wieder völlig offen, wie und wann der Deutsche Fußball-Bund den Posten des Technischen Direktors besetzen wird.
Hamburg/Frankfurt - Der Geschäftsführende DFB-Chef Theo Zwanziger hält sich vor der mit Spannung erwarteten Richtungsentscheidung zwischen dem derzeit vereinslosen Bundesliga-Coach Matthias Sammer und dem von Jürgen Klinsmann favorisierten Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters alle Optionen offen. Der für die «Zukunftsentwicklung des Fußballs» zuständige Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer stellte am Freitag sogar in Frage, ob bereits am kommenden Mittwoch eine personelle Entscheidung getroffen wird. «Es gibt jetzt keinen Handlungsbedarf», sagte Moldenhauer der dpa.
Derweil brachte Zwanziger erneut eine Doppellösung ins Gespräch. Zugleich verstärkte er indirekt auch den Druck auf Klinsmann, sich vorzeitig über die Weltmeisterschaft 2006 hinaus an den Verband zu binden. Auf die Frage, ob es Sinn mache, ihm den Wunschkandidaten Peters zu bescheren, obwohl keineswegs sicher sei, dass der Chefcoach auch nach der WM noch Klinsmann heiße, sagte Zwanziger dem «Hamburger Abendblatt» (Freitagausgabe): «Genau diese Fragen müssen wir nächsten Mittwoch im DFB-Präsidium beantworten.» Moldenhauer sieht es offenbar ähnlich: «Klar, der Bundestrainer hat ein entscheidendes Wort. Doch es ist ja noch unklar, ob Klinsmann nach der WM noch im Amt sein wird.» Deshalb verstehe er «die Diskussion jetzt überhaupt nicht.»
Moldenhauers Aussagen haben ein besonderes Gewicht, weil er als Vize-Präsident für den DFB-Trainerstab und die Trainer-Ausbildung verantwortlich ist. Somit unterstehen ihm auch die 1200 Honorar-Trainer an den 390 Stützpunkten. «Es läuft bei uns alles hoch professionell. Die Einbeziehung der Wissenschaft ist gegeben.» Er lasse sich höchst ungern nachsagen, dass der DFB die letzten 10, 15 Jahre verschlafen habe. Am Mittwoch gehe es allein um fachliche Fragen. Bernhard Peters kenne er nicht, «deshalb kann ich zu dieser Person überhaupt nichts sagen», betonte Moldenhauer.
Beim wichtigen Treffen der 14 Präsidiumsmitglieder wird im Gegensatz zu dem auf den Malediven urlaubenden Teammanager Oliver Bierhoff auch der nach Bekanntgabe seiner revolutionären Vorgaben in die Wahlheimat Los Angeles zurückgekehrte «Erneuerer» Klinsmann zugegen sein. Vom Bundestrainer erwartet die DFB-Spitze nun offenbar eine klare Aussage zu seine Zukunft. Spekuliert wird, dass bei einer Zusage für die von Zwanziger ohnehin befürwortete Fortsetzung der Kooperation mit Klinsmann dessen im Präsidium kontrovers bewerteter «Peters-Plan» für den DFB-Chef leichter durchzusetzen wäre.
Anders als Co-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der sich bereits eindeutig für einen «Fußballer» ausgesprochen hat, wartet Zwanziger taktisch clever ab und legt sich nicht von vornherein fest. So hält er einerseits Hockey-Erfolgscoach Peters für «einen hervorragenden sportwissenschaftlichen Fachmann» - und liefert auch gleich noch eine Arbeitsplatzbeschreibung, die dem Seiteneinsteiger die Tür zum DFB offen lässt. Der Technische Direktor habe primär «gar nichts» mit dem Nationalteam zu tun, betonte er. «An dieser Stelle brauchen wir sportlich Verantwortliche, die den Bereich der Nachwuchsförderung mit wissenschaftlichem und sportpädagogischem Hintergrund optimieren.» Das trifft auf den 45-jährigen Sportwissenschaftler aus Krefeld zu.
«Manche Persönlichkeiten haben besondere Stärken in bestimmten Bereichen, können aber andere Qualifikationen nicht erfüllen. In diesem Fall müssen wir sehen, ob wir eine bessere Lösung finden oder Abstriche machen», relativierte Zwanziger. Eine solche Lösung könnte andererseits auch wieder auf Ex-Nationalspieler Sammer hindeuten. Denn den von ihm selbst formulierten Wunsch, ein Sportdirektor solle im Notfall auch mal den Bundestrainer-Posten übernehmen können, hält Zwanziger aufrecht. «Das gehört zu meinem Wunschanforderungsprofil, und das habe ich auch noch nicht aufgeben», stellte er klar.
Als Kompromiss bliebe schließlich die Doppellösung Peters/Sammer. «Es wird versucht, dass der Kandidat mit unserem Anforderungsprofil deckungsgleich ist. Gegebenenfalls muss man Abstriche machen oder eine Teamlösung finden», sagte Zwanziger dazu. Allerdings erscheint es zumindest fraglich, dass sich Fußball-Experte Sammer auf eine Doppellösung mit Peters einlässt. (Von Günter Deister und Thomas Prüfer, dpa)