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Sport: Eiliger Trainer

Georgi Wassilew muss sich nach Unions 0:2 unangenehme Fragen gefallen lassen

Von Claus Vetter

Berlin. Nichts wie weg aus der Wuhlheide, mag sich Georgi Wassilew am späten Sonnabendnachmittag gedacht haben. Der Schock über die verkorkste Premiere saß bei dem bulgarischen Trainer des 1. FC Union tief. 0:2 hatten die Berliner im Stadion an der Alten Försterei zum Auftakt der Zweiten Fußball-Liga gegen den FSV Mainz 05 verloren. Und das nach dieser Vorbereitung, mit den erfolglosen Tests neuer Spieler und schlechten Ergebnissen.

Am Sonnabend war der Ernstfall bei Union eingetreten, alles Gerede um belanglose Resultate in Testspielen hinfällig. Die Fluchtpläne Wassilews waren verständlich. Doch aus dem Abgang im schlanken Gang wurde nichts. Ein paar Autogrammjäger versperrten dem Trainer den Weg, und flugs kamen ein paar unangenehme Fragesteller hinzu. Wassilew ließ durchblicken, dass er von der Qualität mancher Frage wenig hielt.

So von der Frage, warum gegen Mainz in der Startaufstellung von Union nur altbekannte Gesichter zu finden waren. „Soll ich etwa Spieler von Beginn an bringen, denen sieben Wochen Vorbereitung bei uns fehlen?“ Und dann das Gerede über den missglückten Auftakt. „Natürlich ist es bitter, das erste Spiel zu Hause zu verlieren“, sagte der Bulgare. „Aber keine Angst. Wir werden am Ende zwar nicht Erster, aber auch nicht Letzter." Welch ein Trost.

Dass Union vor einer schweren Saison steht, ist anzunehmen. Der Aufstieg in die Zweite Liga im Jahr 2001, das Erreichen des DFB-Pokalfinales im selben Jahr und dann in der Vorsaison als Aufsteiger gleich der sechste Platz in der Zweiten Liga – dies alles sind Erfolge, die sich eben nicht so schnell übertrumpfen lassen. „Voriges konnten wir uns freizuspielen“, sagt Wassilew. „Das geht jetzt nicht mehr. Union hat sich in der Liga einen n gemacht. Der Druck auf uns ist damit erhöht. Das bringt mentale Probleme bei den Spielern mit sich, die wir lösen müssen. So was geht nicht von heute auf morgen, wir sprechen schon lange und müssen noch länger sprechen."

Der psychologische Ansatz des Trainers kann auch dahingehend interpretiert werden, dass sich im Kader von Union Verschleißerscheinungen ausmachen lassen. So war etwa gegen Mainz von Sreto Ristic und Petar Divic nichts zu sehen. Auch schon in den Vorbereitungsspielen gegen Energie Cottbus und Hansa Rostock, die Union jeweils 0:3 verlor, hatte sich das in der vergangenen Saison so erfolgreiche Sturmduo von Union versteckt. Dass Divic gegen Mainz bei den Zweikämpfen „nicht so sicher“ ausschaute, hatte Wassilew auch erkannt. Immerhin, der in der zweiten Halbzeit für Divic gekommene Salif Keita machte eine bessere Figur. Auch wenn der von Bundesligaaufsteiger Hannover 96 gekommene Senegalese seinem ersten Zweitligaauftritt bei Union nichts abgewinnen wollte. „Ich habe unsere beste Torchance vergeben“, sagte der 26-Jährige. „Worüber soll ich mich also freuen?“ Dafür freuten sich andere über Keita. „Von ihm und Steffen Baumgart ist noch einiges zu erwarten“, sagte Präsident Heiner Bertram. „Wenn die erst mal fit sind und die Bindung zur Mannschaft haben."

Vom schludrigen Start, der nahtlos zur verpatzten Vorbereitung passte, wollte sich bei Union niemand irritieren lassen. Auch, dass wieder kein Tor geschossen wurde. Cottbus und Rostock eingerechnet, geht das nun schon seit drei Spielen so. „So etwas passiert, das ist normal“, sagte Wassilew. Und Verteidiger Daniel Ernemann hielt „alle Panikmache“ für verfrüht. Davon, dass die Berliner nach dem 0:2 gegen Mainz nun am Freitag bei Waldhof Mannheim unter Zugzwang stehen, wollte Bertram „nichts wissen". Die Protagonisten einte nach außen hin eine demonstrative Gelassenheit. Und die Hoffnung, dass es möglichst schnell in dieser Mannschaft eine Initialzündung gibt.

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