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Sport: Ein Mann, zwei Pokale

Europas bester Tischtennisspieler heißt Timo Boll. Zehn Jahre nach dem Sieg von Jörg Roßkopf wiederholte der 21 Jahre alte Linkshänder aus Gönnern als zweiter deutscher Spieler diesen Erfolg.

Europas bester Tischtennisspieler heißt Timo Boll. Zehn Jahre nach dem Sieg von Jörg Roßkopf wiederholte der 21 Jahre alte Linkshänder aus Gönnern als zweiter deutscher Spieler diesen Erfolg. Im hart umkämpften Finale der 23. Titelkämpfe bezwang der Weltranglisten-Sechste am Sonntag in Zagreb den für Ochsenhausen spielenden Griechen Kalinikos Kreanga mit 4:2 und krönte seine Show mit dem zweiten EM-Titel. Am Samstag hatte er bereits Gold mit seinem Klubkollegen Zoltan Fejer-Konnerth im Doppel gewonnen. Eine Silbermedaille im Mannschaftswettbewerb rundet seine starke Darbietung ab.

"Das war sehr eng. Kreanga hat im offenen Spiel fast jeden Ball gewonnen. Ich habe die kleinen Punkte gemacht und zum Glück ist mir noch ein Aufschlag eingefallen. Das zählt auch", sagte der Champion. Er musste gegen den aggressiv spielenden Doppel-Spezialisten Kreanga bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit gehen. Doch nach 40 Minuten war der größte Erfolg seiner erst kurzen Laufbahn perfekt. Jubelnd sank Boll nach dem Matchball in die Knie und reckte die Hände in die Höhe.

"Während des Spiels habe ich manchmal nicht an den Sieg geglaubt. Dieser Erfolg ist wichtiger als der WM-Titel von Roßkopf/Fetzner 1992 und der EM-Sieg von Roßkopf 1992, weil hinter Timo ein junges Team in Wartestellung lauert", erklärte DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb. "Timo hat den Titelkämpfen den Stempel aufgedrückt", sagte Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig, "es muss jetzt das Ziel sein, ihn auch auf Weltebene nach vorne zu bringen."

Der junge Hesse war erfolgreichster Teilnehmer einer Europameisterschaft, die für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) im Zeichen des Umbruchs im Herren-Bereich stand. Dank Timo Bolls zweier Goldmedaillen und dank zweier Silbermedaillen in den Teamwettbewerben wurde der DTTB nun sogar bester Verband. Bei den Damen gewann die für Luxemburg startende Chinesin Ni Xialian.

Der neue Europameister trat mit seinem Endspielsieg bei der dritten EM-Teilnahme aus dem Schatten von Jörg Roßkopf. "Der neue Name ist gut für das Tischtennis. Timos Erfolg überrascht mich nicht. Er hat eine sehr starke Leistung gezeigt und zählt auch 2004 bei Olympia in Athen zu den Favoriten", lobte der verletzte Rekordnationalspieler in der Heimat seinen Nachfolger. "Timo hat das Potenzial, um die Chinesen zu schlagen", pflichtete ihm Schimmelpfennig bei.

Bange Minuten wie im Endspiel hatte es auch im Halbfinale beim 4:3 gegen Werner Schlager aus Österreich gegeben, als der dreifache Deutsche Meister bei 9:10 im sechsten Durchgang einen Matchball abwehren musste. "Da hatte ich innerlich mit mir etwas gehadert", gestand Timo Boll. Doch dank seiner Willensstärke bog er die dramatische Partie noch um. Sie wurde wie die anderen Spiele des deutschen Talentes von chinesischen Trainern mit Videokameras aufgezeichnet. Kann es eine größere Wertschätzung geben?

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