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Im Vorbeiflug. Albas Mannschaft um den mit 20 Punkten überragenden Nihad Djedovic (l.) dominierte Bamberg bei ihrem 82:63-Sieg am Donnerstagabend – schon zum zweiten Mal in dieser Saison.

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Nach dem Sieg gegen Bamberg: Ein Scheibchen Frust

Nach der zweiten Niederlage gegen Alba Berlin in der laufenden Saison reagieren die Spieler des Deutschen Meisters aus Bamberg gereizt. Die Berliner hingegen treffen am Samstag auf das Tabellenschlusslicht aus Gießen.

Berlin - Marco Baldi konnte sich nicht entscheiden. Nach dem 82:63-Triumph seiner Mannschaft gegen die Baskets Bamberg wurde Alba Berlins Geschäftsführer am Donnerstagabend gefragt, was denn nun das Schönste an diesem Sieg sei: Die Tatsache, dass es der erste Erfolg einer deutschen Mannschaft im Top16 der Euroleague war? Oder dass Alba dieser Sieg gegen den Erzrivalen Bamberg gelungen war? „Beides“, antwortet Baldi lächelnd. „Das Schöne ist ja, dass das heute sozusagen kulminiert.“ Einen dritten deutlich sichtbaren Grund zum Strahlen wollte der Berliner Manager aber nicht überbewerten: Die Bamberger wirkten nach der bitteren deutlichen Niederlage angeschlagen und dünnhäutig.

Schon während der Partie wirkten mehrere Profis des Deutschen Meisters genervt von der kompromisslosen Verteidigung des Gegners – und der eigenen Unfähigkeit, sich gegen diese durchzusetzen. Und nach Spielende hatte Bambergs Sharrod Ford den Berlinern noch ein paar Dinge zu sagen, der Power Forward erregte sich über die Tatsache, dass Albas Coach Sasa Obradovic 1,6 Sekunden vor dem Ende des längst entschiedenen Spiels noch eine Auszeit genommen hatte. Der sichtlich gut gelaunte Berliner Center Yassin Idbihi reagierte, indem er Ford im Vorübergehen mit einer fröhlichen „Mach’ nicht so viel Blabla“-Geste bedachte. Und Albas Assistenzcoach Mauricio Parra sagte später bei der üblichen Gesprächsrunde mit Fans über die Gäste: „Bei denen ist immer viel Gequatsche dabei. Aber sie können meckern, wie sie wollen.“

Bambergs Trainer Chris Fleming war nach dem Spiel deutlich anzusehen, wie sehr ihn die Niederlage wurmte. „Wir sind in Phasen mit wenig Selbstvertrauen aufgetreten“, sagte Fleming. „Der Grund dafür ist relativ unerklärlich.“ Sein Team sei zuletzt in vielen Euroleague-Spielen unter seinen Möglichkeiten geblieben, deswegen wirke man nun so angefressen: „Es geht um Frust. Das stapelt sich.“

Die Berliner hatten sich allerdings auch alle Mühe gegeben, ein weiteres Scheibchen Frust auf den Stapel von Flemings Team zu legen. Bambergs Topscorer Bostjan Nachbar kam zwar auf 15 Punkte, fand gegen wechselnde Gegenspieler aber genauso wenig einen Wurfrhythmus wie seine Teamkollegen. „Das Spiel hat gezeigt, dass man eine gut geölte Maschine wie Bamberg mit einer konsequenten Defensive echt ins Stottern bringen kann“, sagte Baldi. „Sie konnten nicht ihr Spiel aufziehen, es ging nicht.“ Schon beim vorigen Aufeinandertreffen beider Teams in der Bundesliga hatten die Berliner Bamberg deutlich mit 90:75 besiegt. Auch am Donnerstag fanden die in den vergangenen Jahren im deutschen Basketball so dominierenden Franken kein Mittel gegen die Gastgeber. Und Obradovics Auszeit kurz vor Schluss schien Bambergs Frustration endgültig überkochen zu lassen.

Der Berliner Coach stellte allerdings klar, dass sein spätes Time-Out keinesfalls als Provokation gedacht war, er wollte die verbleibende Mini-Spielzeit lediglich nutzen, um den Vorsprung weiter auszubauen. Was ihm durch einen Dreier von Albert Miralles mit der Schlusssirene sogar gelang.„Ich haben großen Respekt vor Chris Fleming und würde so etwas niemals machen, um zu provozieren“, sagte Obradovic. Im Hinblick auf das Rückspiel und den direkten Vergleich sei aber nunmal jeder Punkt wichtig, es sei schließlich immer „gut möglich, in Bamberg mit 18 Punkten zu verlieren“.

Eine historische Bedeutung wollte Obradovic dem Sieg nicht beimessen, Zeit zum Feiern ist ohnehin nicht, am heutigen Sonnabend sind bereits die Gießen 46ers (19 Uhr, Arena am Ostbahnhof) in Berlin zu Gast. Die Gießener sind abgeschlagener Tabellenletzter und trudeln der Insolvenz entgegen. Die Berliner könnten sich also beinahe zurückhalten: Für genügend Frust beim Gegner ist bereits vor dem Sprungball gesorgt. Lars Spannagel

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