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Der Berliner AK hatte am Mittwoch mitgeteilt, im Leipziger Bruno-Plache-Stadion sei es „zu rassistischen Beleidigungen sowie körperlichen Übergriffen“ gekommen.

© dpa

Ein Spiel, zwei Versionen: Leipziger Fans sollen BAK-Anhänger rassistisch beleidigt haben

Die Verantwortlichen von Fußball-Regionalligist Lok Leipzig wehren sich gegen den Vorwurf, bei der Begegnung am vergangenen Sonntag seien Fans des Berliner AK beleidigt und angegriffen worden.

Die Anschuldigungen sind ernst, die Vorwürfe der Gegenseite kaum weniger heftig. Nun muss das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) ermitteln, was am vergangenen Sonntag im Regionalligaspiel zwischen Lok Leipzig und dem Berliner AK (0:2) vorgefallen ist. Der BAK hatte am Mittwoch mitgeteilt, im Leipziger Bruno-Plache-Stadion sei es „zu rassistischen Beleidigungen sowie körperlichen Übergriffen“ gegen Fans und Funktionäre des Moabiter Klubs gekommen. Lok Leipzig weist die Vorwürfe entschieden von sich und stellte am Donnerstag sogar Strafanzeige wegen Verleumdung.

Die Versionen dessen, was sich nach dem Führungstor des BAK in der 87. Spielminute zugetragen hat, gehen weit auseinander. BAK-Präsident Mehmet Ali Han gibt an, den Treffer mit seinem Sohn auf der Vip-Tribüne „ganz normal“ bejubelt zu haben. Die Leipziger erklären hingegen, ein BAK-Funktionär habe sich „provozierend vor der Tribünen-Balustrade“ aufgebaut, ein weiterer Offizieller habe „triumphierend auf die Stadionsitze“ eingeschlagen, daraufhin habe ein Ordner die Berliner zur Ordnung gerufen.

Laut Han ging die Provokation hingegen von eben diesem Leipziger Ordner aus. „Er hat gesagt: ’Ihr könnt hier nicht feiern’“, sagte Han dem Tagesspiegel. Diese lautstarke Aussage habe Leipziger Fans dazu angestachelt, die Berliner rassistisch zu beleidigen, mit Bier zu bespritzen und zu versuchen, auf die Vip-Tribüne zu gelangen. Der Manager des BAK sei angerempelt worden, die kleine Gruppe von Funktionären und Fans habe sich daraufhin in den Bereich der Fernsehkameras geflüchtet. „Wir haben uns richtig versteckt“, sagt Han. „Ich habe in meinem Leben noch nie solche Angst gehabt.“ Han sagte, Offizielle von Lok hätten sich bei ihm später entschuldigt und gebeten, den Vorfall für sich zu behalten – auch um die Sponsoren des Leipziger Traditionsvereins nicht zu verjagen.

Die Leipziger räumen in ihrer Stellungnahme einen „kleineren Tumult“ und „verbale Angriffe“ sowie die Entschuldigung ihres Präsidenten Heiko Spauke ein, weisen aber den Vorwurf, es habe Tätlichkeiten und rassistische Äußerungen gegeben, entschieden von sich. Vereinssprecher René Gruschka nannte die Anschuldigungen „hanebüchen“ und sagte dem Tagesspiegel: „Das ist alles haltlos, das lassen wir uns nicht gefallen.“ Mehmet Ali Han hält dagegen: „Wenn nichts passiert wäre – warum sollten sie sich dann entschuldigen?“

Für weiteren Ärger sorgt die Aussage der Berliner, es habe Übergriffe im Vip-Raum gegeben. Womöglich handelt es sich hierbei aber um eine missverständliche Formulierung, Han räumte ein, alle Vorfälle hätten sich im Vip-Bereich der Tribüne ereignet.

Lok Leipzig hat immer wieder Probleme mit rechtsradikalen und gewaltbereiten Anhängern. Zuletzt prügelten sich Anfang August rechte Lok-Fans mit linken Anhängern des SV Babelsberg 03. Das Spiel im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion musste unterbrochen werden, weil Fans der Leipziger auf den Rasen gestürmt waren. Auf der Heimfahrt pöbelten und randalierten Fans des sächsischen Vereins in der Regionalbahn und in einer Gaststätte. Im Fall des Babelsberg-Spiels hat das NOFV-Sportgericht bereits ein Urteil gefällt, Lok musste 2500 Euro Strafe zahlen, die Babelsberger 2000 Euro. Bis die Sportrichter sich ein Bild der Faktenlage rund um das Spiel am vergangenen Sonntag gemacht haben, dürfte es aber noch einige Zeit dauern.

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