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Andrea Mayr: Eine Frau für alle Strecken

Die Österreicherin Andrea Mayr greift beim Berliner Halbmarathon an: "Ich wünsche mir, dass ich meinen österreichischen Rekord breche."

Andrea Mayr bildet die Palette ihres Sports ab wie keine andere Athletin. Die Österreicherin startete über Mittel- und Langstrecken auf der Bahn, hält nationale Rekorde in Marathon, Halbmarathon und im 3000-Meter-Hindernislauf – und ist nebenbei Streckenrekordlerin des Treppenlaufes auf das New Yorker Empire State Building. All das erreichte die 32-Jährige parallel zum Medizinstudium. Bei den Olympischen Spielen in London startet die Wienerin am 5. August im Marathon. Weil sie sich bereits im Oktober 2011 dafür qualifiziert hat, will Mayr nun ihre Schnelligkeit auf kürzeren Straßenstrecken verbessern – zum Beispiel heute beim Berliner Halbmarathon. „Ich wünsche mir, dass ich meinen österreichischen Rekord breche“, sagt Mayr, die 2011 den vierten Rang in Berlin belegte (73:22 Minuten).

Schon als Kind war Andrea Mayr eine gute Läuferin. Ihre Eltern nahmen sie mit zu Bergtouren und ließen sie bei Kinderläufen starten, die sie fast immer gewann. „Das hat mir viel Spaß gemacht – und ich habe dafür nicht einmal trainiert“, sagt Mayr. Trotzdem stand zeitweise ein anderer Sport an erster Stelle: das Turnen. „Mit 15 Jahren war ich im regionalen Bereich gut, aber international hätte ich keine Chance gehabt.“ Also kehrte Andrea Mayr zurück zum Laufen. In ihrer Heimatstadt Linz begann sie mit dem Training und war zunächst Mittelstreckenläuferin. Später konzentrierte sie sich auf den 3000-Meter-Hindernislauf, sie nahm 2005 in Helsinki und 2007 in Osaka an der WM teil.

Parallel war Andrea Mayr als Bergläuferin erfolgreich, mit 20 Jahren lief sie ihr erstes Rennen. „Die regionalen Meisterschaften fanden damals in Linz statt. Da dachte ich mir: Ich mache mal mit, schließlich ist das in meiner Heimatstadt. Aber ich war dann so weit hinten, dass ich mich darüber geärgert habe.“ Ein Jahr später ging sie wieder an den Start – und gewann. So begann Mayrs Karriere als Bergläuferin, während der sie unter anderem das prestigeträchtige Obudu-Ranch-Rennen in Nigeria gewann. Dort ließ sie im Herbst 2008 eine Reihe afrikanischer Läuferinnen hinter sich. „Das war ein großer Erfolg. Die Leute hatten immer gesagt: ,Die Bergrennen gewinnst du ja nur, weil die Afrikanerinnen nicht mitmachen.’“ Im Jahr 2008 gewann Mayr zum zweiten Mal nach 2006 die World Road Running Trophy, eine Art Berglauf-Weltmeisterschaft.

Nachdem sie die Olympia-Qualifikation 2008 für den 3000-Meter-Hindernislauf verpasst hatte, konzentrierte sich Mayr auf Straßenrennen. Das nächste große Ziel war ein Marathon. Ihre Premiere lief Mayr im April 2009 in der Stadt, in der sie studiert hat und bis heute lebt: Wien. Der Erfolg von damals beflügelte die Sportlerin. Sie gewann das Rennen mit dem österreichischen Rekord von 2:30:43 Stunden, trotz einer Fußverletzung. Über die klassische Distanz erfüllte sich Mayr dann den Traum von der Olympiaqualifikation. Für London hat sie nun den praktischen Teil des Medizinstudiums unterbrochen. Seit Januar muss sie neben dem zeitaufwendigen Training nicht mehr im Krankenhaus arbeiten. Vielleicht wird Andrea Mayr deswegen am Sonntag noch schneller laufen als zuvor.

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