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Sport: Eine Stadt kauft sich Frieden

Ingo Schmidt-Tychsen über das geplante Darlehen für Dynamo Dresden

Gute Ideen haben viele Väter – aber letztlich ist es egal, wer sie gehabt hat. Die Stadt Dresden will dem schwer angeschlagenen Traditionsverein Dynamo Dresden ein Darlehen gewähren. 1,25 Millionen Euro sind im Gespräch, ohne den Kredit müsste der Verein wohl Insolvenz anmelden. Die Summe allerdings soll an eine wesentliche Bedingung geknüpft werden: Gewaltfreiheit im Stadion. Dynamos Fanszene ist nämlich berüchtigt für heftige Randale, das Problem ist schon seit Jahren ungelöst. Die Rechnung erscheint einfach. Bei weniger Gewalt auf den Rängen des Fußball-Regionalligisten sinken langfristig auch die Kosten für die Sicherheit. Fraglich ist, ob der Ansatz grundsätzlich funktioniert. Sind die Hooligans tatsächlich am Wohl ihres Vereins interessiert? Oder reicht es ihnen, in der siebten Liga herumzugurken, um dort die Maschendraht-Zäune nieder zu reißen?

Das Vorbild für die Dresdener könnte der Fall BFC Dynamo gewesen sein. Bei den Berlinern wird ein ähnliches Konzept angewandt. Im August des vergangenen Jahres hatte Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch mit harten Konsequenzen wie Spielabsagen gedroht, auch von einem Ausschluss des Teams vom Spielbetrieb war die Rede, sollte die ausufernde Gewalt nicht bald abebben. Seither ist es wesentlicher ruhiger geworden im Fanblock des BFC. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahme war aber die offensive Informationspolitik der Klubführung, die ihren Fans den Ernst der Lage verdeutlichte. Kommunikation ist nun auch in Dresden gefragt. Ansonsten wird die gute Idee schnell zu einem Waisenkind.

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