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Sport: Einer, der nervt

Sascha Leutloff will seine Chance bei Alba nutzen

Berlin - Sascha Leutloff existiert eigentlich gar nicht. Bei den Spielerporträts auf der Website von Alba Berlin fehlt er ebenso wie im Kader des Regionalligisten TuS Lichterfelde, für den er bis Februar im Schnitt 23,5 Punkte pro Spiel machte. Weil er erst zum einen, dann aber zum anderen Basketball-Kader zählte, ging er ganz verloren. Dass der 22-Jährige kein Phantom ist, bekam am Freitagabend Lamayn Wilson zu spüren, der im Play-off-Viertelfinalspiel in der Max-Schmeling-Halle Bekanntschaft mit Leutloff machte. Der US-Amerikaner machte im dritten Viertel elf seiner 15 Punkte, er hatte „eine heiße Phase“, sagt Berlins Kotrainer Burkhardt Prigge. „Sascha hat ihn ein bisschen besser unter Kontrolle gebracht.“ Teammanager Henning Harnisch formulierte es wesentlich positiver: „Er hat Wilson gestoppt. Da kommt einer, den er nicht kennt, und er trifft nicht mehr. Das nervt. Und es kann den Unterschied machen.“

Alba siegte 98:80, und einen kleinen Anteil daran hatte auch Sascha Leutloff, obwohl er nur acht Minuten spielte und die Statistik sich alles andere als spektakulär liest: 0 Punkte, 1 Fehlwurf, 1 Ballverlust, 1 Foul. „In der Statistik sieht man nicht, wenn man verhindert, dass der Gegner in Ballbesitz kommt“, sagt Prigge. Leutloff selbst beschreibt seine Aufgabe so: „Ich sollte Wilson für kurze Zeit ein bisschen nerven, das hat gut geklappt.“ Schon in der vergangenen Saison hat er gelegentlich ein paar Minuten für Alba gespielt und mit einer Doppellizenz gleichzeitig für Berlins Kooperationspartner TuS Lichterfelde. In dieser Saison ist er zu alt für eine Doppellizenz und sollte zwar mit den Alba-Profis trainieren, aber nur für den Zweitliga-Absteiger TuSLi auflaufen. In der Regionalliga war er der überragende Mann und sammelte die Spielpraxis, die er bei Alba nie bekommen hätte. Dass es nur die Regionalliga war, habe keine Rolle gespielt, sagt Prigge: „Es war entscheidend, dass es einen vernünftigen Coach und ein vernünftiges Konzept gab.“ Die Trainer hießen Henrik Rödl und Konstantin Lwowsky, und als Rödl im Januar nach der Trennung von Emir Mutapcic Cheftrainer bei Alba wurde und Mithat Demirel, Stefano Garris und Justin Brown verletzt für längere Zeit ausfielen, rückte Leutloff zu Alba auf und bekommt dort selbst in kritischen Phasen in den Play-offs seine Spielzeit. Rödl setzt auf ihn und auch auf den erst 20-jährigen Spielmacher Martynas Mazeika, und das nicht nur, weil in den vergangenen Monaten bisweilen die Alternativen fehlten. „Henrik Rödl glaubt an mich“, sagt Leutloff, „er gibt mir eine Chance.“

Die will er nutzen, möglichst schon heute Abend im zweiten Play-off-Viertelfinale in Ludwigsburg. Allerdings muss er diesmal damit rechnen, dass Lamayn Wilson sehr genau weiß, wen er vor sich hat. Den Überraschungseffekt gibt es nicht mehr.

Helen Ruwald

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