zum Hauptinhalt

Sport: Ende der Freiheit

Schiedsrichter Hoyzer wird festgenommen – er soll mehr Straftaten begangen haben als bislang bekannt

Berlin - Robert Hoyzer ist frei – aber nur im Fernsehen. Am heutigen Sonntag will das ZDF eine Reportage senden, in der der Skandal-Schiedsrichter durch Berlin läuft und über seine Manipulation mehrerer Fußballspiele berichtet. Doch frei ist Hoyzer zum Sendetermin nicht mehr. Die Polizei nahm ihn am Samstag in Berlin fest. Nach einer Anhörung kam er in Untersuchungshaft – dort wird Hoyzer bis mindestens Montag bleiben. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, ließ ihn das Amtsgericht Tiergarten wegen Mittäterschaft beim gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in acht Fällen verhaften. „Neue Erkenntnisse begründen den Verdacht, dass Hoyzer zusätzlich zu den von sich aus eingeräumten Straftaten vor 2004 mit weiteren bisher unbekannten Mittätern Straftaten gleicher Art begangen hat“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Hoyzer hatte bislang einen Betrug bei vier Spielen gestanden und zugegeben, dafür 67 000 Euro und einen Plasmabildschirm erhalten zu haben.

Der Beschuldigte muss offenbar mit einer empfindlichen Freiheitsstrafe rechnen. Dies begründe nach Einschätzung der zuständigen Richterin eine konkrete Fluchtgefahr. Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge sagte, er rechne fest mit einer Anklage gegen Hoyzer und die drei bereits in Untersuchungshaft genommenen Mitarbeiter des Café King in Berlin-Charlottenburg. Die drei Kroaten sollen sich durch Wetten auf von Hoyzer manipulierte Spiele bereichert haben. „Hoyzer hat bisher in seinen Aussagen nicht alles gebracht“, sagte Karge. Hoyzers Anwälte hatten ihren Mandanten bislang als Kronzeugen dargestellt und deshalb auf eine mildere Strafe gehofft.

Hoyzers Anwalt Thomas Hermes rechnet mit einer schnellen Freilassung seines Mandanten. Die neuen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bezögen sich auf das Spiel Chemnitzer FC gegen Sachsen Leipzig. Im November 2003 war Hoyzer dafür ein Angebot zur Manipulation gemacht worden, jedoch nicht von seinen kroatischen Hintermännern, sondern aus seinem „persönlichen Hintergrund“, wie Hermes sagte. Hoyzer habe das Angebot ausgeschlagen, dennoch seien später 500 Euro auf seinem Konto eingegangen. „Da gibt es Klärungsbedarf“, sagte Hermes. Es sei ein Fehler seines Mandanten gewesen, dies nicht gleich der Staatsanwaltschaft mitzuteilen. „Nach meinem Kenntnissstand gibt es aber keine weiteren Manipulationsfälle“, sagte der Anwalt.

Die Hoffnung des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) auf eine Beruhigung der Situation hat sich nicht bestätigt. „Ich habe mit dieser kriminellen Wucht nicht gerechnet“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. „Die Verhaftung überrascht mich als Juristen nicht.“ Der DFB und der Hamburger SV hatten sich am Freitag über einen Ausgleich für das von Hoyzer manipulierte Pokalspiel des Vereins in Paderborn (2:4) verständigt.

Wegen Manipulation wurde ein weiterer Schiedsrichter suspendiert. Der DFB setzte Torsten Koop ab. Der 39-Jährige hatte erst jetzt berichtet, dass Hoyzer ihn für Manipulationen gewinnen wollte. „Er wird nie wieder auf einer Schiedsrichter-Liste auftauchen“, sagte Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell auf Nachfrage. Hoyzer habe die Pflicht gehabt, sofort mit dem Schiedsrichter-Ausschuss über den Anwerbungsversuch zu reden, sagte Amarell. „Spätestens bei unserem Schiedsrichtertreffen am 27. Januar hätte er kapieren müssen, dass das kein Kindergeburtstag ist.“ In der nächsten Woche will der Schiedsrichterausschuss Koop noch einmal anhören. Koop hatte gesagt, dass er Hoyzers Anwerbungsversuche nur für „Prahlerei“ gehalten habe.

Erfolg mit einem Anwerbungsversuch hatte Hoyzer nach eigener Aussage bei Schiedsrichter Dominik Marks. Der Staatsanwaltschaft soll Hoyzer laut „Spiegel“ berichtet haben, dass Marks von den kroatischen Brüdern aus dem Café King 36 000 Euro erhalten habe. Hoyzer habe Marks vor dem manipulierten Spiel Hertha BSC Amateure gegen Arminia Bielefeld persönlich 6000 Euro übergeben. Marks bestreitet alle Vorwürfe.

Die Staatsanwaltschaft will nun alle Honorare Hoyzers aus Medienauftritten pfänden. Doch Hoyzer droht noch weit Schlimmeres: der Entzug der Freiheit. Am Sonntag ist er im Fernsehen vor den Toren der Haftanstalt Moabit zu sehen. Bald vielleicht für einige Zeit dahinter.

Zur Startseite