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Hans-Joachim Watzke will sich zum BVB-Präsidenten wählen lassen.

© Bernd Thissen/dpa

Ende einer Ära: „Lebenstraum“ Präsident: Watzke und die neue Rolle beim BVB

Unter Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat Borussia Dortmund eine enorme Entwicklung genommen. Nun will der 66-Jährige Präsident werden. Das letzte halbe Jahr war für ihn nicht leicht.

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Abschiedsschmerz verspürt Hans-Joachim Watzke kurz vor dem Ende einer Ära und dem Beginn einer neuen Zeitrechnung bei Borussia Dortmund noch nicht. „Die Wehmut kommt wahrscheinlich, wenn ich das letzte Mal in dieser Funktion in meinem Büro bin“, sagt der BVB-Geschäftsführer. Nach mehr als 20 Jahren in dieser Rolle will sich der 66-Jährige am Sonntag auf der Mitgliederversammlung zum Präsidenten wählen lassen und sich damit einen „Lebenstraum“ erfüllen. „Ich weiß nicht, ob ein paar Tränen fließen. Ich glaube es nicht, aber ich kann es auch nicht komplett ausschließen“, sagt er.

Dass Watzke gewählt wird, daran gibt es praktisch keine Zweifel. Ob die Mitgliederversammlung für ihn trotzdem auch unangenehm wird, ist offen. Teile der aktiven Fanszene stehen dem Sauerländer skeptisch gegenüber. Kritik gibt es unter anderem am umstrittenen Sponsoring-Deal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall.

Von der Fast-Insolvenz zum Schwergewicht des deutschen Fußballs

Zudem sorgte die zwischenzeitlich geplante Kandidatur des bisherigen Präsidenten Reinhold Lunow für mächtig Unruhe. Der 72-Jährige hatte im Mai überraschend angekündigt, erneut für das Amt zu kandidieren. Davon nahm er aber wieder Abstand.

„Ich habe in den letzten sechs Monaten einiges erlebt, was ich vorher in 20 Jahren nicht erlebt habe. Dinge, die mich schon sehr belastet haben, auch persönlich“, sagte Watzke zuletzt dem Fanzine „schwatzgelb.de“.

Die Erfolge in Watzkes Zeit als Vorsitzender der Geschäftsführung der BVB-Kapitalgesellschaft sind unbestritten. Er übernahm den Posten, als der Revierclub am Boden lag und die Insolvenz drohte. Watzke half dabei, die Borussia hinter dem FC Bayern München als zweitwichtigsten deutschen Fußballverein zu etablieren.

Watzke: BVB „immer titelfähig“

Mit seinem Herzensverein und Trainerfreund Jürgen Klopp feierte Watzke zwei deutsche Meisterschaften. Drei DFB-Pokalsiege fallen in seine Amtszeit. 2013 und 2024 stand der BVB im Finale der Champions League. In der Königsklasse ist Dortmund Stammgast. „Wir haben es über die ganzen Jahre geschafft, immer titelfähig zu sein“, sagt Watzke nun.

In lockerer Runde blickt er auf seine Zeit als Geschäftsführer zurück. Er macht das gelassen, erzählt die ein oder andere launige Anekdote. Der Stolz auf das Erreichte ist ihm anzumerken.

Der frühere Schatzmeister des BVB ist jetzt der wohl mächtigste Funktionär im deutschen Fußball - auch, wenn er zuletzt sagte: „Ich hasse die Bezeichnung “Funktionär”!“ Er ist Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL), erster Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) und Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee.

Vom Entscheider zum Moderator

Beim BVB hat er sportliche Verantwortung zuletzt bereits abgegeben, Lars Ricken als Verantwortlichen für diesen Bereich installiert. Als Präsident kämen neue Aufgaben und Herausforderungen auf ihn zu. In seiner neuen Rolle würde Watzke eher als Moderator, denn als Entscheider auftreten. „Im Wahlprogramm ist das erste Wort "gemeinsam" - und das ist auch das wichtigste“, erklärt Watzke. Er sieht sich den Mitgliedern gegenüber verpflichtet.

So will er bei der Mitgliederversammlung 2026 ein neues Stimmungsbild zum Rheinmetall-Sponsoring einholen. „Und wenn es dann so ist, dass die Mitglieder in der Mehrheit wollen, dass wir den Vertrag nicht verlängern, werde ich mich dafür verwenden.“ Die Mitglieder hatten sich bereits bei der Versammlung 2024 mehrheitlich dafür ausgesprochen, das Sponsoring möglichst schnell zu beenden.

Dass seine im Kontext der zwischenzeitlich geplanten erneuten Kandidatur Lunows belastete Beziehung zum Noch-Präsidenten zum Problem werden könnte, glaubt er nicht. Die beiden seien dabei, ihr Verhältnis wieder zu normalisieren, sagte Watzke und erklärt: „Wir sind uns beide bewusst, dass wir eine besondere Verantwortung haben. Und der werden wir am Sonntag auch gerecht werden.“

© dpa-infocom, dpa:251120-930-316698/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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