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Sport: Es hätte die herrlichste Niederlage sein können

HANNOVER .In gebückter Haltung, das Gesicht in die Hände vergraben, saß er noch lange nach Spielschluß auf den Stufen des Niedersachsenstadions.

Von Karsten Doneck, dpa

HANNOVER .In gebückter Haltung, das Gesicht in die Hände vergraben, saß er noch lange nach Spielschluß auf den Stufen des Niedersachsenstadions.Ein Bild des Jammers.Das lila-weiße Trikot sowie der gleichfarbene Schal und die Mütze wiesen den jungen Mann als TeBe-Fan aus.Und wie er da so saß und grübelte, platzte plötzlich eine geballte Ladung Zorn aus ihm heraus."Erst Oldenburg, jetzt Hannover, immer das Gleiche.Also ich habe langsam das Gefühl, der DFB hat seine Schiedsrichter angewiesen, daß sie verhindern sollen, daß Tennis Borussia aufsteigt."

Nun ja, in der Enttäuschung mag ein eingefleischter Fan mit seinen Ansichten schon mal übers Ziel hinausschießen, aber einen faden Beigeschmack hatte TeBes 0:2-Niederlage nach Verlängerung im Aufstiegsspiel zur Zweiten Fußball-Bundesliga bei Hannover 96 durchaus.Auch Borussen-Trainer Hermann Gerland konstatierte: "Wir haben in beiden Spielen gegen Hannover zusammengerechnet 15 erstklassige Tormöglichkeiten gehabt, haben drei reguläre Tore erzielt, aber nur zwei wurden anerkannt."

Und jenem einen, nicht anerkannten Treffer in Hannover durch Thomas Adler in der 116.Minute fiel immense Bedeutung zu.Er hätte TeBe im Niedersachsenstadion vor 50 000 Zuschauern nicht nur das abschließende Fiasko im Elfmeterschießen erspart, sondern der Mannschaft auch den Sprung in den Profifußball ermöglicht.Ein 1:2 - das hätte nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel nach der Europapokal-Arithmetik Tennis Borussias herrlichste Niederlage seit ewigen Zeiten sein können.So aber setzte sich Hannover 96 im Elfmeterschießen mit 3:1 durch, weil nacheinander drei TeBe-Schützen entweder wie Akrapovic und Copado an 96-Schlußmann Sievers scheiterten oder wie Isa den Ball gleich neben das Tor schossen.

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren ist TeBe haarscharf am Aufstieg vorbeigeschrammt.Und beide Male waren unglückliche Schiedsrichterentscheidungen sicher nicht allein, aber doch mit ausschlaggebend.Beim VfB Oldenburg ließ Referee Markus Merk in unangemessener Kleinlichkeit einen bereits verwandelten Elfmeter wiederholen, weil sich ein Spieler zu früh und allenfalls mit der Fußspitze in den Strafraum bewegt hatte.Taskin Aksoy scheiterte im zweiten Versuch.TeBe verlor nach dem 1:1 im Hinspiel seinerzeit mit 1:2, Oldenburg stieg auf und gleich wieder ab.

Und diesmal wurde Thomas Adlers Kopfballtreffer vom Kölner Schiedsrichter Jürgen Aust die Anerkennung verweigert.Zumindest Adler fehlte die passende Antwort darauf.Er äußerte nur Unverständnis: "Die Hannoveraner haben sich immer wieder im Strafraum mit wahren Catchergriffen zur Wehr gesetzt, und bei mir wird so etwas abgepfiffen." Aust will angeblich fernab vom Ball ein Foul von Dermech an Linke gesehen haben.Wobei allerdings auffällig war, daß der Schiedsrichter auf Dermech ohnehin ein besonderes Auge geworfen hatte.Beinahe jede Aktion des TeBe-Tunesiers wurde als Foul abgepfiffen.Gerland lobte hinterher voller Sarkasmus die "gute Schiedsrichterbetreuung" des Kontrahenten und erntete dafür aus den ihm lauschenden Hannoveraner VIP-Kreisen bitterböse Blicke.

Mit der strittigen Szene beim Adler-Tor wollte sich Reinhold Fanz, der 96-Trainer, in seiner nur allzu verständlichen Jubelstimmung nicht allzu lange aufhalten."Ich stand rund 70 Meter weit weg, und dann war da so ein Gewühl, da konnte ich nichts sehen", sagte er und wählte die Flucht in die Trainer-Diplomatie, gab aber auch zu: "Auf den TV-Bildern habe ich auch kein Foul erkannt."

Gerland dachte derweil schon weiter.Seiner im ersten Anlauf am Aufstieg gescheiterten Mannschaft bleibt noch der zweite Versuch.Am Sonntag bei Kickers Offenbach beginnt für Tennis Borussia der nächste Akt des Aufstiegskampfes.TeBe würde am Bieberer Berg ein Unentschieden reichen, um sich dann am letzten Spieltag, dem 6.Juni, daheim mit einem Sieg über SF Siegen doch noch für die Zweite Liga zu qualifizieren.Allerdings: Nachdem die Siegener am Sonntag die Offenbacher Kickers mit 4:0 abgefertigt haben, wissen die "Veilchen", was ihnen in der Trostrunde der Regionalliga-Zweiten blüht.Gerland ist optimistisch: "Wir setzen uns durch - und dann treffen wir im nächsten Jahr wieder auf Hannover 96."

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