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Die deutschen Skispringer holten bei der dreimal Gold – am Sonntag gab es den Titel im Mixed-Team.

© dpa/Daniel Karmann

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Fliegernation Nummer eins: Deutsche Skispringer holen weiteres WM-Gold im Mixed-Team

Bei der Weltmeisterschaft in Planica sind die Deutschen auf den Punkt in Topform. Auch am Sonntag stehen sie souverän ganz oben auf dem Podest.

Von Lars Becker

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„Die Nummer 1, die Nummer 1, die Nummer 1 der Welt sind wir“. Immer wieder sangen Deutschlands Skispringerinnen begeistert ihren Lieblingssong in der Skisprung-Arena von Planica.

Zum ersten Mal war das Lied nach dem historischen Einzel-Gold von Katharina Althaus zu hören gewesen, am Sonnabend konnten die deutschen Frauen dann nach dem souveränen Triumph im Mannschaftswettbewerb den zweiten Weltmeister-Titel feiern. Und am Sonntag gab es in der Besetzung Althaus, Selina Freitag, Andreas Wellinger und Karl Geiger dann als Krönung auch noch den Titel im Mixed-Team.

Dazwischen holten Wellinger und Geiger auch noch beinahe sensationell Silber und Bronze im Einzelspringen der Männer. Eine sportliche Wiederauferstehung nach einer bislang enttäuschenden Saison samt Absturz bei der Vierschanzentournee.

Deutschland ist damit tatsächlich die Fliegernation Nummer eins der Welt und wird die starke Gesamtbilanz der Heim-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Oberstdorf (vier Medaillen/zweimal Gold) deutlich übertreffen. Zumal in der zweiten WM-Woche noch drei weitere Goldchancen gibt.

„Das war weltmeisterlich. Die Jungs sind mit einer unglaublichen mentalen Stärke wahnsinnig gut Ski gesprungen“, schwärmte der sonst so zurückhaltende Männer-Bundestrainer Stefan Horngacher am Sonnabend sichtlich berührt: „Katharina Althaus und die Mädels haben uns brutal geholfen. Die haben das durchgehämmert und die Jungs sind mitgegangen. Jetzt haben wir unser Minimalziel schon übertroffen.“

Nur der Pole Piotr Zyla, der mit einem Schanzenrekord in einem verrückten Springen von Platz 13 nach dem ersten Durchgang noch die erfolgreiche Titelverteidigung schaffte, verhinderte einen kompletten deutschen Triumph.

Wir haben nicht bei anderen gesucht, was sie besser machen, sondern uns gefragt: Was müssen wir besser machen?

Andreas Wellinger, der nach fünf Jahren erstmals wieder auf dem Podest stand.

Davon hätte vor sieben Wochen nach einem der schlechtesten deutschen Tournee-Ergebnisse aller Zeiten niemand zu träumen gewagt. Nach dem Debakel war sogar der in den Vorwintern so erfolgreiche Chefcoach Horngacher massiv unter Druck geraten. „Nach der Tournee sind wir ziemlich ins Schwimmen geraten. Aber Stef hat die Ruhe behalten – großes Lob an die Trainer, sie haben uns super gecoacht“, schwärmte Karl Geiger.

„Wir haben nicht bei anderen gesucht, was sie besser machen, sondern uns gefragt: Was müssen wir besser machen? Woran fehlt es?“, fügte Andreas Wellinger hinzu. Neben der perfekten Sprungform dürfte das Thema Sprunganzug dabei ein wichtiges Puzzlestück gewesen sein.

Horngacher hatte schon vor der WM zu Protokoll gegeben, dass es die deutschen Skispringer zumindest beim Saisonauftakt mit den „Material-Regeln zu genau“ genommen hätten. Andere Top-Nationen sprangen größere Anzüge, was ihre Tragfläche in der Luft und damit die Erfolgschancen deutlich verbesserte – und zu Vorwürfen des Material-Betrugs führte.

Deutschland ist wieder auf einem Material-Level mit den anderen

Bei der WM war Deutschland wieder auf einem Material-Level mit den anderen – und konnte feiern. Karl Geiger, König der WM 2021 in seiner Heimat Oberstdorf vor zwei Jahren mit zweimal Gold und insgesamt vier Medaillen, zeigte wieder einmal seine unglaubliche Stärke bei Großereignissen.

Und Andreas Wellinger, der in jungen Jahren schon Doppel-Olympiasieger und Weltmeister geworden war, schaffte nach fünfjähriger Leidenszeit mit vielen Verletzungen endlich die Rückkehr aufs Podest. „Unglaublich cool, diese Medaille hat einen sehr hohen Stellenwert. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder auf den Sack bekommen, aber ich habe nie aufgegeben.“

Andreas Wellinger hat endlich wieder zu alter Stärke gefunden.
Andreas Wellinger hat endlich wieder zu alter Stärke gefunden.

© Imago/Eibner

Ähnlich war es auch bei den deutschen Frauen, die 2021 im Jahr des Abschieds von Erfolgscoach Andreas Bauer als Team den Kontakt zur Weltspitze verloren hatten. Mit dem neuen Bundestrainer Maximilian Mechler wurde ein Neuanfang gemacht und der Teamgeist gestärkt.

„Wir haben uns alle gern. Jede macht das, was das Beste für sie ist, aber wir sind alle füreinander da. Und ab und zu machen wir auch mal Party zusammen“, erklärte Anna Ruprecht, die neben Althaus, Selina Freitag und Luisa Görlich den Team-Weltmeistertitel gewann.

„Wir haben einfach geiles deutsches Team, das sich gegenseitig unterstützt“, fügte Althaus hinzu. Das gilt auch sportartenübergreifend: Direkt nach ihrem Goldtriumph eilten die Skispringerinnen an die Langlaufstrecke und feuerten Kombinierer Julian Schmid auf dem Weg zu Einzel-Silber an. Althaus wird übrigens den Bruder des erfolgreichen Winterzweikämpfers, Patrick Schmid, im April heiraten.  

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