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Formel 1: Mit Blick auf WM-Trophäe: Verstappen reicht den Druck weiter
Die Trophäe ist zum Greifen nah. Nicht nur bildlich. Schafft Norris den ersten WM-Triumph? Er hat in der Formel 1 die besten Chancen - und am meisten zu verlieren.
Stand:
Max Verstappen saß am weitesten entfernt vom glänzenden Original-WM-Pokal mit den Namen und Signaturen aller Titelträger seit 1950. „Ich habe vier davon zu Hause. Ich kenne meine Unterschrift“, sagte der 28 Jahre alte Niederländer, der sich 2021, 2022, 2023 und 2024 auf der Trophäe verewigen durfte, mit einem Grinsen: „Ich habe alles erreicht in der Formel 1, was ich wollte. Alles andere ist nur noch Zugabe.“ Davon können Lando Norris und Oscar Piastri nur träumen.
Sehnsucht als Treibstoff oder Bremse?
Wird es etwa doch wirklich noch der fünfte Titel in Serie für Verstappen? Oder reißen sich das McLaren-Duo und ihre Bosse zumindest so zusammen, dass einer der beiden Stallrivalen am Sonntag (14.00 Uhr MEZ/Sky) nach dem Großen Preis von Abu Dhabi die Trophäe hochhalten darf, die bei der offiziellen Pressekonferenz nur eine Armlänge von Piastri aufgestellt war. Bei Verstappen daheim stehen Nachbildungen.
Der Druck lastet allen voran auf Norris, der auf dem fast weißen Sofa in der Mitte Platz nehmen durfte. „Angesichts der Position (im Klassement) habe ich natürlich am meisten zu verlieren“, sagte der WM-Führende. Ein bisschen auch sich selbst beschwörend ergänzte der 26 Jahre alte Brite, der öfter mal mit den Nerven zu kämpfen hat: „Es ist auch nur ein Rennen um die WM.“
Ralf Schumachers Gefühl: Die McLaren kommen sich in die Quere
Das Problem: Es ist DAS Rennen um die WM 2025. Norris führt nur noch mit 12 Punkten vor Verstappen. 16 Zähler hat er mehr als Piastri, der nach sieben Siegen bis Ende August lange wie der Titelanwärter Nummer eins ausgesehen hatte und nun nur noch der Außenseiter ist. „Es wäre natürlich ein cooler Erfolg, aber ich will die Erwartungen nicht zu hoch hängen“, sagte der 24 Jahre alte Australier.
Die einfachste Rechnung für Norris: Er gewinnt oder wird Zweiter oder Dritter, dann können Verstappen und Piastri nichts mehr ausrichten, Norris wäre der 35. Weltmeister in der Formel-1-Geschichte.
Und das würde Ralf Schumacher freuen. „Er ist eine interessante Persönlichkeit“, lobte er den Briten auch für dessen Umgang mit dem Thema mentale Herausforderungen. Der ehemalige Formel-1-Pilot sagte in einer Presserunde als Experte des Senders Sky aber auch: „Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich die McLaren in die Quere kommen und Max Weltmeister wird. Ich weiß auch nicht warum.“
Mercedes-Rivale Russell mit klarer Ansage
Die Gefahr jedenfalls fährt mit, dass es zwischen Piastri und Norris kracht. Die hauseigenen Regeln, die Disqualifikation in Las Vegas und der schwere Taktikaussetzer am vergangenen Sonntag in Katar haben das nur noch befeuert. „Wir haben uns das Leben als Team selbst schwer gemacht, indem beide Fahrer um die WM kämpfen“, räumte Norris nun ein.
Um Hilfe von Piastri im Rennen in Abu Dhabi will er nicht bitten und betteln. Eine Teamorder, bisher von den McLaren-Bossen auf ihrem Fairness-Kurs verpönt, stand den Aussagen beider Fahrer zufolge bisher nicht zur Diskussion. „Ich denke, dass es inakzeptabel ist, einen Fahrer, der selbst noch im Rennen um die Weltmeisterschaft ist, zu bitten, für den Teamkollegen Platz zu machen“, betonte sogar Rennfahrer-Kollege George Russell von Mercedes als nicht direkt Beteiligter. Eine klare Ansage.
Ein bisschen Monaco, ein bisschen 1001 Nacht
Die Weltmeister-Krönung einer verrückten Saison hat also alles für ein Dreikampf-Drama vor einer Kulisse, die einer Mischung aus Jacht-Protz wie in Monaco sowie Prunk, Palmen und Lichtern wie aus 1001 Nacht gleicht. Gestartet wird das Rennen Ortszeit so, dass die Fahrer in die Abenddämmerung rasen und unter Fluchtlicht am frühen Abend gegen 19.00 Uhr (16.00 Uhr MEZ) ins Ziel kommen.
So wie schon 2010, als ein gewisser Sebastian Vettel das bisher letzte Finale mit drei Titelkandidaten gewann. Geschlagen waren damals der vor dem Rennen noch führende Fernando Alonso und Vettels Red-Bull-Kollege Mark Webber. Mehr als nur eine pikante Randnotiz für den nun anstehenden Showdown: Alonsos damaliger Renningenieur Andrea Stella ist der aktuelle Teamchef von McLaren. Webber ist der Manager von Piastri.
Ein Ort also mit wenig guten Erinnerungen für manche, für andere schon: Allen voran Verstappen. 2021 beendete er auf dem Yas Marina Circuit die Titelära von Lewis Hamilton im Mercedes in einem auf wohl ewig denkwürdigen Finale mit der Entscheidung in der letzten Runde des Rennens nach einem folgenreichen Alleingang des damaligen Rennleiters.
Wo Verstappens Titelreigen mit einem Zweikampf-Drama begann
70 Grand-Prix-Erfolge gelangen Verstappen schon, Titel Nummer fünf würde ihn auf eine Stufe stellen mit der argentinischen Rennlegende Juan Manuel Fangio, der in den 1950er Jahren fünfmal die WM gewann. Noch erfolgreicher wären dann nur noch Hamilton und Michael Schumacher mit ihren je sieben WM-Triumphen. Norris, auch schon in seiner siebten Saison, kommt bisher auf elf Grand-Prix-Siege, Piastri in insgesamt drei Jahren auf neun.
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Ein Showdown wie der nun anstehende ist für die beiden McLaren-Kollegen Neuland. Norris lenkte sich mit ein bisschen Golf ab, Piastri mit Padel-Tennis, Verstappen genoss Zeit mit seiner kleinen Tochter.
Unterstützt werden seine Rivalen beim letzten Rennen des Jahres auch von Eltern und Freunden in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Verstappens Eltern werden nicht vor Ort sein. Vater Jos nimmt an einer Rallye in Afrika teil und die Mutter passt auf die Hunde auf. Er habe nicht geplant, dass sie an der Strecke seien. „Aber ich hatte auch nicht geplant, im Titelkampf zu sein“, sagte er lachend: „Sie vertrauen ihrem Sohn.“
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