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Sport: Formel 1: Nürburgring statt Kartbahn Kerpen

Ralf Schumacher darf jetzt in der Mitte sitzen, flankiert von Bruder Michael und Heinz-Harald Frentzen. Seit seinem Sieg in Montreal, als der jüngere der beiden Schumachers nicht nur den zweiten Grand-Prix-Sieg in dieser Saison einfuhr, sondern vor allem den Weltmeister in der Familie direkt bezwang, steht er im Mittelpunkt.

Ralf Schumacher darf jetzt in der Mitte sitzen, flankiert von Bruder Michael und Heinz-Harald Frentzen. Seit seinem Sieg in Montreal, als der jüngere der beiden Schumachers nicht nur den zweiten Grand-Prix-Sieg in dieser Saison einfuhr, sondern vor allem den Weltmeister in der Familie direkt bezwang, steht er im Mittelpunkt. Nicht zuletzt mit seinen Äußerungen über die deutschen Steuerbehörden ("Ein Dschungel") hat Ralf Schumacher zusätzlich dazu beigetragen, dass die erste offizielle Pressekonferenz der Fia vor dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring im neuen Media-Center noch besser besucht ist als sonst. Die Fotografen lauern auf jede Bewegung, die Reporter lauschen jedem Wort.

Kaum dreht Ralf Schumacher einmal den Kopf zu seinem Bruder, da wird der Interviewraum vom Blitzlicht hell wie bei einer Film- oder Fernsehproduktion. Und auch sonst erinnert einiges an eine Comedyshow: "Ralf, Sie haben zuletzt in Silverstone erstmals Bremslichter getestet. Was sagen Sie dazu?" - "Es wird ja in der Formel 1 langsam so wie beim Autofahren auf der Straße. Vielleicht weist uns bald auch noch ein Polizist den Weg." - "Michael, wie urteilen Sie darüber?" - "Über den Polizisten?"

In diesem Stil ging es weiter. Ausführlich wurde über den Mittwoch in Kerpen-Sindorf geplaudert, den Geburtsort der Schumachers, wo Ralf mit seinen Team-Mitgliedern einen schönen Tag verlebt hatte. Als später sogar noch Michael mit seinem Team ankam, hatten wenigstens dort die Fans ihren großen Tag. Ein Bruder-Duell oder ein Duell der Teams auf der familieneigenen Kartbahn gab es dann aber doch nicht. "Wir wollten sie eigentlich gegeneinander fahren lassen. Aber mein Vater war dagegen, weil die Autos brandneu sind", sagte Ralf. Sein Team sei vom Mittag bis um fünf Uhr dran gewesen, "und die anderen von sechs Uhr abends bis drei Uhr morgens".

Das erwarten nach dem Rennen in Montreal nun alle Fans wieder für den Grand Prix auf dem Nürburgring, der möglichst wieder mit einem Doppelsieg der beiden Brüder enden solle. "Das wäre schön", meint Michael. "Doch ich hoffe, wir können es diesmal umdrehen." Für diesen Fall sieht der mehrmalige Weltmeister und heutige Teamchef Alain Prost den Titelkampf nach dem neunten von 17 Weltmeisterschaftsläufen in dieser Saison bereits als entschieden an.

Für Michael Schumacher, der bekannt ist fürs Tiefstapeln, ist das trotz 18 Punkten Vorsprung eine viel zu frühe Festlegung: "Ich erinnere nur an das vergangene Jahr, als mich viele nach Montreal schon als Weltmeister sahen. Letztlich wurde es noch ganz eng." Michael Schumacher verweist aber darauf, dass der Nürburgring "auch durch die Nähe zu Kerpen und mit den deutschen Fans im Rücken" ein Heim-Grand-Prix für ihn sei. Sein schärfster Kontrahent um den WM-Titel, der Schotte David Coulthard von McLaren-Mercedes, wollte das schon am Tag zuvor nicht so stehen lassen. "Was heißt hier Heim-Grand-Prix für Schumacher?", sagte er "das ist ein Heimspiel für uns. Es wird ein Mercedes-Wochenende sein."

Für Michael und Ralf Schumacher war das keine Schreckensnachricht, obwohl man bei BMW-Williams weiß, dass für einen erneuten Sieg auf dem Nürburgring einiges besonders gut laufen müsste. Die Michelin-Reifen des Williams sind problematisch bei Regen. Hitze bekommt ihnen dagegen gut. Warm ist es zwar in der Eifel, doch nicht heiß. Wann hat es schon einmal bei einem Formel-1-Rennen in dieser Region Hitze gegeben? Nur Luki Scheuer, der 59-jährige Pressechef am Nürburgring, macht Ralf Schumacher ein wenig Hoffnung: "Wir kriegen ein Hitzerennen." Schumacher verlässt sich - wie er selbst sagt - nur auf sein "Wetter-Knie". Das soll aber auch Hitzegewitter signalisiert haben. Aber: "Sicher sein kannst du hier nie. Vielleicht schneit es ja morgen in der Eifel."

Heinz-Harald Frentzen schmunzelte nur, denn er wusste genau, dass ihm in dieser Runde nur die Statistenrolle zukam. Er ist ja schon froh, dass er wieder ins Cockpit einsteigen darf. Als er nach seinem Gesundheitszustand befragt wurde, antworte er: "Mir geht es gut, danke der Nachfrage." Für ihn läuft dieses Saison ohnehin nicht gut. Er deutet wenigstens noch an, dass er seinen Vertrag bei Jordan verlängern wird. "Wir hatten Hochs und Tiefs, jetzt sind wir in einem Tief", sagt er. "Aber wir werden gemeinsam auch wieder nach oben kommen. Ich fühle mich im Team jedenfalls nach wie vor wohl." Und bei den Jordan-Pressekonferenzen, da darf Frentzen dann auch in die Mitte.

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