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Mercedes-Pilot George Russell (M) verteidigte Platz eins am Start.

© Vincent Thian/AP/dpa

Formel 1: Verstappen-Jagd auf Team-Weltmeister McLaren geht weiter

Die erste Titel-Entscheidung dieser Formel-1-Saison ist gefallen. McLaren gewinnt wieder die Team-WM. Im Rennen um die Fahrerkrone holt Max Verstappen weiter auf.

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Völlig geschafft bejubelte die McLaren-Crew in der Hitze von Singapur den nächsten Formel-1-Teamtitel, doch Aufholjäger Max Verstappen bringt die Weltmeister-Mannschaft weiter ins Schwitzen. Als Zweiter hinter Mercedes-Pilot George Russell raste der Red-Bull-Star im Schein des Feuerwerks auf dem Marina Bay Street Circuit über die Ziellinie und knabberte wieder ein paar Punkte vom Vorsprung der beiden WM-Führenden Oscar Piastri und Lando Norris ab. Dass Norris sich mit einem unsanften Start-Manöver gegen Piastri Platz drei holte, störte den Teamfrieden bei McLaren zusätzlich. 

„Wir lassen sie immer Rennen fahren, heute war es wieder zum Nägelkauen“, bekannte McLaren-Boss Zak Brown. Immerhin machte sein Fahrerduo schon sechs Rennen vor Saisonende den nächsten Triumph in der Konstrukteurswertung perfekt, die über die Verteilung der Formel-1-Einnahmen entscheidet. „Unglaublich, das haben wir uns verdient“, funkte Norris.

Im Fahrer-Klassement liegt der Australier Piastri nach dem nächsten leichten Dämpfer jetzt noch 22 Punkte vor Norris und 63 Zähler vor Weltmeister Verstappen, der weiter auf seinen ersten Singapur-Sieg warten muss. „Wir haben es probiert, es hat nicht funktioniert. Platz zwei war das bestmögliche Ergebnis“, sagte der Niederländer.

Für Nico Hülkenberg lief der Arbeitstag enttäuschend. Nach einem Dreher in seinem Sauber-Rennwagen kam der Rheinländer als Letzter ins Ziel. Ganz anders war die Stimmungslage bei Mercedes-Mann Russell. Von Startplatz eins aus feierte er seinen zweiten Saisonsieg. 

Wolff: Russell fix bei Mercedes im kommenden Jahr

„Das fühlt sich unglaublich an, ich bin so dankbar ans ganze Team“, sagte der 27-Jährige, der sich während der Interviews wegen der großen Strapazen aber sogar mal hinsetzen musste. Stress um einen neuen Vertrag bei den Silberpfeilen muss er sich indes ebenso wie Teamkollege Kimi Antonelli nicht mehr machen. „Beide fix“, bestätigte Teamchef Toto Wolff bei Sky mit einem Grinsen. 

Premiere für neue Hitze-Regel

Zum ersten Mal hatte die Rennleitung für das Flutlicht-Spektakel in Singapur die neue Hitze-Regel aktiviert. Weil mehr als 31 Grad Lufttemperatur für das Rennen vorhergesagt waren, durften die Piloten Kühlwesten tragen, alle Autos mussten mit entsprechenden technischen Vorrichtungen ausgerüstet werden. Das erforderliche Mindestgewicht der Boliden wurde deshalb um 5 Kilo auf 805 Kilogramm angehoben.

Vierfach-Champion Verstappen bezeichnete die Regel indes als „lächerlich“ und wollte auf die Kühlweste im Rennen verzichten. „Ein bisschen schwitzen ist okay für mich. Und nach 15 bis 20 Minuten wird die Weste auch wirklich heiß, hilft also überhaupt nicht“, sagte der Niederländer dem Sender Viaplay.

Dass die Kühlweste in der kommenden Saison bei starker Hitze zur Pflicht werden soll, ärgert Verstappen. Jeder Fahrer solle für seine Gesundheit selbst die Verantwortung tragen, erklärte der 28-Jährige. Im Fahrer-Meeting seien die Meinungen geteilt gewesen, hieß es. Während ein Teil der Piloten mit Blick auf die Hitze-Tortur die Chance zur Abkühlung begrüßte, beklagten andere, die Westen mit Kühlröhrchen seien im ohnehin engen Cockpit zu unbequem.

Piastri schimpft über rabiates Norris-Manöver

Ungekühlt musste sich Verstappen am Start trotz des vermeintlichen Vorteils mit dem weicheren Reifensatz gegen Russell geschlagen geben. Der Brite hatte sich am Samstag mit einem Streckenrekord die Pole Position geschnappt und verteidigte Platz eins gegen den neben ihm startenden Titelverteidiger fast mühelos. 

Dahinter kamen sich die McLaren-Fahrer bedrohlich nahe. Norris zwängte sich nach wenigen Metern ziemlich rabiat am drittplatzierten Stallrivalen Piastri vorbei. Prompt beschwerte sich der WM-Führende am Boxenfunk. „Ist das cool für uns, dass Lando mich einfach aus dem Weg drängt?“, fragte der Australier hörbar genervt und fügte hinzu: „Das war nicht sehr mannschaftsdienlich.“ Doch der McLaren-Kommandostand und die Rennkommissare griffen nicht ein, so sehr Piastri auch schimpfte. 

Verstappens vergebliche Jagd auf Russell

Auch Verstappen meldete sich fluchend am Funk, weil sein Dienstwagen das Tempo von Russells Silberpfeil nicht mitgehen konnte. Das änderte sich erst nach seinem Reifenwechsel. Auf den härteren und damit haltbareren Reifen flog der Niederländer von einer schnellsten Runde zur nächsten. Der Rückstand auf Russell war deutlich geringer geworden, als der Mercedes-Pilot selbst zum Boxenstopp abbog.

Leicht fiel Verstappen der Arbeitstag im Red Bull aber weiter nicht. „Alles läuft heute gegen mich“, ließ er seinen Renningenieur wissen. Wenig später wetterte er: „Mann, es ist so verdammt schwierig zu fahren.“

Bald musste er den fehlerfreien Russell wieder davonziehen lassen und sich stattdessen gegen den heranstürmenden Norris verteidigen. Rundenlang hing der Brite fast im Getriebe des Champions. Doch Verstappen blieb im schwülwarmen Singapur cool und brachte Platz zwei ins Ziel.

© dpa-infocom, dpa:251005-930-125092/3

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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