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Sport: Frauen-Boxen: Regina Halmich - Allein im Universum

Im Boxring steht sie für geballte Power, auf das große Ballyhoo hinter den Kulissen hat Regina Halmich bisher stets verzichtet. Doch vor ihrer 21.

Im Boxring steht sie für geballte Power, auf das große Ballyhoo hinter den Kulissen hat Regina Halmich bisher stets verzichtet. Doch vor ihrer 21. Titelverteidigung als Weltmeisterin im Junior-Fliegengewicht am Sonnabend in Hamburg hat Deutschlands Vorzeige-Boxerin zum großen Rundumschlag ausgeholt. "Das Frauen-Boxen könnte bei uns schon viel weiter sein, aber es fehlt immer noch die nötige Unterstützung. Und irgendwie kotzt mich diese Situation langsam aber sicher an", sagt die 24 Jahre alte Championesse des Weltverbandes WIBF.

Regina Halmich war so richtig schön in Fahrt. Im Vorfeld ihres 35. Profikampfes gegen die Ungarin Szilvia Csicsely mochte sich die Boxerin auch mit Kritik an ihrem eigenen Stall nicht zurückhalten: "Universum tut viel zu wenig und lässt mich in meiner Mission allein." Zwar hat die gebürtige Karlsruherin nicht vergessen, dass ihr die Hamburger Universum-Box-Promotion den Karriere-Einstieg erst ermöglicht hat, dennoch sieht sie sich seither als Einzelkämpferin: "Ob Werbe-Verträge oder Fernseh-Auftritte - im Grunde sieht es doch so aus, dass ich mich um alles selbst kümmern muss. Warum eigentlich?"

Dabei sieht die einzige deutsche Profi-Weltmeisterin keinen Grund, sich hinter Stallgefährten wie den Schwergewichts-Brüdern Wladimir und Witali Klitschko oder Halbschwergewichts-Champ Dariusz Michalczewski zu verstecken. Außer den Klitschkos erreicht kein Boxer in Deutschland eine derart hohe Fernsehpräsenz wie die 1,60 Meter große Boxerin aus Karlsruhe. Mit viel Charme, den sie zuletzt am Sonnabend bei ihrem Auftritt bei Thomas Gottschalk in der ZDF-Show "Wetten, dass ..." spielen ließ, hat sich die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin inzwischen eine große Fangemeinde erobert. Auch und erst recht außerhalb des Boxrings.

Doch Regina Halmich geht nicht blind durch die Welt, und deshalb macht sie sich nichts vor: "Ein Boom, wie ihn das Frauen-Boxen in den USA erlebt, ist in Deutschland unrealistisch." In Laila Ali und Jacqueline Frazier hat die Szene jenseits des großen Teichs zwei Aushängeschilder, die allein schon in der Erinnerung an ihre Väter Muhammad Ali und Joe Frazier die Herzen vieler Boxfans höher schlagen lassen. "Das ist mit unseren Maßstäben nicht vergleichbar, aber es gibt auch hier gutes Frauen-Boxen, es wird bloß nicht gezeigt", sagt Regina Halmich.

Im Rahmen der zweistündigen Live-Übertragung des Kampfabends am Sonnabend (ab 22.30 Uhr im DSF) dürfte ihr Fight ebenfalls wieder mal unter den Tisch fallen. Neben dem Titelkampf des Hamburger Leichtgewichts-Weltmeisters Artur Grigorian gegen den Spanier José Angel Perez bekommt der Zuschauer die Kämpfe der Universum-Boxer Jürgen Brähmer (Supermittelgewicht) und Felix-Sturm (Mittelgewicht) zu sehen. Für Regina Halmichs Auftritt bleibt wohl nur eine kurze Aufzeichung. Solche Nachrichten hört die Weltmeisterin gar nicht gern, und so platzte Regina Halmich quasi mit Ansage der Kragen: "Das wäre eine Riesenverarschung, ich hatte eine feste Zusage."

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