Eisschnelllauf-WM: Friesinger fehlt bei Auftakt
Anni Friesinger wird wegen der Nachwirkungen ihrer fiebrigen Erkrankung auf einen Start über 1500 Meter zum Auftakt der Weltmeisterschaften in Salt Lake City verzichten müssen. Claudia Pechstein hofft auf eine Medaille.
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Salt Lake City - Die Nase tropft, an hartes Training ist nicht zu denken. "Es geht einfach nicht. Nach dieser Schwächung des Körpers macht es keinen Sinn, eine solche Belastung auf sich zu nehmen", begründete ihr Trainer Gianni Romme den wahrscheinlichen Verzicht seines Schützlings auf die gleich am Donnerstag auf dem Programm stehende Mittelstrecke. Die Sprint-Weltmeisterin, die schon neun Mal WM-Gold auf den Einzelstrecken gewann, konzentriert sich nun voll auf die 1000 Meter am Sonntag.
Da sich Daniela Anschütz-Thoms und Claudia Pechstein auf die langen Strecken und den Team-Wettbewerb konzentrieren, ist somit zum WM-Auftakt über 1500 Meter keiner der deutschen Eisschnelllauf-Stars dabei. Offiziell hat Friesinger die Abmeldung noch nicht mitgeteilt. "Es reicht doch, wenn ich meine Entscheidung am Donnerstag bekannt gebe. Selbst wenn dann nach der Auslosung jemand allein laufen müsste. Das ist mir ganz egal. Der Verband hat auch keine Rücksicht auf mich genommen", meinte sie - noch immer frustriert vom Ablauf des Weltcup-Finales in Calgary. Als beste Mittelstrecklerin der Saison hatte sie den Weltcupsieg der punktgleichen Ireen Wüst überlassen müssen, die in ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit zum Sieg lief und ihr noch den schon sicher geglaubten Pokal entriss.
Pechstein im Aufwind
Bei den ersten leichten Trainingseinheiten ging es für Friesinger nach fünftägiger Bettruhe nur darum, wieder ein Gefühl für das schnelle Eis im Utah Olympic Oval zu bekommen. An eine optimale Vorbereitung mit scharfen Trainingsrunden ist angesichts der angeschlagenen Gesundheit nicht zu denken. "Insgesamt geht es schon wieder etwas besser. Aber jetzt habe ich auch noch eine ständig laufende Nase, und der Husten ist bei der trockenen Luft in der Halle natürlich auch nicht weg. Es ist großer Mist, aber jeder zu zeitige Start könnte jetzt zu einem Rückschlag führen", meinte die 30 Jahre alte Inzellerin betrübt.
Im Aufwind befinden sich indes die deutschen Langstrecklerinnen, die nach den guten Ergebnissen vom Weltcup-Finale in Calgary ganz vorn erwartet werden. "Jetzt will ich zwei Medaillen", verkündete Claudia Pechstein, die nach verkorkstem Saisonauftakt wegen gesundheitlicher Probleme zum Höhepunkt wieder in Topform sein will. "In Calgary hat sie sich zu sehr auf die starke Martina Sablikova konzentriert, sonst hätte sie dort schon Zweite sein können", meinte ihr Trainer Joachim Franke und fügte hinzu: "Die Formkurve zeigt nach oben." Zu den Hauptrivalinnen der 35-jährigen Berlinerin wird wiederum Daniela Anschütz-Thoms gehören, die in Calgary auf Platz zwei einkam und nun ihre erste WM-Einzelmedaille anstrebt.
Hoffnung auf den Teamwettbewerb
"Es macht keinen Sinn, über 1500 Meter Neunte zu werden", meinte die Erfurterin zu ihrem Verzicht auf die Mittelstrecke. Im Team mit Pechstein und Lucille Opitz hofft die Thüringerin gleichfalls auf Edelmetall. Darüber hinaus darf nur noch von Sprint-Ass Jenny Wolf über 500 Meter eine WM-Medaille erwartet werden. "Die letzten Resultate waren sehr zufrieden stellend. Aber alles Gute ist eben selten beisammen", meinte Damen-Cheftrainer Markus Eicher unter Bezugnahme auf Friesingers Situation. Noch nachträglich ärgert sich der Inzeller, dass im Februar die Diskussion um den Team-Start der Olympiasiegerin so hohe Wellen schlug. "Jetzt spricht keiner mehr davon, die Unruhe hätten wir vermeiden können. Ich wäre jetzt schon froh, wenn Anni bis zu den 1000 Meter noch einmal in Schuss kommt."
(Von Frank Thomas, dpa)
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