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Eisschnelllauf: Friesinger kritisiert Pechstein

Anni Friesinger-Postma hat noch einmal mächtig gegen Claudia Pechstein gekeilt. Die Berlinerin stifte Unruhe und sei an ihrem vierten Platz in Sotschi auch selbst schuld. Pechstein hielt sich zurück und bestätigte am Montag einen leichten Schwächeanfall.

Ein neuer Zickenzoff mit Anni-Friesinger-Postma hat Claudia Pechstein gerade noch gefehlt. Kaum hatte die 41 Jahre alte Pechstein ihren leichten Schwächeanfall vor Olympia bestätigt, wurde die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin am Montag auch noch mit der verbalen Breitseite ihrer langjährigen Erzrivalin konfrontiert. Aus dem Ruhestand heraus stellte Friesinger-Postma eine kritische Ferndiagnose zum viertem Platz der Berlinerin über 3000 Meter. „Vielleicht war es jetzt selbst für Claudia zu viel - aber wenn, dann hat sie das selbst zu verantworten, dann ist das ihre eigene Schuld“, stichelte Friesinger-Postma in ihrer am Montag veröffentlichten Online-Kolumne für die „Welt“.

Dass Pechstein das Rennen am Sonntag untypischerweise zu forsch angegangen sei, war noch das Geringste. Viel schwerer wiegen die Vorwürfe des Mobbings und der Vorzugsbehandlung durch die Deutsche. Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG). „Wenn solch eine große Unruhe im Vorfeld herrscht wie um Claudia, kostet das die deutsche Mannschaft Energie“, erklärte Friesinger-Postma.

Pechstein war sauer, verzichtete aber auf eine allzu heftige Retourkutsche. „Wer ist Anni Friesinger? Und in welchem Lauf ist sie hier gestartet?“, kommentierte sie. „Ich konzentriere mich hier in Sotschi nur auf Olympia. Ich laufe nicht gegen Anni Friesinger, deswegen beschäftige ich mich mit solchen Vorwürfen überhaupt nicht.“ Friesinger-Postma nahm auch Matthias Große, den Lebensgefährten ihrer ehemaligen Rivalin, ins Visier. Dass Große vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eine Akkreditierung erhielt, habe bei vielen Athleten und deren Betreuern für Verwunderung und Unmut gesorgt. „All jene (im Team oder außerhalb des Teams), die nicht die Meinung von Claudia und ihrem Lebensgefährten teilen, haben schnell ein Problem“, behauptete Friesinger-Postma.

Dem deutschen Verband warf sie vor, Pechstein gewähren zu lassen und sogar in Kauf zu nehmen, „dass junge und sensible Talente wie eine Stephanie Beckert eben an dieser forschen Art zerbrechen“. Die Team-Olympiasiegerin von Vancouver konnte zuletzt nicht mehr an ihre einstigen Leistungen anknüpfen und enttäuschte als 17. über 3000 Meter. Die derzeit wenig rosige Perspektive sei weniger Beckerts Schuld. „Das liegt auch am Mobbing und an der engstirnigen Zusammenarbeit des eigenen Verbandes und seines Lieblingsschützlings“, urteilte die Inzellerin.

Verbandschef Gerd Heinze wollte die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen. Er könne das überhaupt nicht nachvollziehen. Friesinger-Postma solle sich auf ihre TV-Sendung „Cool Runnings“ konzentrieren. „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, kommentierte Heinze knapp. Damit nicht genug: Seit der Rückkehr nach Pechsteins zweijähriger Sperre sei der Ton noch schärfer geworden, befand Friesinger-Postma. Zudem blieben Verdacht und Zweifel haften. Durch die Sperre wegen erhöhter Blutwerte hatte Pechstein die Spiele 2010 in Vancouver verpasst. Die Hauptstädterin beharrt auf ihrer Darstellung, eine vererbte Blutanomalie sei der Grund für die erhöhten Retikulozytenwerte, die zu ihrer Suspendierung führten. Einen positiven Dopingtest gab es nie - sämtliche sportgerichtliche Instanzen wiesen ihre Einsprüche trotzdem zurück.

Pechstein bestätigte unterdessen am Montagvormittag im Deutschen Haus in Krasnaja Poljana, sie habe eine Woche vor ihrem olympischen Auftaktrennen in einer Klinik von Sotschi einen kleinen Schwächeanfall erlitten. „Ich hatte Probleme mit den Blutwerten und wollte das checken lassen. Die Krankenschwester konnte aber nicht so gut Blut abnehmen, da ist mir nicht so wohl gewesen“, sagte sie. Eine Entschuldigung für ihren vierten Platz sei dies aber nicht, Ihr Fokus liegt nun auf den 5000 Metern am 19. Februar. Für Aufmunterung will der viermalige Bob-Olympiasieger André Lange sorgen. Er lud Pechstein zu einer gemeinsamen Tour im Eiskanal ein.

Eigentlich hatte der Thüringer angekündigt, nie wieder in einen Bob zu steigen. „Es gibt nur eine, für die ich eine Ausnahme machen würde. Und das bist du“, sagte Lange in der Kolumne des „Berliner Kurier“ - solche Freundlichkeiten verkniff sich Friesinger-Postma. (dpa)

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